Kursbericht Teil 2
Ein Kurs mit Hanna Engström ist immer ein Highlight. Anfang März war meine sympathische Trainer Kollegin aus Schweden bei uns zu Gast am Horse Resort am Sonnenhof. Auf den ersten Blick ist Hannas Spezialgebiet im Unterricht klar: Der Reitersitz! Genau hingesehen ist ihre einfühlsame Art zu unterrichten unverwechselbar. Hanna spricht nicht gerne über Probleme, sie sucht viel mehr nach dem, was schon gut klappt und worauf wir aufbauen können. Das bedeutet freilich nicht, dass Hanna alles durch eine rosarote Brille sieht. Ganz im Gegenteil: Die Ausbildung ihrer eigenen Pferde ist liebevoll konsequent, sie hört sehr genau hin, was unsere Pferde erzählen, aber sie kann auch gut zwischen den Zeilen lesen, wenn wir ihr unsere Problemzonen schildern.
So als wärst du dabei gewesen beim Kurs mit Hanna Engström
Wer den Kurs mit Hanna Engström bei uns verpasst hat und auch sonst in nächster Zeit nicht Gelegenheit hat, Inspiration und Kursluft zu schnuppern – der Kursbericht ist ein detailliertes Trostpflaster! Den ersten Beitrag zum Nachlesen findet ihr nochmal hier, damit ihr quasi direkt nach der Theorie in die Praxiseinheiten einsteigen könnt:
Eva und Idolo: Einheit 1
Eva hatte einen eindeutigen Wunsch: Mehr Stabilität, weniger Schub (weniger „Push“) durch den temperamentvollen PRE Idolo. Da kann man im Sitz schon mal durcheinander kommen. Außerdem war es Evas Wunsch, Idolo, der an Spat leidet, bestmöglich zu unterstützen, wenn ein Hinterbein geschont wird.
Und schon waren Hanna und Eva mitten in der Analyse. Eva kann das Gefühl aus dem Sattel wunderbar in Worte fassen, sie spürt sehr genau, was da unter ihr passiert, wann Idolo gut trägt oder wenn ein Hinterbein nicht mehr unter die Masse tritt. Auch jede kleinste Unregelmässigkeit in der Schulterbalance ist Eva bewusst.
Hanna legt nun den Fokus mehr auf die „Mitte“ des Pferdes. Eva und Ide kennen die Technik einwandfrei. Eva weiß, wie sie ein Hinterbein korrigieren kann, Ide versteht sämtliche Sitz- und Sekundarhilfen; jetzt möchte Hanna jedoch einen ganz anderen Ansatz vermitteln. Sie schickt Eva auf die linke Hand auf den Zirkel und entgegen jeder Gewohnheit wird nun gar nicht analysiert – Eva soll gar nicht über Hinterbeine und Schultern nachdenken.
„Wir versuchen nun zwischen Schenkel und Zügel sowie den Sitzknochen einen Raum zu schaffen und genau da den Schwerpunkt zu finden“.
Hanna Engström
Konstanz ist noch kein Thema. Wenn Evas und Ides Schwerpunkt nicht exakt zueinander passen, dann ist das so. Akzeptanz ist die erste Herausforderung, die nächste, schwierige Aufgabe folgt sogleich: Eva soll das Pferd auf dem Zirkel gar nicht biegen.
Die Reiterin selbst soll nicht mal nach innen schauen. Hanna rät das äußere Ohr des Pferdes zu fokussieren. Ide soll sich seines eigenen Schwerpunkts besser bewusst werden – und so auch die Linienführung auf dem Zirkel finden. Balance spüren, finden und halten – so lässt sich das Motto dieser Einheit beschreiben.
Hanna rät Ide aus der Hüfte des Reiters heraus zu wenden, gerne darf Eva die Zügel nachfassen, wenn der Zirkel kleiner wird. Sie darf jedoch möglichst wenig durch Sekundarhilfen „schummeln“. Eva soll sich darauf einlassen, hin zu spüren. Bei der ersten Durchbesprechung sprudelt es förmlich aus ihr heraus: Der bewegliche Ide hat sich in jeder Phase des Zirkels ein bisschen anderes angefühlt. Mal ist er ein wenig nach außen gefallen, mal nach innen.
Hanna gibt Eva ein nächstes Bild: Denk an den äußeren Rahmen des Pferdes – wir können diesen eher gerade oder deutlich gebogen einsetzen. Für die Biegung können wir uns auch vorstellen, deutlich um die Mitte des Pferdes zu biegen. Anstelle zu denken, dass die Hinterbeine diesen oder jenen Fehler machen, empfiehlt es sich an die Mitte zu denken, von hier ausgehend zu formen, ohne sich großartig um die Fußung der Vorder- und Hinterbeine zu kümmern. Diese kam nämlich dann ganz von alleine – ohne nach innen oder außen zu driften.
