Was ist der Sitz?
Wissen zuerst
Zuallererst steht immer das Verständnis, wir müssen also die Biomechanik des Pferdes verstehen, um überhaupt analysieren zu können, was sich unter uns tut. Was zuerst ganz kompliziert klingt, wird sich später in der Praxis auflösen.
„Wie beeinflusst unsere eigene mentale und physische Balance das Pferd? Oft tragen wir etwas in uns – das kann eine Verletzung sein, oder eine schlechte Erinnerung, es kann etwas sein, das uns weg führt von unserem eigenen Potenzial, wie wir über unseren Sitz mit dem Pferd kommunizieren könnten“. Hanna Engström
Atem
Ohne Atmung können wir nicht aufstehen, uns nicht aufrichten. Ohne Atmung keine Energie, keine Balance kein Sitz. Deswegen lädt uns Hanna zu ein paar praktischen Übungen ein, bevor es dann zu den Pferden und Reitern geht.
Wir stellen uns in einem riesigen Kreis auf und konzentrieren uns auf unsere Atmung. Dabei stehen wir etwa hüftbreit, die Knie leicht gebeugt in einem aufrechten Stand. Wer möchte, kann gerne seine Augen schließen. Hanna begleitet uns nun auf eine Reise durch unseren Körper. Wir atmen bewusst in die Lungen, wir spüren wie wir in Richtung Zwerchfell atmen. Wie fühlt sich diese Form der Atmung an. Wie tief können wir ein- und ausatmen. Fühlt es sich besser an, wenn wir bewusst und tief in unseren Bauch atmen? Oder bevorzugen wir es, den Atem in der Lendenregion wahrzunehmen?
Während wir in unseren Körper atmen nehme ich meinen Stand und gleichzeitig meine innere Unruhe wahr. Wieder einmal wird mir bewusst, wie es den Pferden gehen muss, wenn sie sich sehr lange bei der Arbeit im Stand konzentrieren müssen. Für den einen absolut entspannend, für jemand wie mich, der in der Bewegung am besten entspannen kann eine Herausforderung.
Je tiefer und besser ich atme, umso mehr Energie kann ich durch den Atem schöpfen. Dies ist für jeden sicherlich individuell. Der eine kommt eher zur Ruhe, der andere spürt – so wie ich – „Hummeln im Po“, die sich im ganzen Körper ausbreiten und auf eine angenehme Art und Weise die Energie aufladen.
8 Reiter 8 Mal „Sitz“
Rudi ist als erstes mit Pina dran. Bandscheibenvorfälle wirken sich auf Rudis Sitz aus, sowohl auf der mentalen, als auch auf der körperlichen Ebene. Hanna fragt während des ersten Rittes immer wieder ab, ob Rudi Schmerzen wahrnimmt und wie hoch er diese auf einer Skala von 1 bis 10 einstufen würde. Rudi startet mit einer soliden 7.
Dann soll Rudi die Zügel in die äußere Zügelhand nehmen und sich mit dem Zeigefinger der inneren Hand das Nasenloch zuhalten. Rudi atmet nun vermehrt und bewusst in die äußere Hälfte seines eigenen Rippenbogens. Dies fällt ihm zunächst noch auf der rechten Seite, wenn diese außen ist schwer. Hanna erinnert ihn daran eine horizontale Blickrichtung beizubehalten. Der Kopf des Reiters darf nun den Bewegungen des Pferdes folgen. Hanna führt Rudi nun in Richtung Oberschenkel und fragt nach, welche Seite mehr oder weniger angespannt ist. Sie rät Rudi dazu, die innere Oberschenkelseite etwas mehr aufzumachen, das Knie leicht zu bewegen und die innere Zügelhand auf die eigene Lendenwirbelsäule zu legen. Rudi soll nun wieder in seinen Körper spüren, gibt es Körperteile, die der Bewegung des Pferdes extrem folgen oder gib es sogar Teile, die gar nichts machen? Hanna erklärt uns, dass sie gerne überall ein gleiches Maß von Bewegung hätte. Die aufrechte Haltung des Reiters solle primär durch die Atmung und nicht durch übertriebene Muskelkraft passieren.
Das sagt Rudi über seine Einheit:
Hanna hat das Zusammenwirken von Pferd und Reiter betrachtet und die Reiter dann auch gefragt, ob sie das gespürt haben, was sie durch ihre Empfehlung erreichen wollte. So war auch das Zusammenwirken zwischen Hanna und uns Reitern sehr harmonisch. In den Übungen ohne Pferd konnten wir biomechanischen Ähnlichkeiten zwischen unseren Beinen und Füßen und denen der Pferde nachspüren. Zudem gab es tolle Atemübungen zur Entspannung, das Lockern der Oberschenkel im Trab schätzt meine Halswirbelsäule nun sehr.
Viktoria und Amira
Hanna konnte mir bereits auf ihrem Hof in Gotland sehr helfen. Ich hatte immer die Tendenz mit meinem Oberkörper nach rechts zu lehnen.
Hanna mit unseren Hausaufgaben sehr zufrieden. Die Atem-Übungen haben mir wieder mehr ins Bewusstsein gerückt, wie oft ich doch auch im Alltag die Luft anhalte und dann nach einer gewissen Zeit einen großen Atemzug nehme. Diese Achtsamkeit habe ich dann mit in den Sattel genommen. Bei der Arbeit an den Seitengängen haben wir vorwiegend den inneren und äußeren Oberschenkel benutzt. Die Reaktion von meinem Pferd Amira war beeindruckend, sie hat diese winzigen Hilfen nämlich sofort angenommen.
