Der Fellwechsel ist voll im Gange, die Weidesaison steht kurz bevor. Mineralstoffe sind jetzt in aller Munde – oder in aller Pferdemäuler. Allerdings – welche Mineralstoffe sollten besonders jetzt hinzugefüttert werden?
Rund um diese Frage dreht sich das Blog-Interview mit Ute Terler.
Ute Terler kümmert sich auf ihrem Hof um 11 „Anschauungs- und Testobjekte“ (wie sie liebevoll ihre Pferde nennt ;-)) und hat sich dadurch intensiv mit den Themen Haltung und Fütterung beschäftigt. Mit diesem erlangten Wissen möchte sie nun im Team von „Rossnatur“ mehr Menschen helfen, mit ihren Pferden zu mehr Wohlbefinden und Gesundheit zu kommen.
Ute: Egal ob Pferd oder Mensch – unsere Körper bestehen aus Billionen von Zellen. Diese Zellen erhalten unseren Organismus am Leben und sind somit lebensnotwenig. Damit die Zellen ihrer wichtigen Aufgabe nachkommen können und selbst auch am Leben bleiben, braucht der Organismus eine ausreichende Versorgung mit Eiweiß, Energie und Mikronährstoffen. Diese Mikronährstoffe sind Mengen- und Spurenelemente, Mineralien, Aminosäure, Vitamine und Fettsäuren. Leider ist kein Organismus in der Lage alle Mikronährstoffe die er braucht selber herzustellen. Auch ist in unserer Nahrung ein Mangel an diversen Mikronährstoffen ersichtlich. Das zeigen auch einige der Heuanalysen aus unserer Umgebung. Leider wurde uns durch die Heuanalysen auch bewusst, dass es bei manchen Mikronährstoffen öfters zu einem Überschuss kommt.
Ebensowenig wünschenswert wie Mangelerscheinungen, tut umgekehrt auch der Überschuss dem Körper nicht gut. Da Mikronährstoffe in unmittelbaren Zusammenhang zueinander stehen, führt der Überschuss einerseits, wie der Name schon sagt zu einem Überfluss, zu einer Fülle, andererseits aber auch zu einer Leere. Dies verursacht unweigerlich ein Ungleichgewicht, wodurch unsere Zellen nicht mehr korrekt ernährt werden und somit ihre Funktion nicht mehr erfüllen können.
Bei der Ernährung sollte es somit unser Ziel sein, das Gleichgewicht so gut wie möglich herzustellen und zu erhalten.
Ute, was sind Mineralstoffe eigentlich und welche Funktion haben sie?
Ute: Mineralstoffe gehören eben zu diesen Mikronährstoffen und sind somit für unsere Zellen lebensnotwendig. Mineralstoffe werden unterschieden in Mengen- und Spurenelementen. Mengenelemente braucht der Körper in größeren Mengen. Dazu gehören zB Calcium und Phosphor welche im direktem Zusammenhang stehen, weshalb ein richtiges Verhältnis dieser beiden sehr wichtig ist (3:1). Calcium ist, wie wir vermutlich alle schon einmal gehört haben für die Knochen sehr wichtig, aber auch für die Blutgerinnung von großer Bedeutung und somit auch für den Energiestoffwechsel. Magnesium ist ein weiterer bekannter Mineralstoff. Dieser ist wichtig für die Muskeln. Zu den Mineralstoffen zählen noch Natrium, Chlor und Kalium.
Zu den wichtigsten Spurenelementen zählt bei uns unter anderem das Eisen. Regional betrachtet müssen wir hier allerdings nicht von einem Mangel ausgehen, sondern in unserer Gegend sogar von einer Überversorgung. Keine Sache, die man auf die leichte Schulter nehmen sollte, denn eine Überversorgung mit Eisen kann zB zu Leberschäden führen. Außerdem kann es wie oben beschrieben zu einem Ungleichgewicht mit anderen Mineralstoffen kommen, da der Eisenüberschuss die Aufnahme der anderen Mineralstoffe hemmt.
Mangan ist für mich auch ein wichtiges Spurenelement, da es an zahlreichen Prozessen im Körper beteiligt ist, vor allem im Energie-, Mineral– und Fettstoffwechsel. Mangan ist ein zentrales Element in der Beruhigung und dem Abbau von Stress.
