Einfach Reiten wäre das Ziel, aber wo fangen wir an?
Wir haben einen Reiter. Wir haben ein Pferd. Und schon kann es drauf los gehen? Wenn es doch so einfach wäre. 

Im folgenden Artikel klären wir folgende Fragen:

  • Was wünsche ich mir eigentlich vom Reiten? 
  • Wie oft brauche ich einen Trainer vor Ort? 
  • Nach welcher Reitweise möchte ich mein Pferd ausbilden? 
  • Wie finde ich eigentlich den besten Trainer? 
  • Wird mein Pferd auch Freude am Reiten haben? 

Einfach Reiten – Ein Hufschlag und ein Herzschlag

Als Kinder haben wir von Pferden geträumt. Vom Zusammensein und alles war irgendwie einfach, denn als Kinder sind wir genügsam. Meine Freundin Judith Reiter bietet Reitpädagogik für Kinder an. Ganz wichtig in den Einheiten ist freilich das gemeinsame Abholen des Ponys von der Koppel sowie eine ausgiebige Putz-Orgie. 

Ich muss manchmal schmunzeln, wenn ich Judiths Kinder beobachte, wie sie gedankenverloren Pony Belli die Mähne bürsten. Sie hören Judith schon gar nicht zu, sind in eine eigene Welt eingetaucht, das Zusammensein mit Belli ist am Schönsten. Das Reiten ist quasi die Draufgabe. Die Kirsche auf der Torte. 

Angefangen haben sie bei Bodenarbeit – Sabine und ihr wunderschöner Lipizzaner „Mozart“.

Als Kinder waren wir im Glück, wenn wir mit Pferden zusammen sein konnten. Als Jugendliche wollten wir mit unseren Freunden zu Pferd mithalten können. Wir wurden mutiger und wer Glück hatte, der konnte Wälder, Feldwege und Gewässer mit den vierbeinigen Freunden erkundigen. 

Und irgendwann hat er auch Einzug gehalten in die Reiterwelt – der Ernst des Lebens. 

Viele Reiter verlieren dann die Freude, wenn plötzlich das „Muss“ Einzug erhält. Wenn es darum geht, das Pferd zu „beherrschen“, wenn Vergleiche und Wettbewerb an vorderster Stelle stehen. 

Einfach Reiten – Wer kommt dafür zu mir? 

Ich habe sehr viele Wiedereinsteiger unterrichtet. Nach vielen Jahren Pause ohne das geliebte Pferd wird nun erneut aufgesattelt. Diesmal soll es aber mit Herz und Verstand los gehen. 

Umsichtig kümmern sich meine Schüler um das Wohl der Pferde und möchten so ausbilden, dass Mensch und Pferd Freude an der gemeinsam verbrachten Zeit haben. Dann gibt es Schüler, die ihr Pferd schon sehr lange bei sich haben, sportliche Ambitionen ablehnten und viele Jahre keine geeignete Methode der Gymnastizierung fanden. Gut, dass das Pferd so lange fit und gesund geblieben ist, aber jetzt im Alter gibt es das eine oder andere Zipperlein. Es wäre doch schön, wenn man nun selbst die Sache in die Hand oder Hufe nehmen könnte. 

Wie finde ich den richtigen Trainer? 

Zunächst steht immer der eigene Wunsch an erster Stelle. Viele Menschen wissen heute nicht genau, was sie eigentlich wollen, aber sie wollen es jetzt. 

  • Ich möchte gerne eine gute Gymnastizierung mit dem Pferd, aber ich möchte eigentlich nicht bis ins letzte Detail behirnen. Ja auch das gibt es. 
  • Ich möchte eigentlich nur ins Gelände reiten und mich auf dem Pferd sicher fühlen. 
  • Ich möchte mit meinem Pferd frei arbeiten. 
  • Ich möchte gerne mit meinem Pferd tanzen. 
  • Ich möchte gerne alles verstehen und lernen, wie ich mein Pferd gesund halten kann. 

Es gibt so viele Wünsche, an erster Stelle steht der Wunsch, den man gut und gründlich ausformulieren sollte. 

