8 Reiterpaare, 3 Theorie- und 24 praktische Einheiten, aufbereitet für über 60 Zuschauer. Am 5. und 6. Juli 2014 referiert Bent Branderup in Graz über die Akademische Reitkunst. Unsere Grazer Kursorganisatorin Eva holt Bent nun bereits das siebte Jahr  in die Steiermark. Ich habe Eva über ihren Werdegang und ihre persönlichen Kurs-Highlights befragt.

Seit 2007 organisierst du Kurse mit Bent Branderup im Süden Österreichs. Wie kamst du eigentlich selbst zur Akademischen Reitkunst?

Eva: Eigentlich durch einen puren Zufall. Damals hatte ich meinen Warmblutwallach Anton gerade ein Jahr und wir steckten in einer schwierigen Phase. Anton ist recht lang gebaut, hat viel Schub und ging sehr vorhandlastig. Es gelang mir nicht und nicht, ihn zum untertreten zu bewegen. So hatten wir beide Rückenschmerzen und ich wusste nicht recht weiter. Durch Zufall besuchte meine damalige Reitlehrerin einen Branderup Kurs, war begeistert und probierte das System auch an mir aus. Schon nach einem Monat gelang es mir erstmalig, mein Pferd auszusitzen. Ich konnte dann auch bald selber bei einem Kurs zusehen, das war damals in Linz Ebelsberg. Danach hat mein Hirn ziemlich geraucht, aber es war ein Erlebnis, dass mich nie mehr losgelassen hat.

Mit deinem Anton konntest du ja schon einige Prüfungen ablegen – welche Highlights, Pannen oder „Schmankerln“ kannst du von den Kursen berichten?

Eva: Mein größtes Highlight und zugleich meine größte Schmach war wohl das Wochenende meiner Ritterprüfung 2007 in Linz. Anton hat die Ritterprüfung so großartig hingelegt, dass mir jetzt noch fast die Tränen der Dankbarkeit kommen, wenn ich das Video der Prüfung ansehe.  Am nächsten Tag war dann Longenprüfung und die hatte ich im Vorfeld wohl zu sehr auf die leichte Schulter genommen. Es war eine Katastrophe, nichts funktionierte und dementsprechend war auch Bents Kommentar! Nun gut, inzwischen hab ich das auch gelernt. Einer der berührendsten Momente für mich war noch Sabine Oettels Levade Prüfung mit ihrem Altmeister Wembley. Noch nie habe ich solche Verbundenheit zwischen Pferd und Reiter gespürt!

Bei einem Kurs konnte ich vor Begeisterung auch kaum schlafen, weil Bent eine Methode fand, mit der mir mein erster fliegender Galoppwechsel gelang. Das war 2004  Antons und meine größte Schreckenslektion. 2012 konnte ich dann endlich mühelos die Zweierwechsel und habe die Galoppprüfung geschafft, da war ich sehr froh!!

Weniger lachen konnte ich allerdings, als mich Bent einmal nach Antons Abstammung fragte und ich sagte: „Donnerhall“ und er sagte bedrückt: „Oh, leider hat er gar nichts von seinem Vater!“

Verena Kaltenegger

Verena Kaltenhauser auf Sagitario in der Piaffe

Wer sich für die klassische bzw. akademische Reitkunst interessiert, sollte den nächsten Kurs mit Bent Branderup in Graz nicht verpassen – können eigentlich auch Neulinge vorbei schauen?

Eva:  Natürlich sind auch Neueinsteiger in der klassischen, akademischen Reitkunst herzlich Willkommen! Irgendwie muss man ja anfangen. Die Akademische Reitkunst ist schon ein komplexes System, das sich auch jedes Jahr weiter entwickelt und man ist selbst als Reiter sehr gefordert, aber das geht mir heute auch noch so. Meiner Erfahrung nach hört sich aber eh jeder das raus, was für ihn oder sie relevant ist, egal, woran man gerade mit seinem Pferd arbeitet!

Im heurigen Jahr gibt es ja ein Novum – ein Meet and Greet mit dir in der Mittagspause – was passiert da genau?

