Wie hat man zur Zeit von Reitmeister Pluvinel (1555 bis 1620) eigentlich die Qualität von Reitpferden beurteilt? 

Ganz einfach, man hat sich die jungen Pferde auch im Freilauf zeigen lassen – wenn das Pferd auf der Hinterhand die Entschleunigung umgesetzt hat, also auf der Hinterhand in der Entschleunigung bremst und die Gelenke der Hinterhand beugt – dann war das quasi schon der Jackpot. 

Wir kennen das ja alle vom Reiten – wenn wir einen Übergang von einer höheren in eine niedrigere Gangart ausführen, dann sind die Paraden zu Beginn der Ausbildung auslaufend, wir bekommen vermehrt Gewicht auf die Hand und häufig kommen wir auch nicht so gut zum Sitzen, da das Pferd eben mehr auf der Vorhand, als auf der Hinterhand „bremst“. 

Völlig normal, aber wir können dem Pferd die vermehrte Lastaufnahme auch zeigen – wie das geht, das zeige ich dir im Video mit dem Mandrake: 

Die Sache hat aber wie immer einen Haken: 

Auch wenn wir dem Pferd beigebracht haben, von hinten nach vorne zu schließen, die Last auf der Hinterhand aufzunehmen, kommen wir nicht umhin, die Einwirkung der Hand, Paraden etc. zu erklären. 

Eine Gerte in Richtung Hinterhand muss für das Pferd auch viele verschiedene Bedeutungen beinhalten – das Pferd muss unterscheiden lernen, zwischen verwahrenden und vortreibenden Hilfen. Stell dir vor, du legst die Gerte beim Verladen auf den Po und das Pferd bietet dir jegliche Parade auf der Hinterhand, jedoch kein Vorwärts. 

Jede Hilfe, die wir schulen muss daher immer funktional sein. Und wir sollten – auch wenn wir mit unserem Pferd lieber am Boden bleiben und gar kein Reitpferd haben wollen immer so ausbilden, dass sich die Hilfen möglichst wenig vom Reiten unterscheiden. Das, was wir also eigentlich ausbilden möchten, ist ein Heranschließen der Hinterbeine zur Lastaufnahme und nicht den Zirkustrick: Gerte auf Po bedeutet Halt. 

Ich bin wie immer gespannt auf deine Gedanken dazu, 

Alles Liebe

Anna