Der Galopp ist die Gangart, die Reiterherzen höher schlagen lässt. Die einen lassen sich vom Galopp im Gelände berauschen und erleben ein Glücksgefühl. Die anderen sind vielleicht unsicher, galoppieren selten bis gar nie, dabei hat der Galopp viele Vorteile für die Ausbildung des Pferdes.

„Hopp hopp hopp, Pferdechen lauf Galopp….” 

Wer kennt die Zeilen dieses Kinderliedes nicht? Schon als Kind hat sicher der ein oder andere davon geträumt, mit dem Pferd über eine große Wiese, den Strand oder durch den Wald zu galoppieren. Den Wind in den Haaren und im Gesicht, das Gefühl von Freiheit spüren und einfach nur Spaß haben.

Als wir älter wurden, haben wir bereits einiges gelernt und natürlich haben wir auch den Galopp näher betrachtet. Denn außer dem Spaß in der Natur, bringt der Galopp auch viele andere Vorteile. Trotzdem sollte man den freien Galopp in der Natur nicht hinten anstellen. 

 Fußfolge und Phasen im Galopp

Der Galopp ist wie ein vorwärts gehender Sprung im Dreitakt und besteht aus 6 Phasen

Wir unterscheiden zwischen einem Rechts– und einem Linksgalopp. Genauso gibt es auch den fehlerhaften Kreuzgalopp und Passgalopp. Beim Passgalopp fußt ein gleichseitiges Beinpaar gleichzeitig ab und wieder auf und verliert somit den Dreitakt. 

Wenn wir vom korrekten Rechtsgalopp ausgehen, ergeben sich folgende Fußfolgen: 

Das Pferd landet nach der Schwebephase am linken Hinterbein (1.Takt), danach folgt das rechte Hinterbein gleichzeitig mit dem linken Vorderbein (2.Takt). Bevor das rechte Vorderbein auffußt (3.Takt), löst sich das linke Hinterbein vom Boden, gefolgt von rechts hinten und links vorne, sodass sich eine Einbeinstütze ergibt, bis hin zur erneuten Schwebephase. 

Den Hauptantrieb hierbei liefert das äußere Hinterbein, da dieses als erstes die Kraft nach vorne übertragen muss. Das innere Vorderbein muss für kurze Zeit die meiste Last tragen, da es als Einbeinstütze fungiert. 

Fußfolgen im Linksgalopp
Fußfolgen im Linksgalopp (oben) und Rechtsgalopp (unten) im Dreitakt

Wenn man vom Arbeitsgalopp in den Schulgalopp wechselt und somit zu einer höheren Versammlung gelangt, dann ändert sich der Dreitakt in einen Viertakt. Genauso passiert dies, wenn man in eine Galopppirouette arbeitet. 

Im Rechtgalopp wäre das das linke Hinterbein, gefolgt vom rechten Hinterbein, danach das linke Vorderbein und zum Schluss das rechte Vorderbein. 

Auch im Rennsport kann das Pferd, je schneller es wird, in einen Viertakt fallen. 

Was sagen die Alten Meister zum Galopp? 

In den alten Schriften von Gustav Steinbrecht, François Robicon de la Guérinière und Waldemar Seunig etwa steht vieles über die Ausbildung des Galopps geschrieben. 

Verschiedenste Szenarien werden beschrieben und genau im Detail aufgeschlüsselt, wie es nicht laufen soll und wie es korrekt ist. 

Hat man zum Beispiel ein Jungpferd mit einer guten Galoppveranlagung, so schreibt Gustav Steinbrecht, man solle den Galopp für das Pferd nutzen, wenn es ihn von sich aus anbietet. 

Tut sich ein Pferd jedoch mit dem Galopp schwer, gerät in aus der Balance und läuft schon beim angaloppieren davon, dann solle man zuerst den Schritt und den Trab so weit ausbilden, dass das Gewicht auf allen vier Beinen gleichmäßig verteilt ist. Der Galopp wird davon profitieren. 