Eva: Ja, das Meet and Greet ist für alle Teilnehmer offen und soll eine Art Kommunikationsraum in gemütlichem Rahmen beim Mittagessen werden. Man kann sich kennenlernen, sich vernetzen und Fragen stellen – kurz –  das, was die Raucher im Rauchereck immer tun 😉

Der Kurs ist ja für Praxisteilnehmer mit Pferd offen und aber auch für Theorieteilnehmer – welche Reiter Pferdepaare erwarten die Zuschauer?

Eva: Heike nimmt mit ihrem älteren Herrn, dem Shagya Araber El Sid teil. Silke sattelt ihren Kisbér Wallach Lurko, Verena ihren Lusitano Sagitario. Aus dem Burgenland begrüßen wir heuer Petra mit ihrem jungen Spanier Milo. Ich selbst werde mit meinem PRE Idolo und vielleicht auch Warmblüter Anton teilnehmen. Du bist mit Warmblutstute Pina heuer mit dabei. Neu am Start sind diesmal Ruth mit Oldenburger Sato und Miriam mit Warmblutstute Schneewittchen. Ich werde wohl nur Bodenarbeit machen, da ich „kindbedingt“ im letzten Jahr kaum geritten bin und ansonsten spannt sich ein schöner Bogen von der Grundausbildung bis hinein in die hohen Lektionen, sprich Piaffe, Levade und „Konsorten“, es wird sicher spannend.

Diesmal nehmen also zwei Reiter erstmalig an einem Kurs teil – kannst du dich noch an deinen ersten Kurs mit Bent erinnern? Warst du da nervös?

Eva: Saunervös, klar! Ich hab auch den ganzen Kurs nicht mehr herausgebracht als „Grüß Gott“ und „Auf Wiedersehen“!

Was war denn dein größtes AHA-Erlebnis auf einem Kurs mit Bent?

Eva: Das war, als ich das dritte Mal bei einem Kurs zugesehen habe. Damals verstand ich, dass nicht das Nachgeben auf das Lösen am inneren Zügel der Clou ist, sondern das Heranlassen an den äußeren Zügel der Weg zum schwingenden Rücken ist. Und das begegnet mir seither in jeder neuen Lektion wieder. Wenn ich dann vor lauter „Gier“ auf die Lektion vergesse, auf die Dehnungsbereitschaft zu achten, komme ich keinen Millimeter weiter! Ein Aha Erlebnis fürs ganze Leben quasi!

Schulhlalt - Silke Linhart

Silke und Lurko in der Schulparade


Am Sonntag gibt es das „Wort zum Sonntag“ von Bent – was können sich Teilnehmer, die zum ersten Mal mit dabei sind, darunter vorstellen?

Eva: Das ist eigentlich keine vierte Theorieeinheit im engeren Sinn. Die Theorieeinheiten sind ja folgendermaßen aufgebaut: Samstagvormittag stehen die Grundlagen der Akademischen Reitkunst am Programm, Samstag Nachmittag  folgt die Vertiefung der Grundlagen anhand des Praxisteils vom Vormittag bzw. höhere Lektionen, Sonntag Vormittag stehen Pädagogik und Psychologie im Training mit dem Pferd im Mittelpunkt. Das „Wort zum Sonntag“ ist immer der Abschluss des Kurses, hier lässt uns Bent an einem sehr persönlichen und philosophischen Exkurs über die Reiterei aus seiner Sicht teilhaben. Er überlegt, warum man eigentlich reiten will, versucht, jene besonderen Momente in Worte zu fassen, die die Magie der Pferde ausmachen und uns nicht mehr los lassen und erklärt uns seinen Zugang, “ Patience and Passion“, Geduld und Leidenschaft, als  tägliche neue Herausforderung und Erfüllung. Für mich persönlich immer einer der schönsten Momente des Kurses!  

An dieser Stelle möchte ich Eva nicht nur für die Beantwortung meiner Fragen danken, sondern auch im Namen alle langjährigen Teilnehmer und Schüler DANKE für die Organisation sagen! 🙂