Gemeinsam erkunden Eva und Ide nun den Zirkel relativ ungebogen auf der rechten Hand. Immer wieder erwähnt Hanna: „Suche und finde den Schwerpunkt“. Ganz ohne Beeinflussung und Rahmengebung möchte Ide auf der offenen Seite etwas nach links auf der Zirkelmitte „abdriften“, er reagiert jedoch auch ohne große Korrektur sehr brav, als Eva den Schwerpunkt über den Sitz wieder in Übereinstimmung bringt.
Wie oft halten wir Reiter es eigentlich aus – die Dinge einfach passieren zu lassen? Eine gute Frage, mit der wir uns aktuell gut auseinander setzen können. Wenn das Pferd die Balance verliert, greifen wir sofort ein und korrigieren – aber was würde denn passieren, wenn wir uns mehr Zeit lassen und auch mal ganz bewusst hin spüren. Fußt ein Hinterbein steifer auf, ist ein Gelenk festgehalten und wir können auch durch unsere Gedanken sowie unseren Körper das Pferd auffordern, genau dort mal etwas weicher zu werden – ganz ohne die Nutzung von weiteren Sekundarhilfen oder in der Intensität der Sitzhilfe zuzunehmen – das ist freilich immer ein sehr überraschender Moment.
Eva stellt fest, dass die Balance zwischen den Schultern sich zunächst schlecht angefühlt hatte, dann aber sogar ohne Beeinflussung des Reiters auf das Pferd besser wurde.
Je weniger Eva aktiv aus dem Sitz beeinflusst, umso mehr verschmelzen Eva und Ide. Nun soll Eva die Arme und Hände etwas weiter nach vorne strecken. Hintergrund: Eva soll sich nicht im Rückenmuskel verspannen. Hanna verrät augenzwinkernd, dass es jederzeit möglich ist, das gute Gefühl und die Entspannung der Muskulatur zu verlieren. Wir müssen uns auch dafür Zeit lassen, herauszufinden, welche Muskulatur uns gut stützen kann und wo wir eventuell festhalten. Wenn wir das gute Gefühl verlieren, dann ist dies kein Grund zur Frustration. Schon die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper führt zur Entspannung und Losgelassenheit. Während Eva sich ganz auf sich konzentriert wird auch Ides Formgebung immer schöner. Der Brustkorb und Widerrist heben sich. Will Eva gerade richten, dann soll sie direkt vom Sitz, nicht vom Oberkörper eine Wendung einleiten, um Schultern und Hinterhand erneut aufeinander aufzurichten.
„Du wendest als Hilfe das, worauf du unmittelbar sitzt“. Hanna Engström.
Hanna Engström
Nun soll Eva genau spüren, wo die Dornfortsätze im Trab hin schwingen. Wo bewegt sich der Widerrist hin? Ist der Schwerpunkt stabil oder wird er stark bewegt? Eva soll nun ein wenig vom äußeren Zügel den Unterkiefer gerade richten und den eigenen Unterkiefer nach außen bewegen. Dadurch wird die Stellung eindeutiger und sofort bekommt Eva ein neues Gefühl für Balance.
Anna und Konrad: Einheit 1
Konrad und ich haben uns das Thema „Vorwärts“ vorgenommen. Wir beginnen auf dem Zirkel auf der linken Hand. Konrad ist recht fleissig unterwegs. Ich habe mich viel mit den Themen Losgelassenheit und Zwanglosigkeit beschäftigt, Konrad hat eine sehr gute Balance. Wie jedes Pferd hat er eine natürliche Schiefe, diese ist jedoch nicht sonderlich ausgeprägt. Trotz dieser guten Balance fehlt mir aber manchmal die Zwanglosigkeit für ein gutes Vorwärts.
Wir beginnen auf dem Schambein. Ich verändere meine Sitzposition und konzentriere mich auf kleine Veränderungen, wenn ich mehr auf dem Schambein Platz nehme. Ich komme etwas mehr auf die Oberschenkel und finde einen leichten Sitz. Das Ziel dabei ist, diese Veränderungen zuzulassen, ohne in der Lendenmuskulatur zu verspannen. Die Lendenmuskeln „springen“ gerne für meine Bauchmuskulatur ein, auch wenn ich das persönlich gerne anders hätte. Und hier kann ich jede Frustration nachempfinden, wenn man gerne etwas vom eigenen Körper möchte und das krasse Gegenteil passiert.
