Sättel müssen aus Leder sein?
Mitnichten.
 
Filz ist dehnbar, druckelastisch, widerstandsfähig, schallhemmend und isoliert gegen Hitze und Kälte. Die gegebene Polsterung schützt vor mechanischer Belastung.
UND: Filz ist in der Regel nicht brennbar. Ein feuersicherer Sattel.
Aber wie bequem sind die bunten Pads aus Filz?
 
Isabel Steiner stellt Filzsättel in Deutschland – speziell auch für die akademische Reitkunst her. Wie es dazu kam und warum – das erzählt sie im heutigen Interview:
 
Wie kamst du auf die Idee mit den Filzsätteln? Was war da der Anlass?
 
Isabel Steiner: Ich fand es schön, so nah am Pferd zu sitzen und bestellte mir deshalb einen Sattel aus Schaffell. Der war auch sehr bequem und weich, allerdings stellte sich heraus, dass mein Pferd für mich nur noch breiter wurde und ich so unweigerlich in einen Stuhlsitz rutschte. So konnte ich meine Hüfte nicht mehr bewegen und mehr als „Ganze Bahn“ und „Zirkel“ waren mit keinem meiner Pferde möglich, ohne die Zügel zu benutzen.
 
Hattest du bei der Entwicklung Bedenken? Schließlich gibt es ja auch sehr viele Studien und Satteldruckmessungen, die sich beispielsweise gegen Fellsättel oder baumlose Sättel aussprechen? 
 
Isabel Steiner: Ich habe zuerst die Problematik überdacht und überlegt wie ich einerseits den Reiter in eine möglichst senkrechte Position bringen und andererseits das Pferd so gut wie möglich schützen kann. Deshalb war es mir sehr wichtig, entsprechende Materialien auszusuchen, mit denen ich meinen Traum verwirklichen konnte.
 
Was ist denn der Unterschied zu einem Fellsattel? 
 
Isabel Steiner: Im Gegensatz zum Fellsattel hat der Filzsattel ein geformtes und patentiertes Inlay aus verschiedenen Schäumen, das den Reiter aufrecht setzt und das Pferd vor zu viel punktuellem Druck schützt. Außerdem verzichten wir komplett auf Steigbügel, um keinen Druck auf der Wirbelsäule des Pferdes aufzubauen. Auch die Gurtung ist so angebracht, dass der Widerist keinen Druck bekommt.
 
Wie wird der Filzsattel hergestellt und passt er auf jedes Pferd? 
 
Isabel Steiner: Der Filzsattel wird hier in Deutschland zu fairen Bedingungen von Hand gefertigt. Er besteht aus reinem Wollfilz und ist atmungsaktiv und stark schmutz- und wasserabweisend. Sollte eines unserer Modelle einmal nicht ideal passen, können wir den Schnitt entsprechend der Vorgaben unserer Kunden gegen einen geringen Aufpreis abändern und anpassen. Meist passt der Sattel aber mit unserem asymmetrischen Gurt gut.
 
Was ist der Vorteil von einem Filzsattel gegenüber einem „normalen“ herkömmlichen Dressursattel?
 
Isabel Steiner: Der Filzsattel ist komplett flexibel. Es werden keine starren Materialien vernäht. So kann es zu keinen Druckstellen kommen. Sogar schief bemuskelte Pferde können so auf der weniger bemuskelten Seite mit durchdachtem Training beim Reiten wieder aufgebaut werden. Gedacht ist der Sattel auch dem Reiter die Möglichkeit zu geben, während der normale Sattel auf- oder umgepolstert wird, das Pferd gut gymnastizieren zu können oder aber um junge Pferde an das Satteln zu gewöhnen.
 
Wie „sicher“ ist der Sitz in einem Filzssattel? 
 
Isabel Steiner: Da Filz eine raue Oberfläche hat, ist das Material überhaupt nicht rutschig. Je entspannter man sitzt, desto größer ist die Auflagefläche des Reiters und desto sicherer ist der Sitz im Filzsattel. Bei jungen oder stürmischen Pferden ziehe ich alleerdings auch ab und zu einen Sattel mit Bügeln vor. 😉  
 
Eignet sich der Filzsattel für jeden Reiter? 
 
Im Prinzip ja. Lässt man sich auf den Sattel ein, lehrt er einen unabhängigen, tiefen, entspannten Sitz. 
 
Vielen Dank an Isabel Steiner! Wer mehr über den Filzsattel wissen oder diesen einmal selbst ausprobieren möchte kann auf Isabels Homepage alle Details dazu erfahren.