Vor einem Jahr habe ich in meinem Blog die Frage gestellt: Schon mal über die Neujahrsvorsätze nachgedacht?  Wir kennen die nicht-pferdischen Vorsätze und Ziele. Aber auch beim Reiten möchten wir etwas erreichen – manchmal definieren wir nur das WAS nicht so genau.

Meine persönliche Bilanz

Ich muss zugeben, ich hatte heuer kein großes oder besonderes Ziel vor Augen. Dass man Lektionen nicht als einzelne Ziele formulieren sollte, das hat mich der Weg zur Akademischen Reitkunst bereits ausführlich gelehrt. Somit gab es für mich heuer auch einen Haufen Überraschungen. Der wichtigste Meilenstein war der Umzug meiner Pferde zum Sonnenhof. Nach langem Überlegen und mehrmaligem „Drüberschlafen“ haben wir im August den Schritt gewagt. Seitdem stehen meine Pferde tagsüber am Paddock Trail und den Wiesen, im Vergleich zu früher sind sie mindestens 12 Stunden lang draußen.

Ich hatte im heurigen Jahr einfach an die Arbeit von 2014 angeknüpft. Was ich gelernt habe? Manchmal kann ich mir sogar noch mehr vornehmen und mehr fordern. Aber lieber wenig richtig, als viel falsch ;-).

Weil es immer heißt – wir müssen etwas für Körper und Geist tun. Das bedeutet nicht unbedingt, dass man hier ein tägliches Workout für den Geist seines Pferdes zusammen stellen muss. Es reicht auf die Bedürfnisse des Pferdes zu achten. Hierbei habe ich meine Bedürfnisse deutlich hinten angestellt, als es um die Entscheidung des Umzugs ging. Und was soll ich sagen: Einige Probleme lösten sich durch den Umzug von selbst. Gerade der Geist von Fuchsstute „Tabby“ war nicht immer einfach zu erreichen. Der rote Drache ist zwar noch immer schön rot, aber eher eine rote Schmusekatze geworden. Von der mentalen Balance war es nicht mehr weit zur körperlichen Balance. Tabby schafft es hier immer mehr wahrzunehmen und zuzuhören. Mit Pina haben wir viel mit Schwungunterschieden gespielt. Ich war völlig überrascht, was wir seit dem Kurs mit Bent im Juli aus dem Schulschritt entwickeln konnten. Ich bin sehr gespannt, wie die Reise für 2016 weitergehen wird.

Wie man Vorsätze planen sollte…

Es geht natürlich immer um die Frage: Was haben wir und was wollen wir? Auch bei der Formulierung von künftigen Zielen ist daher zuerst mal eine „Bestandsanalyse“ zu formulieren. Was kann mein Pferd besonders gut, was kann ich als Reiter besonders gut. Und welche Inhalte sollen künftig erreicht werden?

Das Erreichen von Zielen fängt bereits bei der Formulierung an. Daher sind Neujahrsvorsätze ja an sich nichts schlechtes. Eines meiner Lieblingszitate von Bent Branderup aus seinen Theorievorträgen lautet:

„Die Menschen wissen nicht, was sie wollen, aber sie wollen es jetzt“.

Es lohnt sich durchaus nach der Formulierung seiner Wünsche und Ziele zahlreiche Fragen zu formulieren. Wer den Weg kennt und plant, weiß wie er sein Ziel erreichen kann. Und eines sei in der Reiterei auch gesagt: Umwege bitte einplanen, denn meist stellt das Pferd auch noch ein paar Fragen an den Reiter, die es ausführlich zu beantworten gilt.

Formulierungen verfasst man am allerbesten schriftlich. Ich habe einen Haufen an Listen für alles mögliche. Wenn ich später einen Blick drauf werfe, bin ich oft überrascht, was ich mir alles vorgenommen hatte und wie viel ich davon geschafft habe. Wer sich reiterliche Ziele setzt, sollte sich allerdings nicht nur auf Worthülsen beschränken: Es hilft tatsächlich ungemein, seine Wünsche in ganzen Sätzen zu formulieren, um auch den Weg beschreibbar zu machen. Somit lassen sich auch technische Details festhalten. Mangelnde oder Nutzbare Fertigkeiten werden zu Papier gebracht deutlich sichtbar.

Und das Gefühl?

..und bei der Rückschau auf sein Gefühl hören muss!

Das Gefühl hat immer recht. Immer. Selbst wenn eine Lektion technisch gut aussieht. Wenn man kein gutes Gefühl dabei hat, dann stimmt auch was nicht. Eine liebe Freundin hat einmal die Hektik des Berufs relativiert. „Es geht um nichts“, hat sie gesagt. Und aufs Reiten umgemünzt heisst das tatsächlich: Es geht ja wirklich um nichts. Wir haben den Luxus Zeit mit unseren Pferden schön zu verbringen. Ob wir auf der Koppel sitzen und sie beobachten, oder im Gleichklang eine gemeinsame Bewegung finden. Harmonie ist die Abwesenheit jeglichen Widerstandes. Harmonie lässt sich als Gefühl von NICHTS beschreiben. Harmonie ist Subjektiv. Noch besser wenn aus Harmonie das Gefühl von Glück wird. Wir sollten uns also auch 2016 keinen Stress mit den Pferden machen. Niemand außer uns selbst gibt uns Ziele vor. Wir können uns an Vorbildern orientieren, wenn wir uns allerdings unter Druck setzen, dann ist das hausgemacht. Es geht um nichts ;-).

Wenn es schief läuft? Dann kann auch der Soll und Haben Vergleich auf vier Ebenen helfen. Lag es an meinem Geist? Oder hat mein Pferd die Aufgabe nicht verstanden? Warum sagte mein Pferd ja, oder nein dazu? Gib es ein körperliches Problem? Bin ich mir über die körperlichen Schwächen und Stärken meines Pferdes im Klaren?

Was ich 2016 vorhabe?

Mein Vorsatz für das kommende Jahr: Technisch: Ich möchte heuer „Hankenbiegung“ als roten Faden noch deutlicher verankern. Ob das jetzt das Forschen und Tüfteln anbelangt, oder beim Sein mit meinen Pferden. Und in Punkto „Schulung zweier Geister“: ich möchte mich bemühen täglich aufrichtig und ehrlich zu meinen Pferden zu sein. Auch wenn ich vor lauter Konzentration mal wieder echte Freude hinten anstelle. Die muss noch deutlicher raus 🙂

Und natürlich stehen einige Kurse als Referentin, Blogbeiträge, Artikel, Unterricht und vieles mehr am Program.

In diesem Sinne ist es ungemein wichtig nicht nur zu formulieren, was man MIT dem Pferd erreichen möchte, sondern worin man SICH SELBST verbessern möchte! Schließlich haben wir die Pflicht als Ausbilder unserer Pferde am härtesten an uns selbst zu arbeiten!

Viel Spaß bei der Formulierung eurer Reiterlichen Ziele für 2016! Ich würde mich an dieser Stelle freuen, von euch zu erfahren, was die Ziele für 2015 waren – was geklappt hat und wenn nicht, woran es denn lag? Und vielleicht habt ihr ja auch schon eine Formulierung für 2016?

Wenn wir wissen, was wir wollen, dann Reiten wir Einfach 🙂