Nun zum Spurenelement Selen. Dieses ist ja in den letzten Jahren in den Mittelpunkt gerückt, weil viele unserer Pferde einen Selenmangel im Blutbild haben. Leider ist es in unseren Breiten so, dass die Böden einfach so selenarm sind, dass es wichtig ist, Selen über eine Mikronährstoffmischung zuzuführen. Selen ist nämlich ein wichtiger Bestandteil der Entgiftungsreaktion des Körpers. Wurde Selenmangel im Blutbild festgestellt, ist allerdings von einer Überversorgung durch reine Selenprodukte abzuraten, da dies tatsächlich auch zur Vergiftung führen kann. Ratsamer ist es, die Darmflora zu unterstützen und das passende Zusatzfutter zu füttern.
Zink ist ebenso ein wichtiges Spurenelement. Ein Zinkmangel führt zu Haarausfall, schlechtem Hufwachstum und erhöhter Infektionsneigung. ABER: Auch an dieser Stelle ist Vorsicht angebracht und das notwendige Gleichgewicht noch einmal zu betonen, denn auch Zink kann leicht überdosiert werden. Generell ist also von einer „Blindlings“ Zusatzfütterung abzuraten, weil auch hier die Zusammenhänge zwischen den Spurenelementen nicht außer Acht gelassen werden können. An dieser Stelle ist quasi auf die „Kooperation“ zwischen Schwefel, Kupfer, Mangan und Zink hinzuweisen, die zu einem besserem Hufwachstum und besserer Qualität des Horns führt. Kurz gesagt: Richtig und überlegt dosieren!
Wie bist du auf die Idee gekommen ein eigenes Mineralfutter zu produzieren?
Ute: Idee ist gut… die pure Verzweiflung brachte mich dazu. Ich beschäftige mich, seit ich Pferde halte, mit der passenden Fütterung. Wir haben schon vor Jahren Heuanalysen gemacht und versucht den Ergebnissen entsprechend die Fütterung anzupassen. Durch ständige Weiterbildung, Versuch und Irrtum waren wir dann soweit, dass wir nahezu alle Einzelkomponenten extra besorgt haben und jeden Tag gefühlte Stunden damit verbracht haben, das Futter zu mischen. Frau Dr. Maroske (www.futtercheck.de) bietet an, entsprechend der Heuanalysen individuell das Mineralfutter für die Pferde anzupassen. Das haben wir dann natürlich testen müssen. Siehe da – unseren Pferden hat es sehr gut getan. Man sah Veränderung im Hufwachstum und im Muskelaufbau, es gab sogar Wesensveränderungen. Diese Ergebnisse wollte ich natürlich auch unseren Kunden nicht vorenthalten. Somit habe ich gemeinsam mit Frau Dr. Maroske ein Mineralfutter entwickelt, welches für die Region Süd-Ostösterreich abgestimmt wurde. Wir haben verschiedene Heuanalysen untersucht und nun ein Zusatzfutter für Pferdebesitzer zusammengemischt, denen es nicht möglich ist ihr Grundfutter selbst analysieren zu lassen.
Welche Mikronährstoffe brauchen unsere Pferde, vor allem jene, die konkret in der Steiermark angesiedelt sind?
Ute: In unserer Region ist es sehr wichtig, dass die Mikronährstoffration vor allem Calcium enthält. Wir sind in unserer Region quasi Phosphor-reich – daher müssen wir den Zusammenhang mit Calcium speziell betrachten. Leider haben wir auch einen Mangel an Zink, daher enthält die Mischung eine hohe Dosis gut verwertbares Zink. Und natürlich ist auch Selen in der Mischung enthalten.
Was man nicht außer Acht lassen sollte, sind aber die Vitamine und Aminosäuren! Vor allem im Winter fehlt es unseren Lieblingen an Vitaminen und essentiellen Aminosäuren. Vitamin E schützt die Zellen und ist somit das wichtigste antioxidative Vitamin zum Schutz des Körpergewebes. Werden die Zellen schlecht versorgt, kommt es zB zur Muskeldegeneration. Vitamin E ist wichtig für ein gut funktionierendes Immunsystem.
Ohne die Gruppe der B-Vitamine läuft fast kein biochemischer Prozess im Körper ab. Zu den Symptomen eines B-Vitaminmangels zählen unter anderem Leistungsschwäche, Müdigkeit, Allergien, Ekzeme, Mauke, Nervosität… Diese Symptome kennen einige Pferdehalter unter uns – vor allem machen sie sich in den Monaten zwischen Jänner und März bemerkbar, wenn die Vitamine im Grundfutter durch die lange Lagerung verloren gehen. Eigentlich sind diese Vitamine im Heu und im Gras ausreichend enthalten aber Luft- und Lichtempfindlichkeit setzt dem Grundfutter in der Lagerung zu.