Auf der rechten Hand fühlen wir uns sehr wohl, der Unterschied fällt Hanna sofort auf. Konrad ist weiter fleissig unterwegs. wir versuchen nochmal auf der linken Hand die Bequemlichkeit der rechten Hand hinzuzufügen. Auch ich experimentiere ein wenig mit meinem Unterkiefer. Nehme ich den Unterkiefer nach außen, pariere ich vorsichtig am äußeren Bosal Zügel. Konrad trägt ein Cavesal ® von Jossy Reynvoet. Über die Platzierung des Unterkiefers wollen wir auch die Formgebung der Wirbelsäule verbessern. Ich komme immer mehr und mehr in der Mitte zu sitzen, die Vorderbeine schwingen sehr schön aus dem Brustkorb.
Mit dem äußeren Ohr kann ich auch ein wenig auf das äußere Vorderbein „hören“. Der Schritt wird immer schöner und geräumiger. Das kann ich nicht nur sehen, sondern eben auch hören – oder anderes gesagt – ich höre nichts, denn Konrad setzt seine Hufe vorsichtig und mit Bedacht auf.
Nach einem Handwechsel schauen wir uns das ganze nochmal auf der rechten Hand an. Je besser ich mich auf den eigenen Sitz konzentriere, umso besser kommt Konrad ins Vorwärts, ohne schnell zu werden. Die Schrittlänge wird geräumiger, ich genieße den Ritt.
Wir nehmen nun den Trab hinzu und ich trabe leicht. Dies fällt uns zu Beginn noch leichter. Bleibe ich sitzen, bleibt Konrad gerne „stecken“. Nun trabt Konrad fleissig vorwärts; ich soll mir nun vorstellen, dass mein Po, bzw. die Sitzknochen mit dem Hinterbein durch ein Seil verbunden sind. Stehe ich beim Leichttraben auf, dann nehme ich das innere Hinterbein mit nach vorne. Ich soll nun ein mittleres Tempo mit Konrad finden, wobei er die Verantwortung für ein gleichmässiges Tempo übernehmen soll.
Das Leichttraben soll hauptsächlich über den Beckenboden eingeleitet werden, keine leichte Sache mit vielen Bildern im Kopf zu jonglieren. Der Beckenboden nimmt die Hüfte nach vorne im Leichttraben und ich muss sofort bestätigen, dass dieser Gedanke stark hilft, die Lendenmuskulatur nicht zu verspannen.
Hanna erklärt dem Publikum, dass Konrad Spaß und Freude daran haben soll, Runde um Runde den Zirkel zu erforschen. Zwanglosigkeit ist freilich ein wichtiges Thema. Versammlung und Spielereien im Galopp machen ihm Spaß, Runden zu traben findet er eher langweilig, daher soll ich versuchen, ihn nicht zu sehr zu entspannen, dann würde der Zirkel kein spannendes Ereignis für Konrad werden.
Wir ähneln uns doch, der Konrad und ich. Ich selbst fand es zu Schulzeiten auch super langweilig Runde um Runde um den Sportplatz zu zockeln, knifflige oder spielerische Aufgaben lagen mir eher.
Die Sache mit den Zirkeln und der Freude am Laufen, ist auch eine pädagogische Herausforderung für mich, schließlich kann ich nicht behautpen Konrad wäre faul – er ist nur dann sehr tief vom Energielevel wenn ihn eine Aufgabe nicht sonderlich interessiert. Aber wie gesagt – da sind wir uns durchaus extrem ähnlich.
Heike und Austria: Galopp mit Hanna Engström
Nun betritt „Fräulein Hübsch“ – Prinzessin Austria die Bühne – und Hanna erkennt die zarte Lipizzaner Stute kaum wieder. Austria ist wirklich der typische Spätzünder. Heike ist sehr bedacht im Umgang mit Austria jede Entscheidung gut zu durchdenken, alle Für und Wider abzuwägen. Immer wieder haben wir im letzten Jahr unser Training durchgesprochen und auch bei der Fütterung gab es wertvolle Tipps aus Piber, Austrias Heimatgestüt.
Hanna erkennt Austria kaum wieder, diese hat nämlich ordentlich an Muskulatur und „Power“ zugelegt – ein kleines Energiebündel, das am liebsten galoppiert.
„Sie ist eine sehr elegante Dame – eine hübsche Dame, mit Muskeln“.
