Im Zirkel verlaufen?
Aus der Serie – Dinge, die Sie schon immer über die Akademische Reitkunst – am besten persönlich von Bent Branderup wissen wollten – heute in meinem Blog Teil 2 in der deutschen Übersetzung.
Viele Leute sind der Ansicht, dass viel Arbeit auf dem Zirkel, sowie die verfrühte Arbeit mit lateraler Biegung dem Pferd die Fähigkeit nimmt unter dem Reiter auf einer geraden Linie zu laufen? Was ist hier die korrekte Antwort?
Bent Branderup: Zunächst müssen wir darüber sprechen, was wir unter lateraler Bewegung überhaupt verstehen. Darunter wird häufig ein Passgang beschrieben – im Zusammenhang mit der oben gestellten Frage verstehen wir aber etwas Anderes darunter: ich denke wir sprechen hier von einer Seitwärtsbewegung – wobei ich auch hier beschlossen habe, unbedingt hinsichtlich der Bewegungsqualität zu unterscheiden: Beim Schenkelweichen etwa kommt es zu einer falschen Druckverteilung auf die Hufe und Gelenke des Pferdes, wenn das Pferd das Bein aufsetzt. Daher ist es von großer Bedeutung, dass das Pferd mit seinen Hinterbeinen korrekt in Richtung Schwerpunkt unter seine Masse tritt, so dass Knie- und Sprunggelenke so gebeugt werden, wie es ihrer Natur entspricht.
Seitengänge sind also nicht gleich Seitengänge – wir dürfen das nicht mit einfach seitlich laufen verwechseln – es kommt vor allem auf eine korrekte Ausführung an. Falsch ausgeführte Seitengänge stellen für das Pferd in körperlicher Hinsicht ein Problem dar – nicht nur wenn sie zu früh, also was das Alter des Pferdes angeht ausgeführt werden, sondern auch in der Ausführung mangelhaft sind. Daher ist es wichtig, dass wir den Unterschied zwischen Kruppeherein, Schulterherein und Schenkelweichen verstehen – das betrifft auch den Zirkel!
Alle Tiere sind von Natur aus schief – so auch das Pferd. Der Weg, um das Pferd gerade zu richten führt über die Biegung auf den Zirkel. Durch den Vergleich der beiden Zirkelgrößen auf der rechten oder linken Hand haben wir eine natürliche Weise beide Biegungen zu erarbeiten und sie dabei vergleichbar und messbar zu machen. Wenn wir auf beiden Händen einen gleich großen Zirkel reiten können, können wir allmählich von einer Begradigung der Schiefe sprechen.
Ohne all diese Übungen können wir nicht von Geraderichtung sprechen. Wenn wir beispielsweise mit dem Pferd galoppieren stellen wir fest, dass das Pferd auf der einen Seite gut galoppiert, auf der anderen Seite aber nicht. Es gibt keinen gerade-geraden Galopp – es gibt einen Rechtsgalopp oder einen Linksgalopp. Klappt beispielsweise nur Linksgalopp, dann müssen wir natürlich an der Qualität des Galopps auf der rechten Hand arbeiten.
Haben wir ein Kutschpferd, das zwar nicht galoppieren soll, aber geradegerichtet im Trab vorwärts laufen soll – dann stellen wir im Einspänner möglicherweise fest, dass das Pferd ständig zu einer Seite läuft. Ist es linksgebogen, dann wird es immer gerne nach links ausweichen und nicht geradeaus laufen.
Natürliche Schiefe ist etwas, womit wir uns auseinander setzen müssen – je früher, umso eher wird das Pferd durchlässig auf unsere Arbeit antworten – aber natürlich können gerade beim Geraderichten auch viele Fehler passieren.
Die nächste Antwort von Bent Branderup kommt in Kürze – zum einen gibt es nächste Woche wieder einen Kursbericht – diesmal aus Graz – zum anderen gib es die nächste Videoantwort Anfang des Monats!
Hier gibt es nochmal das aktuelle Video zum Nachschauen auf Englisch:
Und was würden Sie schon immer über die Akademische Reitkunst wissen?
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