Eine Ausnahme stellen Stoffwechselerkrankungen, Koliken, Verletzungen und Krankheiten dar; dafür reicht die natürliche Versorgung nie aus, diese Pferde haben dann einen Mehrbedarf an Vitaminen, um die Zellen am Leben zu erhalten. Leider ist es den meisten Pferden aber auch nicht möglich, die entsprechende, den Bedarf deckende Menge Gras aufzunehmen. Daher füttere ich meinen Pferden auch in der Weidesaison die passende Mischung, da Mengen- und Spurenelemente gleich bleiben, egal ob frisch oder getrocknetes Futter.
Wie kann man herausfinden, welche Mikronährstoffe ein Pferd braucht?
Ute: Herausfinden kann man das in erster Instanz, wenn man weiß, was man dem Pferd füttert. Also eine Analyse des Grundfutters und des Kraftfutters. Damit kann man sagen, welche Menge an Mikronährstoffen regelmäßig ins Pferd kommt.
Ein erhöhter Bedarf an Mikronährstoffen ist bei allen akuten Krankheiten, Wunden, Husten, Stoffwechselerkankungen, Stress und Entzündungen gegeben.
Wie oft sollte man Mineralstoffe dazu füttern?
Ute: Da die Grundversorgung mit Mengen- und Spurenelementen im Sommer wie im Winter ziemlich ähnlich ist (Heu und Gras aus derselben Region) füttere ich meinen Pferden über das gesamte Jahr meine Mischung zu.
Vor allem gibt es immer mal wieder Zeiten in denen der Bedarf erhöht ist und mit einer regelmäßigen Fütterung, kann man einem akuten Mangel vorbeugen.
Warum sollte man nicht einfach „irgendeine“ Mineralstoffmischung kaufen?
Ute: Das „Problem“ bei den handelsüblichen Mischungen ist eben, dass sehr viele in Deutschland produziert werden und somit auf deutsche Wiesen ausgelegt sind. Somit stimmen die Verhältnisse der Mengen- und Spurenelemente sehr oft für unsere österreichischen Pferde nicht.
Ein zusätzliches Problem ist die, wie ich finde unnütze Beimengung von hohem Zuckergehalt und Zusatzstoffen. Das alles ist in unserer Mischung nicht der Fall. Es ist uns auch wichtig, dass es eine gute Bioverfügbarkeit hat. Das bedeutet, dass es der Körper sehr gut verwerten kann.
Was bewirkt ein Überschuss oder ein Mangel?
Ute: Zusammengefasst: Beides bringt den Mikronährstoffhaushalt aus der Bahn. Ein Überschuss, wie vorher erwähnt mit zB Eisen, hemmt Zink, Mangan und Kupfer in der Aufnahme. Wesentliche Stoffe für das Hufwachstum.
Ein Mangel an Magnesium lässt Muskeln verschwinden und macht die Pferde nervöser und stressanfälliger und bringt den Kohlehydratstoffwechsel ziemlich durcheinander.
Also im Großen und Ganzen ist beides leider nicht ratsam. Daher eben die passende Mischung.
Während man bei uns Menschen dazu rät, saisonale Obst- und Gemüsesorten zu sich zu nehmen – wie könnte man diesen Ratschlag auf das Pferd übertragen?
Ute: Leider nicht wirklich. Bei uns ist es so, dass die Pferde immer im selben Gebiet grasen und viel zu wenig Artenvielfalt und Kräuter vorfinden. Die Pferde haben nicht die Möglichkeit aus der vollen Natur zu schöpfen. Sie sind eingesperrt in ihrem Reich. Die einen haben ein größeres Reich die anderen ein kleineres. Aber den Bedarf kann man nicht mit dem Grundfutter decken. Natürlich werden sich auch Wildpferde nicht ganz ausgewogen ernähren. Diese haben aber die Möglichkeit zwischen Wald und Wiesen zu wandern und zu suchen was sie brauchen. Sie fressen verschiedenste Gräser, Kräuter, Samen, Äste, Blätter. Diese Möglichkeit haben unsere Tiere nicht.