Hanna Engström
Im Trab arbeiten Hanna, Heike und Austria dann an der Rundheit. Austria trabt ruhig, Heike bleibt entspannt sitzen. Hanna rät Heike im Leichttraben zu beginnen – fühlt der Reiter, dass es auf dem jungen Pferd noch schwer ist ein zu sitzen, rät Hanna zum Leichttraben. Heike zeigt Hanna zur Analyse auch den Galopp – definitiv Austrias Lieblingsgangart. Hanna bezeichnet Austria als „Luxusross“ – da sie das Tempo und den Takt so schön gleichmässig einhält und sich für diese Aufgabe auch verantwortlich fühlt.
Heike soll die Vorderzwiesel beobachten, ob sich der Sattel gut mittig platzieren lässt und durch diese Beobachtung zur Mitte finden. Wenn es sich seltsam auf dem Pferd anfühlt, dann rät Hanna immer dazu, die eigene Position zu prüfen und sich selbst zu observieren. Heike überwacht sich selbst von Kopf bis Fuß und konzentriert sich darauf, nicht mit dem Oberkörper nach innen zu lehnen.
Rutscht der Sattel nach außen, dann wird freilich auch der Sitz beeinflusst. Ist der Sattel mittig, dann kann Heike das nächste Detail hinzufügen. Sie sucht nun mit dem Schenkel nach einer hohlen Stelle, direkt in der Gurtenlage: hier soll nun der innere Schenkel gegen die Fellrichtung nach vorne rutschen und die Biegung positiv beeinflussen. Austria bemerkt die Veränderung; durch Heikes Konzentration auf den inneren Schenkel, kann das Pferd die Reiterin nicht mehr so stark nach außen setzen. Auch Austria kann nun das rechte Hinterbein besser fühlen, sie sucht beständig zur gebenden Hand.
Nun soll Heike ein inneres Bild an Austria weiter geben – Austria soll kleinere Schritte machen, gleichzeitig konzentriert sich Heike nach wie vor auf den inneren Schenkel. Kürzere Tritte zu machen, verlangt Austria ein wenig mehr Kraft und Denkarbeit ab. Heike sitzt ein – einfach, weil sie nun das Gefühl hat, besser sitzen bleiben zu wollen – der Sitz kommt ganz natürlich, Heike bleibt aufrecht und mittig platziert, die Balance stimmt.
Rudi und Pina: Einheit 1
Rudi hat mehrere Banscheibenvorfälle, Reiten wurde nicht nur zur liebsten Tätigkeit sondern auch zur wichtigen Therapie für den Rücken. Pina unterstützt Rudi hier sehr.
Kleine Details machen Hannas Unterricht so speziell – auch Rudi lernt den „Trick“ mit dem Unterkiefer in der ersten Einheit kennen. Die sensible Pina spiegelt sofort – wenn Rudi den Unterkiefer nach außen nimmt, beginnt sie zu kauen. Werden die Lippen nicht zu stark angespannt, entspannen auch die Kiefergelenke, wenn der Unterkiefer beweglich bleibt.
Zu Beginn der Einheit hat Rudi seine Stute immer wieder etwas überbogen, nun kann er Pina durch den Fokus auf den eigenen Unterkeifer deutlich gerade richten. Rudi kann sich in den Seitengängen entspannen und soll nun Kruppeherein und Schulterherein mit dem Fokus auf den eigenen Unterkiefer ausprobieren. Die Sache klappt rund, Pina wird im Hals auch immer gerader und bleibt mehr in der Mitte.
Auch mit Trab und Galopp ist Hanna zufrieden – Rudi und Pina hatten es früher gern eilig, jetzt sind die beiden in einem geordneten Tempo unterwegs – beide lieben den Galopp – gerne auch zügig im Gelände, zum Sitzen kommt man jedoch nur, wenn die Balance stimmt und die Pferdebeine keinen „Haxensalat“ produzieren. Die Liebe zum Galopp ist geblieben, jedoch lässt sich nun in aller Ruhe die Sache mit dem Unterkiefer testen.
Beobachten wir doch mal, was unser Mund und unsere Zunge tun, wenn wir über ein Seil oder ein schmales Brett balancieren, wir werden merken, dass hier wesentliche Dinge in Punkto Balance passieren. Jetzt soll Rudi noch im Galopp nach außen schauen – das gibt dem Genick eine neue Idee, sich zu positionieren. Für Pina ist das sehr ungewohnt und nicht ganz einfach.
Für Rudi und Pina ist es vor allem wichtig, Spaß zu haben und schmerzfrei unterwegs zu sein – auch Pina hat am Rücken ein paar Baustellen – die Sitzübungen an der Longe und die präzise Arbeit haben Beiden gut getan. Ich bin stolz auf meinen Vater mit unserer Pina!
