Einfach mal schnell eine Frage direkt an Bent Branderup stellen? Ja das direkt via Facebook!
In der Frageserie ist jeder herzlich eingeladen, seine Frage zu posten. Einmal im Monat gibt es eine kurze Videobotschaft. In meinem Blog liefere ich euch die Übersetzung:
Diesmal geht es in der Frage um möglichen Gangsalat:
Wie würdest du den Tölt eines passigen Isländers verbessern?
Normalerweise arbeiten wir ein Pferd in den Basisgangarten Schritt, Trab und Galopp. Theoretisch wollen wir den Tölt in der Akademischen Reitkunst einen „running walk“ nennen, also einen gelaufenen Schritt. Manchmal scheint der Tölt aber wie ein gebrochener Trab. Eine Gangart zu runinieren, um eine andere Gangart zu bekommen ist aber in meinen Augen keine Verbesserung. In vielen Fällen sprechen Reiter von einem Fünfgänger, allerdings hat ihr Pferd nur fünf Variationen von Pass. Bei der an mich gestellten Frage lese ich zwischen den Zeilen, dass das Pferd möglicherweise eine Tendenz hat, im Pass zu gehen. Die Wirbelsäule ist hier möglicherwiese steif, wir brauchen daher Durchlässigkeit, und die Fähigkeit für Dehnung und Biegung, Durchlässigkeit im Vorgriff der Hinterhand. Theoretisch wäre der Tölt genau in der Mitte zwischen Trab und Pass. Ein Pferd mit mehr Pass würde dann mehr Trab im Gang benötigen. Wenn der Pass aber in der Realität durch Rückenschmerzen oder andere Probleme entsteht, dann stimmt diese Theorie nicht mehr ganz. Ich bevorzuge den Tölt also einen gelaufenen Schritt zu nennen, dann wäre es ein sauberer, kein gebrochener Gang. Man muss sich aber immer das individuelle Pferd ansehen.
Passend dazu ist auch die Frage nach dem Lizenzierten Branderup Trainer:
Was muss ich machen, um ein lizenzierter Bent Branderup Trainer zu werden?
Um ein lizenzierter Bent Branderup Trainer zu werden muss man zuallererst selbst ein guter Reiter sein. Das heißt, ich erwarte mir von der Person mindestens das Wappenträger-Leveln innerhalb der Ritterschaft; das wäre ein Level, wo ich denke, man ist selbst soweit einen Schüler bis zu dieser gleichen Stufe hin auszubilden. Vor dem Wappenträgertest muss man auch den Bodenarbeits- und Longentest absolviert haben; der Wappenträgertest ist dann eine Überprüfung der Entwicklung des Reitersitzes. Hier lautet die Frage, wie man den Sitz als ein Werkzeug einsetzen kann und ob man das Pferd in sämtlichen Lektionen tatsächlich vom Sitz aus führen kann. Die Longe ist ein Werkzeug, ebenso die Bodenarbeit und der Crossover zum Langen Zügel- Man muss all diese Techniken selbst beherrschen und einen Test darüber bestanden haben. Man muss aber natürlich auch gut darin sein, diese Inhalte anderen Personen zu erklären. Man braucht also auch eine Entwicklung als Lehrer, dafür muss man zeigen, dass man die Fähigkeit mitbringt, andere Menschen auf das gleiche Niveau zu hieven. Auch dann ist es aber noch nicht sicher, ob jemand in mein Team passt. Für mich ist es wichtig, ein Team zu haben, wo die Trainer gut zusammen arbeiten. In dem Team sind natürlich auch Leute mit speziellen Fähigkeiten, was ich sehr zu schätzen weiß. Die Trainer repräsentieren natürlich auch mich und meine Arbeit. Teamfähigkeit ist also eine wichtige Sache.
Wer daran interessiert ist, Trainer zu werden, muss seinen eigenen Weg gehen. Wir prüfen dann: Was fehlt noch in der Ausbildung des einzelnen, was müssen wir noch hinzufügen? Es ist wichitg, dass man selbst ein guter „Handwerker“ ist, aber auch die Pädagogik als „Handwerk“ versteht. Für viele Leute ist es eine lange Reise, aber es ist gut wenn man sich Zeit nimmt um zu lernen.
Warum gibt es keine Ausbildung auf Distanz beispielsweise via Internet?
Ich habe keine Ausbildung auf größere Distanz, denn wenn man über das Internet und Filme arbeitet, dann sieht man ja nur ein kleines Bild vom großen Ganzen. Wenn wir die Reitkunst definieren, dass zwei Geister wollen, was zwei Körper können, dann fehlt mir ja im Film die Möglichkeit den Geist von Reiter und Pferd zu fühlen. Ich kann also nur die körperlichen Möglichkeiten beurteilen. Mittlerweile kann man mir ja Groundwork und Longework test schicken, um die Inhalte auf Distanz prüfen zu lassen. Dafür braucht man aber eine Empfehlung von einem Mitglied der Ritterschaft (mindestens Wapptenträgerniveau). Die Person, die die Empfehlung ausspricht, muss auch beim Filmen der Prüfung anwesend sein. Gefilmt wird aus jener Position, in der ich für gewöhnlich auch auf Kursen die Prüfung abnehme. So soll sicher gestellt werden, dass hier nichts manipuliert wird. Auf Lange Distanz – da wird es abgesehen von den Prüfungen also so schnell kein weiteres Angebot geben, da es so viele Details gibt, die ja gerade am Anfang der Ausbildung wichtig sind.
Als ich zu meiner Reise zur Reitkunst aufbrach, habe ich auch meine Familie und mein Land verlassen, um von meinen Meistern zu lernen. es war nicht nur eine mentale sondern auch eine körperliche Reise. Menschen, die sich körperlich nur sehr schwer bewegen, bewegen sich auch mental schwer. Später habe ich auch herausgefunden, es war nicht nur eine Reise nach außen hin, sondern eine Reise nach innen zu mir selbst.
Diese wunderbare Erfahrung zu machen – diesen Rat kann ich nur weiter geben. Einerseits ist es also Leidenschaft, die uns zu guten Reitern macht, andererseits ist es auch Geduld, um ein weiteres Schlüsselwort zu nennen.
Reitkunst ist noch immer nicht käuflich, im Gegensatz zu einem fantastischen Pferd, einer Reithalle oder einem Trainer, den man sich kaufen kann. Wir brauchen daher Leute, die uns direkt vor Ort unterstützen – es ist also auch noch ein altmodisches Handwerk, das man gemeinsam mit einem Lehrmeister im direkten Kontakt entwickeln muss.
Suchen wir uns also Hilfe – das kann eine Frage im Internet sein, die unser Interesse weckt, bis hin zum „live Unterricht“ bei Bent oder einem seiner Trainer – eine Liste aller Kollegen gibt es übrigens unter diesem Link.
In seinem Beitrag über Tölt und Pass spricht Bent mir wieder einmal aus der Seele! Es gibt so viele Gangpferde, die den Tölt aufgrund einer harten Reiterhand, eines klemmenden Sitzes oder einfach eines zu langen Sattels zeigen. Es wird wirklich Zeit, dass sich die Erkenntnis verbreitet, dass dies nichts mit pferdeschonendem Reiten zu tun hat!