Wo bekommt man mehr Informationen zu Mineralstoffmischungen und im speziellen Fall zu deiner eigenen Mischung?
Ute: Am Besten ist es mich persönlich auf Facebook oder unter der E-Mail Adresse ute@rossnatur.at zu kontaktieren. Da kann ich dann auch genauer auf das jeweilige Pferd eingehen und Fragen beantworten.
Zusatzfrage: Können auch Leser aus Kärnten, Schweiz oder sonst wo dann auf die Futteranalyse von Frau Doktor Maroske zurückgreifen, die du oben erwähnst?
Ute: Auf jeden Fall, können sich deine Leser entweder bei mir oder gleich direkt bei Frau Dr. Maroske melden. Wenn zB Heuanalysen vorhanden sind und man Interesse an einer eigenen Mischung hat, ist der direkte Kontakt ratsam. Bei generellen Fütterungsfragen und Problemen helfe ich gerne!
Liebe Ute, vielen Dank für das Gespräch und die gute Beratung – auch für meine Rösser 🙂
Hallo Anna und Ute,
danke für die vielen Informationen!
Ist es wirklich so, dass man Heuanalysen für ganze Bundesländer und Gegenden machen kann? Wenn ich vergleiche wie unterschiedlich die Wasserqualität allein in verschiedenen Gegenden Niederösterreichs ist, muss da nicht das Heu auch sehr unterschiedlich sein?
Außerdem füttern manche Stallbesitzer Heu aus eigenem Anbau, andere wiederum kaufen aus verschiedenen Regionen zu. Und dann spielt glaube ich auch die Verarbeitungsweise eine Rolle für die Nährstoffe im Heu. Gilt das dann auch für die Mineralstoffe? Und muss man daher nicht eine Probe des jeweils vorhandenen Heus einschicken, um zu wissen welche Mineralstoffe vorhanden sind bzw. fehlen?
Und genau da liegt für mich das Problem und vermutlich auch die Ursache, warum die meisten Pferdebesitzer dann verzweifelt auf „Allroundpakete“ zurückgreifen – weil eine Feststellung der Mineralstoffe im Futter ihres Lieblings leider ein fast nicht zu bewältigender Aufwand ist.
Und dann kommt noch dazu, dass meistens auch noch Kraftfutter vom Stallbesitzer gefüttert wird – wieder mehr oder weniger Mineralstoffe…..
Bitte nicht falsch verstehen – ich finde Euer Interview sehr interessant und auch lehrreich, aber für den durchschnittlichen Pferdebesitzer, der sein Tier in einem Pensionsstall hat, ist die Futteranalyse ein kaum zu bewältigenden Problem.
Ich freue mich aber über jeden konstruktiven Widerspruch hier und über alle praxisnahen Ratschläge!!!!!!!!!!!!!!
liebe Grüße an alle verantwortungsvollen Pferdefütterer 😉
Astrid
Liebe Astrid!
Wie im Artikel erwähnt…. Würde ich allen raten, welche die Möglichkeit haben das Grundfutter zu analysieren es zu tun! Das ist die Beste und sicherste Möglichkeit seinen Liebling ausgezeichnet versorgt zu wissen.
Aus den letzten Heuanalysen aus eben der Region Süd-Ost-Österreich sind wir zu dieser Mischung gekommen. Natürlich sind es „leider“ nur Durchschnittswerte, sehr vielen Pferdebesitzern ergibt sich aber die Möglichkeit einer Analyse ihres Grundfutters nicht, daher wollten wir ein Zusatzfutter entwickeln welches eben diese Region abdeckt. Die Vorraussetzung dazu ist eine Fütterung von regionalem Heu und eben natürlich auch dem Grünfutter welches hier wächst.
Vor allem war und auch wichtig, dass das Futter für „Problempferde“ geeignet ist. Daher enthält es keinerlei Getreide oder Zuckerzusatz. Somit kann man dieses Futter bei diversen Allergien und Stoffwechselproblemen einsetzen, leider gibt es hier von noch viel zu wenig am Markt!
Zusammengefasst ist nun zu sagen, am Besten wäre jedes Jahr nach Heuernte eine Analyse zu machen und das Futter darauf mischen zu lassen! Ist übrigens auch über uns machbar! Für all jene denen das nicht möglich ist, bieten wir mit dieser Mischung eine gute Möglichkeit ihr Pferd ausreichend versorgt zu wissen!
Ganz liebe Grüße
Ute