Anders wiederum beschreibt es Guérinière, denn er ist der Meinung, dass ein Pferd nicht im Galopp gearbeitet werden darf, bis es nicht den höchsten Grad der Versammlung im Schritt und im Trab erreicht hat. 

Steinbrecht beschreibt dies als veraltet und rät dazu, dass Pferd als Individuum zu sehen und den Galopp zu nutzen, wenn es möglich und nötig ist. 

Auch ist er der Meinung, dass der Galopp nicht in seinem Vorwärts gehindert werden darf und auf keinen Fall zu früh an Versammlung gedacht werden soll. Die Schubkraft, auf die im „Gymnasium des Pferdes“ sehr viel Wert gelegt wird, solle sich durch einen guten Galopp verbessern können und darf daher nicht zu früh gebremst werden. Hier ist jedoch darauf acht zu legen, dass das Pferd in der Bahn keinen Schaden nimmt, wenn es sich noch nicht korrekt im Galopp tragen kann. 



Hier pflichtet auch Waldemar Seunig bei, dass wenn ein Pferd den Galopp anbietet dies vor allem im Gelände in kurzen Reprisen angenommen werden sollte, denn es fördert den Schwung und die Anlehnung. Doch in der Bahn, rät auch er zu höchster Vorsicht, sodass das Pferd in engen Wendungen keinen Schaden nimmt. Denn im Galopp ist es durch die Fußfolge auch nicht möglich, dass beide Seiten gleichmäßig beansprucht werden, so wie im Trab. 

So sind sich Waldemar Seunig und Gustav Steinbrecht einig, dass wenn ein Pferd den Galopp anbietet, man ihn nutzen sollte. Niemals sollte man aber einen Galopp in der Bahn erzwingen, denn das Pferd würde eine Abneigung dagegen entwickeln und keine Freude daran haben, wenn es noch nicht soweit ist. 

Einem haltungslosen Pferd könnte es genauso gut passieren, dass es durch ein zu frühes Angaloppieren ins Eilen kommt und man dadurch als Reiter dazu gezwungen wäre, mit der Hand rückwirkend einzuwirken und sich so viel bereits getane Arbeit zerstören kann. 

Beide Meister sprechen auch ausdrücklich von dem „natürlichen“ Galopp, den man nutzen soll. Keinesfalls sollte man zu früh auf das Pferd einwirken und schon gar nicht mit der Hand eine Haltung herbeiführen. Um den „natürlichen“ Galopp seine Entfaltung zu ermöglichen, solle man sich lange gerade Strecken suchen und das Pferd in freier Natur seine Sprünge entfalten und finden lassen. 

Ganz wichtig ist auch, dass ein Pferd, dass lieber verhalten galoppiert und Versammlung anbietet, nicht sofort in der Versammlung gearbeitet werden darf. Auch dieses Pferd muss lernen, den Schub von hinten zu nutzen, um den Schwung zu übertragen. Erst später, darf die Versammlung gewählt werden. 

Was sind nun die Vorteile des Galopp?

Schubkraft ausbilden: 

Der Galopp dient dazu, die Schubkraft des Pferdes zu verbessern. Die Schubkraft ist wichtig, um den Schwung korrekt über den Rücken zu übertragen sowie ein Grundstein für eine korrekte Versammlungsfähigkeit. Genauso wird der Schub benötigt, um ein korrektes Suchen an die Hand heran zu bekommen. 

Hergabe des Rückens:

Wenn man ein junges Pferd hat, dass den Galopp von sich aus anbietet und es dabei auch gut in der Balance ist, dann kann es helfen, dass sich das Pferd durch langes gleichmäßiges Galoppieren, leichter zur Losgelassenheit findet und den Rücken dadurch hergibt und somit in die gewünschte Selbsthaltung findet, die nicht von der Hand herbeigeführt werden darf. 

Denn langes Traben ermüdet sowohl den Reiter als auch das Pferd. 

