Ein Pferd ist immer ein Pferd. Ein Reiter ohne Pferd ist auch nur ein Mensch. 

Bent Branderup

Bent Branderups Theorievorträge sind absolut genial. 

Immer gespickt mit neuen Erkenntnissen aus Wissenschaft und Forschung. Was aber sehr ins Herz geht sind die vielen Weisheiten und Anekdoten von Bent. 

Best of Branderup II

Wie soll ein Pferd fußen? 

„Betrachten wir das Auge des Pferdes, dann hat sich die Evolution etwas sehr gescheites einfallen lassen. Pferde können ganz genau sehen, wo der Vorderfuß auffußt. Pferde gibt es länger als den modernen Menschen – und wir bilden uns ein, das Pferd über eine falsche Schwungrichtung über die Karpalgelenke zu schicken. Idealerweise muss der Hinterfuß in die Spur des Vorderfußes kommen. Wenn das Pferd sieht, wo es den Vorderfuß setzt und sieht, wo es sicher ist, dann kann der Hinterfuß nachkommen. Das Pferd ist geländesicher. Hätte die Evolution dies nicht so eingerichtet, wäre das Pferd nicht überlebenssicher. Auch die Formgebung der Hufe muss von der Evolution gut ausgedacht sein, schließlich gibt es in der Wildnis keine Hufpfleger. Und was sehen wir in der Reitbahn? Sieht der Boden nach dem Reiten aus wie ein Handgranatenübungsfeld, dann waren die Hufschniederschläge des Pferdes garantiert falsch.“

Bent Branderup

Zum Turnierreiten

„Wir müssen jede Lektion für das Pferd nutzen und nicht umgekehrt. Wir dürfen uns nicht nach einer gewissen Anzahl an Punkten richten, die man fürs Reiten bekommt. Wir haben aber eine Reitweise erfunden, wo quasi alle das gleiche Pferd reiten müssen, um Punkte zu bekommen. Es können aber auch nicht zwei Balletttänzer den Schwanensee in einer gleichen Weise tanzen. Es müsste darum gehen, die natürliche Fähigkeit des Pferdes nicht zu verderben, sondern die natürlichen Fähigkeiten zu optimieren. Das wäre eigentlich ein Olympiasieg“. 

Bent Branderup

Über Seitengänge

„Wir interessieren uns gar nicht für Seitengänge. Wir interessieren uns ja eigentlich fürs Geraderichten. Wenn man die Seitengänge nicht kann, dann kann man auch nicht geraderichten, das sagte schon Pluvinel“. 

Bent Branderup

„Durch richtige Seitengänge wollen wir die Füße dort hin bringen, so dass wir die Gelenke der Hinterhand unbeschwert beugen können. Die Pardade soll dann das Gefühl von Abwesenheit jeglichen Widerstands sein.“

Bent Branderup

Über Hilfszügel

„Wenn wir die Wirbelsäule steif machen durch Ausbinder, dann reduzieren wir ja die Bewegung der Wirbelsäule und die Beckentätigkeit. Dann leidet ja auch der Vorgriff. Ausbinder sind einfach keine menschlichen Hände, sondern nur menschliche Dummheit“. 

Bent Branderup

Über Glaubenskriege in der Reiterei

„Wir können keine Lehre entwickeln, wo es hießt: man macht es so und alles andere wäre falsch. Es gibt ja auch keine zwei gleichen Pferde. Wir brauchen selbstständig denkende Ausbilder, man muss schließlich verstehen, um zu denken. Man muss als Reiter immer erst verstehen, was man tut, warum man es tut und wann.“

Bent Branderup

Warum wir reiten?

„Man muss nicht mehr reiten, man darf. Es gibt auch keinen Zweck über bunte Stangen zu hüpfen. Der einzige Zweck ist uns geblieben – und der nennt sich Zeit schön zu verbringen. Die Zeit, die wir schön verbringen können wir aber auch inhaltsreich verbringen, indem wir selbst besser darin werden, Pferde auszubilden. Deswegen empfinde ich ein Reiterleben als weggeworfen, wenn man 40 Jahre reitet und keine Ahnung hat und nur transportiert werden will. Das ist ja als wenn man jahrelang einen Italienisch Kurs besucht und dann kann man in Rom noch immer keinen Cafe bestellen.“

Bent Branderup

Gib es einen magischen Knopf zum Reiten? 

