Am 14. und 15. November kommt die lizensierte Bent Branderup Trainerin Annika Keller zum ersten Mal zu uns nach Graz für einen Wochenendkurs. Ein Kurs, an dem nichts schief läuft – zumindest ist Geraderichtung ja das Kursthema. Im Interview gibt Annika Keller eine Vorschau auf den Wochenendkurs.

Wir freuen uns schon riesig auf deinen Input, vor allem da du ja Kenntnisse aus Biomechanik, Osteopathie und Akademischer Reitkunst zusammenführst. Was wird uns konkret erwarten? 

Annika: Ich freue mich schon sehr bei Euch zu sein! Wir beginnen am Samstag mit der theoretischen Einführung über die natürliche Schiefe, bzw Faktoren, die diese Schiefe im Pferd beeinflussen und wie wir sie als Reiter wahrnehmen. Für dieses erste Wahrnehmen und Fühlen der Schiefe des Pferdes am Boden oder Sattel nehmen wir uns auch in der ersten Praxiseinheit viel Zeit. Spannend ist es dadurch auch für die Zuschauer, weil ich anhand der Bewegungsabläufe (zwischen und von) Pferd und Reiter die Schiefe dann nochmal praktisch erklären kann.

Danach gehen wir nach und nach in die Bearbeitung der Schiefe und analysieren konkret wie wir sie mehr und mehr relativieren können.

Natürlich bleiben auch die Menschen dabei nicht unbeachtet, wir werden ein paar Bewegungsrätsel und Händigkeitsspiele ohne Pferd machen….mehr wird aber noch nicht verraten. 😉

Wer ist eigentlich schiefer? Der Mensch oder das Pferd? 

Annika: Das lässt sich nicht so einfach beantworten, es ist einfach seeeehr individuell. Klar sein muss aber, egal wie schief der Reiter ist, wenn er auf dem Pferd sitzt, wird der „kleine Menschenkörper“ vom „großen Pferdekörper“ bewegt.

Natürlich beeinflussen wir durch unsere Stärken und Schwächen die Qualität der Pferdebewegung, dennoch wird das Pferd uns bewegen, nicht umgekehrt. Wichtig ist daher unsere Wahrnehmung und zunächst das bewusste Zulassen der Bewegung zu schulen, um dann später überhaupt Einfluss nehmen zu können anstelle immer präventiv einzuwirken.

Du trainierst ja auch nach „Primal Move“. Bist du dank des Equestrian Movement Konzepts heute gerader? 

Annika:Ich würde eher sagen ich bin mir bewusster über die Schwierigkeiten, die beide Körperhälften auf ihre Art mit sich bringen. Nur wenn etwas bewusst gemacht wird, kann es sich tatsächlich ändern. Und man muss von dem pauschalen Gedanken „gute Seite/schlechte Seite“ oder „starke Seite/schwache Seite“ weg.

Henne oder Ei? Müssen wir zuerst vom Boden aus mit uns selbst beginnen, bevor wir uns schief aufs Pferd setzen?

Annika: Die Kombination ist toll, denn was wir visuell erkennen, können wir mit Gefühlen verknüpfen. Womit man beginnt, ist tatsächlich abhängig davon, auf was unser Gehirn primär reagiert, das heißt, was für ein Lerntyp wir sind. Wer ein visueller Lerntyp ist, dem hilft “ sehen-fühlen“, wer eher der motorische Lerntyp ist kann durch „fühlen(machen)-sehen“ besser lernen. Zusätzlich gibt es im Unterricht meinen auditiven Reiz durch Erklärungen und in den hoffentlich entstehenden Gesprächen kommen die „kommunikativen Lerntypen“ dann auf ihre Kosten.

Osteopathie und Akademische Reitkunst – wo sind da Gemeinsamkeiten und wo Ergänzungen, wenn es ums Geraderichten geht! 

Annika: Die Gemeinsamkeit sehe ich ganz klar in dem Wunsch nach guter, darunter verstehe ich physiologischer und funktionaler Bewegung.

Die Osteopathie hilft, wenn Einschränkungen nicht mehr vom Körper selbst aufgelöst werden können, und die Akademische Reitkunst bemüht sich dem Pferd „trotz“ Reiter eine gute Bewegungskompetenz zu geben. Erfolg haben wir in beiden Bereichen wenn das Pferd ohne unsere Einflussnahme, also in seiner „Freizeit“ diese Kompetenzen selbstständig nutzt um sich unverbrauchender oder störungsfrei zu bewegen.

Vielen Dank für diesen Vorgeschmack auf den spannenden Kurs mit dir, liebe Annika! 

Jetzt kann wirklich nichts mehr schief gehen und ab 14. November reiten wir alle Einfach  🙂