Das Aufwölben und Hergeben des Rückens folgt dadurch, dass beim Vorgreifen der Hinterbeine die Lendenwirbelsäule vollkommen gebeugt ist und die Hinterbeine dadurch so weit nach vorne greifen können. Durch das Auffußen der Hinterbeine wölbt sich der Rücken noch ein bisschen mehr auf.

Danach folgt das Strecken des Rückens, indem die Vorderbeine auf dem Boden aufsetzen. Durch dieses Beugen und Strecken der gesamten Rückenmuskulatur fällt es dem Pferd leichter im Rücken loszulassen. 

Amira und ich beim Galopp
Amira und ich beim Galopp an der Longe, wo man gut das Heben des Rückens sehen kann

Trab verbessern:

Ein angeborener schlechter Trab, der schwunglos, verhalten und schlaff ist, kann durch einen guten Galopp verbessert werden, da die Schubkraft für ein verbessertes Abschieben der Hinterbeine sorgt und somit eine bessere Schwungübertragung gewährleistet ist.

Auch für die erforderliche Energie in den niedrigeren Gangarten kann der Galopp sorgen.

Der Galopp kann in diesem Fall schneller dazu beitragen, einen entschlossenen Trab zu bekommen, anstatt sich mühsam mit Übungen im Trab zu plagen. Durch den Galopp wird das Pferd, wie bereits erwähnt, seine Schubkraft nutzen und entwickeln, um an die Hand heran zu suchen und somit in eine korrekte Stellung zu finden. 

Kräftigung der Hinterhand: 

Das vermehrte Angaloppieren stärkt die Rump- und Hinterhandmuskulatur. 

Dazu ist kein langes durchgaloppieren nötig, denn nur der erste Sprung, bringt schon enorm viel Kraft. 

Brustkorb anheben:

Wenn ein Pferd ein Problem hat, den Brustkorb anzuheben und zwischen den Schultern runter zu sacken, dann kann ein Galoppsprung helfen, diesen wieder hochzuheben. Nach dem Galopp sollte man versuchen, den gehobenen Brustkorb zu erhalten und somit die Tätigkeit der Hinterbeine. Fällt er wieder runter und die Schubkraft verlässt das Pferd erneut, kann das angaloppieren natürlich beliebig oft wiederholt werden. 

Fördert, wie bereits erwähnt, die Rump- und Hinterhandmuskulatur, die den Brustkorb hochheben soll. 

Der Galopp verbessert deutlich das Heben des Brustkorbes.
Der Galopp verbessert deutlich das Heben des Brustkorbes.

Entfaltung der Lungen:

Im Galopp benötigt das Pferd das meiste Lungenvolumen. 

In der Schwebephase der Vorderbeine atmet das Pferd tief ein und wenn die Vorderbeine auf dem Boden aufsetzen wird ausgeatmet bzw. wird die Luft automatisch ausgepresst. 

Der Galopp ist eine gute Möglichkeit um das Lungenvolumen des Pferdes zu stärken und somit die Ausdauer zu fördern.

Durch die große Entfaltung der Lungen, dehnt sich der Brustkorb in dieser Phase stark aus. 
Daher ist es besonders wichtig, dass beim Gurten der Gurt nicht bis zum Anschlag festgezogen wird, denn im Stand benötigt das Pferd ein geringeres Luftvolumen als im Galopp. Kann das Pferd nicht tief genug einatmen, kann sich der Galopp nicht vollkommen entfalten und es wird zu einer Verspannung kommen. 

Man kann dies ohne weiteres an sich selbst ausprobieren: Einfach einen Gürtel nehmen und ihn um den eigenen Brustkorb binden, gleich unter der Brust, so fest wie nur möglich. 

Es wird vermutlich bereits unangenehm im Stand sein. Nun kommt noch Bewegung hinzu und man lege einen 100m Sprint hin. Man wird merken, dass einen der Gürtel in der Atmung beeinträchtigt. 

Vermutlich ist das häufige zu fest Gurten am Anfang der Einheit der Grund dafür, warum manche Pferde sich beim Satteln aufblähen, um möglicherweise für den Galopp noch etwas Spielraum zu haben. 

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