„Menschen sind visuell und manuell. Daher wollen wir alles mit den Händen machen. Es gibt aber keine Hebel und Zahnräder, die beim Reiten ineinander passen. Es gibt Pädagogik. Und es geht darum eine gemeinsame Sprache zu erlernen.“ 

Bent Branderup

So sitzen und nicht anderes? 

„Daumenregeln stimmen meistens, aber nicht immer, daher muss man auch beim Sitz verstehen, warum die Regeln stimmen und warum die nicht stimmen – vor allem, warum es jetzt gerade anders ist. Generell gibt es eine Daumenregel nicht über der inneren Hüfte einzuknicken.“

Bent Branderup

„Wir sprechen von einem Dreipunktesitz zwischen den beiden Gesäßknochen und dem Schambein. Das Steißbein wäre auch noch da, hätten wir aber wirklich einen Schweif – im Englischen sprechen wir ja von Tailbone – dann würde der Schweif auf der Innenseite der Wirbelreihe des Pferdes runter hängen (wenn wir auf dem Pferd sitzen). Das gleiche gilt für das Schambein. Schambein und Steißbein geben also die Biegung des Pferdes wider.“

Bent Branderup

„Das Pferd soll den Menschen spiegeln und nicht nur von Absatz und Hand in die Lektion geritten werden. Die Sekundärhilfen kommen nur dann zur Geltung, wenn das Pferd den Menschen nicht spiegelt“. 

Bent Branderup

Über die Formgebung

„Erst wenn die Form mit Leichtigkeit da ist, erst dann kann man Ausdauer kriegen, sonst bekommt man eher Ausdauer in der falschen Muskulatur“. 

Bent Branderup

Über die Kunst

„Passage ist eine Entwicklung der Rumpfträger des Pferdes. Es geht darum, wie ein Künstler mit den Elementen der Reitkunst hantieren zu können. Der Maler hantiert mit Nuancen, aber es gibt ja eigentlich nicht so viele Farben. Er kann aber mit diesen wenigen Farben alle Gemälde auf der Welt machen, wenn er ein guter Handwerker ist. Balance, Losgelassenheit, Formgebung, Tempo, Takt und Schwung sind unsere Elemente, die wir als Reiter für die Kunst benötigen und für unser Handwerk“. 

Bent Branderup


„Der größte Irrtum in der Geschichte der Reitkunst ist, dass es erlaubt wäre mit Gewicht in der Hand zu reiten. Der Unterkiefer der Pferde ist nicht dicker als die Kante einer Cafetasse. Dort Gewicht auflegen zu wollen ist eine horrende Idee der Reitkunst. Es gibt auch historische Pferdekiefer wo wir Schäden finden, aber in den modern gerittenen Pferden finden wir die meisten Schäden“. 

Bent Branderup

Warum es sich lohnt, zu warten in der Ausbildung

„Der Brustkobr des Pferdes ist eerst mit sieben Jahren ausgewachsen. Daher habe ich so wunderbare Zeit, die ich mit dem jungen PFerd am Boden verbringen kann. Ein Muskel kann sich nicht korrekt entwickeln, wenn der Knochen dazu noch nicht ausreichend vorhanden ist, schließlich ist er der Haftungspunkt für den Muskel. Dieser Haftungspunkt muss ausgewachsen sein, damit das Pferd Rumpfmuskulatur und damit Rumpfträger entwickeln kann. Manche Pferde können uns leicht tragen, andere brauchen dafür eine enorme Ausbildung.“ 

Bent Branderup

„Ein geschmeidiges Pferd und ein ungeschulter Hintern fühlt sich an wie ein Aal, der in alle Richtungen weg geht. Das ist dann aber kein Pferdefehler sondern ein Ausbildungsfehler“. 

Bent Branderup

Weitere Zitate gibt es im „Best of Branderup“ Teil 1 zum Nachlesen.

Bent Branderup kommt 2020 wieder nach Österreich.
Verpasse nicht die beiden folgenden Termine:

  • 18. und 19. April, Equimotion, Sandberg bei Mannersdorf (nahe Wien)
  • 4. und 5. Juli, Horse Resort am Sonnenhof, Hart bei Graz

    Interesse an einem Zuschauerplatz? Dann schreib uns eine Mail