Susi und Sleipnir: Nimm das Pferd mit in die Versammlung
Susi hat mit ihrem Sleipnir gerade eine Trainingspause hinter sich. Nun wünscht sie sich als Thema zum Kurs: Formgebung der Oberlinie.
Hanna lässt Wechsel reiten zwischen vorwärts abwärts und vorwärts aufwärts im Schritt in Richtung Versammlung. Nach der Versammlung wird der Schritt deutlich besser, der Weg in die Versammlung ist jedoch noch etwas „eckig“.
Hanna lässt daher in Zügelführung 3:1 reiten. Hier hält Susi den inneren Kappzaumzügel separat. Susi soll nun mit dem inneren Zügel lösen, um Sleipnir zur Dehnung einzuladen. Obgleich nun mehr Rundheit von Sleipnir gefordert wird, darf sich der Zirkel eckig zum Karree formen. Susi soll im Sitz nicht nach innen lehnen, Hanna rät dazu, die äußere Oberlinie, konkret die Halsdehnung vor sich zu beobachten. Sleipnir soll durch die lösenden Impulse am inneren Zügel nicht zu einer Wendung bewegt werden, die gerade Linienführung ist unbedingt notwendig, um die Qualität der Dehnung adäquat zu beurteilen. Die äußere Zügelhand darf kaum eingreifen, wichtig ist, das Ziel der Übung beizubehalten und nicht krampfhaft die Form zu korrigieren, wenn die Balance verloren geht.
„Nimm das Pferd mit dem Sitz mit“ – ähnlich wie bei Eva und Idolo dürfen die Wendungen weniger vom Oberkörper der Reiterin eingeleitet werden, sondern mehr aus dem Sitz heraus die Linienführung übernehmen.
Kati und Beti: Die Sache mit dem Zügelmaß
Hanna hat sofort eine Aufgabe für Kati und Beti parat, als diese die Halle betreten: Kati soll so spontan wie möglich reiten – und zwar aktiv. Mal etwas mehr, mal etwas weniger Rahmen.
Ist es besser die Junge Lipizzaner Stute den Rahmen selbst finden zu lassen oder soll der Reiter unterstützen lassen? Hanna findet hier einen bildhaften Vergleich. Soll man dem Kind Stützräder beim Fahrradfahren geben oder soll das Kind ohne Stützräder die Balance suchen.
Hanna bittet Kati nun, die Zügel kürzer zu fassen, sofort reagiert die hübsche Stute. Beti erwartet, dass Kati wie gewohnt sofort nachgibt – und die Gewohnheit ist schon eine fiese Sache beim Reiten – immer wieder korrigiert Hanna das Zügelmaß und bittet Kati, nachzufassen. Das bedeutet freilich keinesfalls, dass Katis Hände rückwärts arbeiten – es geht lediglich um einen vorgegeben Rahmen.
Man kann sich das auch so vorstellen – dieses Beispiel bringe ich auch gern in den Bodenarbeit – wenn wir eine unstete Verbindung am Kappzaum haben – mal sind wir da, mal auf Distanz, die Hand ist nicht stet, dann kann dies unser Partner als unbequem empfinden. Ähnlich beim „Händchenhalten“, beim Spazierengehen – mal ein eindeutiger Händegriff, mal zu lasch und dann zu fest – da ist uns eindeutig, aber nicht fest, auf jeden Fall am Liebsten.
Der Rahmen muss also so kurz sein, dass sich Beti darin zurecht findet, der Reiter soll lediglich eine Zügellänge vorgeben, wobei sich das Pferd an die Hand des Reiters heran dehnen kann, ohne extrem lange zu werden. Beti bleibt konzentriert bei ihrer Aufgabe, für Kati ist die Versuchung groß, immer wieder nachzugeben. Beti beginnt zu kauen und sich zu runden!
Mit dem kürzeren Rahmen und dem Schließen durch die Schenkel konnte Kati den Schwerpunkt viel leichter finden.
Der erste Kurstag mit Hanna Engström zeigte deutlich – alle alten Hasen, haben ihre Hausübung gemacht – mal wurde ganz intensiv am Sitz gearbeitet, mal mehr an der physischen Komponente, mal wieder an der mentalen. Hanna gibt uns Bilder ohne Umschweife mit. Stell dir vor….und schon passiert es auch. Hanna ist unfassbar gut, Situation, Reiter und Pferd einzuschätzen.
Wir werden sicherlich noch eine weitere Zusammenfassung wertvoller Tipps bringen – einen Besuch bei Hanna Engström auf Gotland kann ich jedem Reiter auch nur ans Herz legen.
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