Mein Wunsch würde lauten: 

„Ich möchte alle Inhalte der Reitkunst bis ins kleinste Detail verstehen und für meine Pferde so nutzen, dass sie sich physisch und mental schöner fühlen. Dafür brauche ich einen Reitlehrer, der mir all meine Fragen beantworten kann – und sollte er einmal eine Frage nicht beantworten können, dann wünsche ich mir ehrliches Feedback.

Ich wünsche mir einen Trainer, der mir Selbstständigkeit lehrt und mich fördert, ein guter Ausbilder für meine Pferde zu werden.“

Jeder Beginn der Ausbildung ist zauberhaft.

Und der Wunsch für die Ausbildung meiner Pferde: 

„Ich möchte so mit meinen Pferden „arbeiten“, dass sie gerne bei der Sache sind und sich auf neue Herausforderungen freuen. Die Einladung gemeinsam zu tüfteln soll nicht in Anstrengung münden, sondern den Ehrgeiz meines Pferdes befeuern, ich möchte dass stolz ist über die Fähigkeiten, die es erlernt und sich mit mir gemeinsam daran erfreut. Ich möchte mein Pferd so ausbilden, dass seine mentale und physische Gesundheit profitiert“. 

Einfach Reiten – Wie sieht dein Wunsch aus? 

Nach welcher Reitweise möchte ich mein Pferd ausbilden? 

Reitweisen und Trainer gibt es heute scheinbar wie Sand am Meer. Sympathie ist freilich ein wichtiger Faktor, wenn sich Schüler und Lehrer nicht sympathisch sind, dann kann kein Lernen stattfinden. Bevor man einen Trainer auswählt, dessen Reitweise vielleicht gerade a la Mode ist, sollte man erneut über seine Ziele nachdenken. 

Ich habe mich für die Akademische Reitkunst entschieden, weil..nun ja, weil ich in erster Linie einer Freundin vertraut habe, die mich mit dieser Art zu reiten und auszubilden bekannt gemacht hat. Zum damaligen Zeitpunkt gab es noch keine sozialen Medien in der heutigen Form und man fand seinen Reitlehrer am ehesten durch Mundpropaganda. 

Ich habe meiner Freundin vertraut, ohne sie wäre ich vermutlich vom ersten Kurs gleich heimgefahren, denn mich hat schon ein bisschen abgeschreckt, wie da der Reitlehrer aus Dänemark hofiert wurde, wie manche Schüler unbedingt der Optik und dem Kleidungsstil des Reitlehrers nacheifern wollten. Nein, ich wollte nicht Kostümreiten. 

Von der Basis in den Sattel – wunderbar in einer Kursatmosphäre, noch dazu in der Fremde umgesetzt.

Rückblickend kann ich sagen, meine Einstellung war schon ganz schön erheblich. Kleider machen Leute, aber noch lange keinen Inhalt. Ich ließ mich also auf den Inhalt der Reitkunst ein und habe es keine Sekunde lang bereut. 

Die Theorie war logisch aufgebaut und durchdacht. Die Einheiten mit dem Pferd waren kleinschrittig und sorgfältig aufgebaut. Ich schulte meine Hilfengebung, meinen Sitz und konnte immer präziser mit meinem Pferd kommunizieren. 

Aber könnte das in einer anderen Reitweise nicht auch so sein? 

Doch, mit Sicherheit. Man findet heute viele Individualisten im Netz, man findet Reitlehrer, die sich eindeutig einer bestimmten Schule zuordnen lassen. 

Für mich muss die Reitweise das physische und psychische Wohl von Pferd und Mensch in den Vordergrund stellen. 

In der Akademischen Reitkunst jedenfalls habe ich so viele Gleichgesinnte im Kreis der „Ritterschaft der Akademischen Reitkunst“ gefunden, sie alle sind auch quasi mein „Gewissen“. Habe ich eine neue Idee, dann möchte ich diese mit meinen Kollegen besprechen, wir erörtern regelmässig Inhalte und überprüfen sie in einem breiten Netzwerk aus Trainern, Physiotherapeuten, Ostheopathen, Tierärzten und vielen Experten mehr. Dieses Netzwerk ist für mich ein wesentliches Qualitätsmerkmal. 

