Im November 2020 musste ich meine Trakehnerstute Tarabaya gehen lassen. Ein Leben voller Schmerzen – das hatte sie nicht verdient und das wollte ich auch so nicht für sie.
Ich hatte ein sehr starkes Bauchgefühl und bestand auf eine erneute Diagnostik, die dann letztlich meinem Bauchgefühl auch recht geben sollte. Manchmal hat man lieber nicht recht – und nicht jede Vermutung muss mit einer schlimmen Befundung enden.
Trotzdem ist es wichtig, dem Bauchgefühl eine gute Grundlage zu geben – im Sinne von Wissen.
- Wo tut es weh?
- Tut es überhaupt weh?
- Hat unser Pferd Schmerzen?
- Hat unser Pferd in einer bestimmten Situation Schmerzen?
All diese Fragen könnten wir mit einem vollen Werkzeugkoffer voller Wissen vielleicht besser beantworten. Meine Kollegin Celina Skogan aus Norwegen organisiert bereits zum zweiten Mal einen großen Online Summit von 14. bis 17. März 2024 in dem das Thema Schmerz im Vordergrund steht.
Warum ihr das Thema so wichtig ist und welche spannenden Vorträge uns bei ihrem Summit erwarten – darüber erzählt sie mir mehr in der aktuellen Podcastfolge:
Folge direkt downloaden (Rechtsklick und speichern unter..)
Mehr über Schmerz und Reha
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Liebe Anna, deine Nachricht ‚Wo tut es denn weh?‘ hat mich sehr berührt. Ich habe mein allererstes eigenes Pferd – mit über 50 Jahren – als Reitbeteiligung übernommen, da war er 6 Jahre alt und ich schon die 7. Besitzerin. Mir war klar, das wird eine Aufgabe, aber ich hatte endlich die Zeit und das Geld, sie zu übernehmen. Ich dachte damals, er kommt einfach nur aus furchtbar schlechtem Training und deshalb kommt keiner mit ihm klar. Er war ein Criollo und super introvertiert, aber bei mir einfach immer nur brav. Ich habe dieses Pferd stundenlang einfach nur angestarrt. Habe irgendwann verstanden, dass sein Stoffwechsel entgleist ist, weil er einfach im Zustand beständiger Panik lebt. Habe erkannt, dass er zusammenzuckt und erstarrt, wenn die Stallbetreiberin kommt. Habe ihn umgestellt und die Fütterung optimiert. Ich habe 2 Jahre gebraucht, bis er sich mir geöffnet hat und ein wenig Emotion gezeigt hat. Und dann habe ich nochmal 2 Jahre gebraucht um zu erkennen, dass er manchmal so schlechte Laune hat, weil er Schmerzen hat. Ich habe ihm erlaubt, meine Hand zu nehmen, wenn er Schmerzen hat. Dafür habe ich viel Kritik geerntet, die anderen haben gesagt, er schnappt nach dir, das darf er nicht, aber er hat sie wirklich nur genommen, und dann haben wir nichts gemacht. Wie sollte er es sonst denn sagen? Aber es wurde schlimmer. Kein Tierarzt hat die Ursache erkannt. Plötzliche Lahmheiten von jetzt auf gleich, nach wenigen Stunden war alles wieder weg. Stolpern, im Nachhinein alles klar. Alle Gelenke haben sich mit der Zeit entzündet. Es war ein Alptraum. Meine Osteopathin hat schließlich gemutmaßt, dass mit der Halswirbelsäule etwas nicht stimmt. Dann erst haben wir die röntgen lassen, und er hatte eine schwere Fehlbildung. Niemand denkt das bei einem Criollo. Aber da war alles schon so geschädigt, dass ich ihn gar nicht mehr habe aufwecken lassen. Ich wünschte so sehr, Pferde wären nicht so entsetzlich tapfer und würden alles für uns versuchen. Ich wünschte, sie hätten einen fürchterlichen Schmerzlaut, dann hätten viele von ihnen es nicht so schwer.