Es lohnt sich auch zu hinterfragen, wie viele Fortbildungen ein Trainer absolviert, wo er sein Wissen auf den Prüfstand stellt und was sich hinter einer schillernden Persönlichkeit verbirgt. 

Wie finde ich den besten Trainer? 

Noch immer durch Mundpropaganda, Weiterempfehlung und freilich auch im Internet. 

Wie oft brauche ich einen Trainer vor Ort? 

Manchmal gar nicht. Ich sag ehrlich, wie es ist. Gerade die letzten Jahre haben wahnsinnig viele Möglichkeiten eröffnet, online Unterricht zu nehmen. 

Na ja, Online sagst du jetzt, liegt dir nicht. Du möchtest die persönliche Betreuung vor Ort. Das kann ich gut verstehen, ich habe jedoch mehrere hundert Schüler pro Jahr im Unterricht und meine Online Studenten, die ich nicht oder nie face to face unterrichte zeichnen sich durch so manche Eigenschaft aus: 

Sie sind unheimlich selbstständig, observieren ihre eigene Arbeit mittels Videoanalyse, nehmen mich so öfter im Ohr mit auf den Trainingsplatz und sind unheimlich reflektiert. Ich möchte damit keinesfalls sagen, meine Schüler, die ich direkt treffe wären das nicht, aber es überrascht mich doch jedes Mal erneut, wie selbstständig und fleissig meine weit entfernten Schüler sind. 

Und ob du öfter einen Trainer bei dir brauchst, das liegt alleine an dir. Hast du die Möglichkeit, Inhalte nach der Einheit nochmal zu reflektieren, dir anzuschauen, wie welcher Inhalt aussehen sollte. Kannst du dir beispielsweise ein gutes Bild einer korrekten Stellung und Biegung machen? Wie soll ein Travers aussehen? Wer sich zwischen den Einheiten auch laufend in der Schulung des eigenen Blicks übt, Inhalte verstehen lernt, der ist auf jeden Fall klar im Vorteil. 

Die meisten Schüler kommen in der Tat extrem gut voran, wenn sie zwischen den Trainingseinheiten doch ein bisschen Zeit verstreichen lassen und mit den Inhalten üben. Dabei auch den einen oder anderen Fehler machen und daraus stets das Meiste mitnehmen. Ohne meine Sackgassen wäre ich selbst heute nicht da, wo ich bin. 

Einfach Reiten und wird mein Pferd Freude an der gemeinsamen Zeit haben? 

Wenn Besucher und Beobachter die Beziehung mit meinen Pferden als schön bezeichnen und harmonisch ist das eigentlich das größte Kompliment für mich. Meine Schimmel sind immer ein bisschen im Konkurrenzkampf, wen ich als Erstes von der Koppel hole. Jeder möchte mir unbedingt gefallen und ich hoffe auch sehr, dass ich ihnen gefalle. 

Häufig bringe ich meine Pferde am Halfter in die Halle und lasse sie dann frei. Ich sortiere in aller Ruhe den Strick, meine Buben gehen dann gerne mal schauen, wer denn vor ihnen in der Halle war. Facebook für Pferde sozusagen. Ich nehme dann den Kappzaum und ein Seil und frage, ob sie mit mir mitkommen möchten. Manchmal ist die Antwort nein. Besonders Konrad, mein Hausmeister muss sich Zeit nehmen dürfen, die Düfte anderer Pferde in der Halle wahrzunehmen. Häufig lädt er mich dann aber ein, mit ihm zu kommen. Kappzaum anziehen? Noch nicht. Das kommt dann gerne etwas später, zuerst wird geschmust, auch mal gemeinsam gewälzt und ein bisschen geblödelt. Ich finde es unheimlich wichtig auf die Wünsche meiner Pferde einzugehen und nicht immer ein „Funktionieren zu verlangen“. 

Wenn es wirklich gemeinsam verbrachte Zeit ist, dann werden auch Mensch und Pferd daran Freude haben. 

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