Was mir sehr gut gefallen hat ist, dass Hanna einen Fehler verstärken lässt, um ihn dem Pferd bewusst zu machen, um es dann langsam zu korrigieren.
Beispiel: Amira ist mir auf die innere Schulter gefallen, so ließ Hanna mich auch nach vorne auf die innere Schulter kippen, um sie dann langsam mit meinem Gewicht zurückzuführen.
Ich denke Amira und ich konnten uns sehr viel von diesem Kurs mitnehmen und ich bin sehr stolz darauf, dass wir schon gute Vorarbeit geleistet haben, die Hanna immer wieder lobte.
Julia und Moon
Moon und ich haben den Unterricht von Hanna sehr genossen. Durch ihre ruhige und entspannte Art fühlten wir uns gleich wohl und konnten direkt loslegen. Mein Wunsch für diesen Kurs war es mehr auf meinen Sitz einzugehen und Blockaden und Spannungen in meinem Körper zu lösen. In der ersten Einheit hatten wir gleich unser erstes Aha-Erlebnis. Hanna schickte mich auf eine Reise durch meinen Körper um mehr Bewusstsein zu schaffen. Kleinste Bewegungen in meinen Körper halfen Moon seinen Schritt und Trab zu entfalten und mehr in Balance zu kommen.
Wir arbeiteten an einer genauen Linienführung am Zirkel wichtig dabei war es für mich meinen Blick vom Pferd zu lösen und den Zirkelmittelpunkt anzuvisieren. Weiteres half es mir auf der linken Hand meinen Oberkörper nicht zu sehr nach links zu verdrehen aber meinen Schwerpunkt auf meiner linken Körperhälfte etwas zurück zu nehmen.
In unserer zweiten Einheit arbeiteten wir an den Seitengängen sowohl auf dem Zirkel als auch auf der Geraden. Moon tat sich schwer auf der rechten Hand im Schulterherein seine linke Schulter schön mitzunehmen. Da konnte Hanna uns mit einer Atemübung weiterhelfen die wir zuvor schon in der Theorie durchgemacht und auch gleich ausprobiert haben. In unserer letzten Einheit beschäftigten wir uns mit den halben Paraden auf dem Zirkel. Als erstes galt es einen sauberen Takt zu finden und das innere Hinterbein gut wahrzunehmen. Dann spielten wir uns mit den halben Paraden. Zuerst aufs innere Hinterbein dann aufs äußere und dann auf beide Hinterbeine. Bei dieser Übung hatte ich mein persönliches Kurshighlight. Ich denke jeder der Anwesenden konnte das an meinem verblüfften Gesichtsausdruck erkennen.
Es war ein sehr schöner Kurs mit vielen wunderbaren Momenten. Danke liebe Hanna für die schöne gemeinsame Zeit. Ein weiteres großes Dankeschön gilt dir liebe Anna, die uns unter dem Jahr mit Rat und Tat zur Seite steht.
Andrea und Zita
Zita und ich haben vor allem an einer zum Schwerpunkt tretenden Hinterhand und damit verbunden einer korrekten Brustkorbrotation und Losgelassenheit in den Seitengängen gearbeitet. Ich wollte hier meine Hilfengebung präzisieren. Das war auch schon Hauptthema während unserer Woche auf Gotland.
In den Einheiten mit Hanna waren meine vermeintlichen Baustellen – nämlich ein angespannter unterer Rücken und eine nicht sehr mobile linke Hüfte – zu meiner großen Überraschung eigentlich gar kein Thema. Hauptthema der ersten Einheit war die Losgelassenheit nicht nur von Zita, sondern auch von mir selbst. In den folgenden Einheiten hat Hannah mir sehr gute Ideen mitgegeben wie ich in den verschiedenen Seitengängen Zita helfen kann sich loszulassen, den Brustkorb korrekt zu rotieren und ihre Hinterhand einzusetzen. Neben ganz vielen Inputs mit welchen „Kleinigkeiten“ ich Zita die Antwort auf meine Fragen erleichtern kann, hat Hannah mich in einen absolut stressfreien und konzentrierten Zustand geholt, in dem Zita und ich gemeinsam an einem Ziel arbeiten konnten.
Jana und Picasso
Besonders genossen habe ich die morgendlichen Atemübungen mit Hanna, die mich aus der Reithalle hinaus getragen und auf meine innere Yogamatte gestellt haben. Da ich beruflich sehr daran gewöhnt bin Probleme mit meinem Verstand zu lösen, übernimmt mein liebes Hirn auch gerne im Sattel das Kommando, leider bleibt dann oft der Rest meines Körpers auf der Strecke und beginnt zu stecken. Mit Hannas Hilfe konnte ich meinen Atem nutzen um die innere Yogamatte auch auf dem Rücken meines Pferdes auszurollen. Für mich war die Stunde mit Hanna eine sehr persönliche und schon fast spirituelle Erfahrung, die mich zu einer neuen Erkenntnis gebracht hat: Ich möchte die Reitkunst verstehen, aber im Sattel möchte ich sie fühlen und leben.
Gemeinsam loslassen mit Tabby
Ich reite los auf der linken Hand. Zwei Verletzungen am rechten Vorderbein haben bei uns immer wieder zu einer gewissen Schonhaltung geführt. Ich habe manchmal auch das Gefühl mehr Trab im Schritt zu haben, als einen super taktreinen Schritt. Schritt ist für uns generell eine Herausforderung, vor allem, da sich hier die Breitbeinigkeit, die schwankende Hüfte und die wackeligen Knie und Sprunggelenke von Tabby am stärksten bemerkbar machen. Hanna bittet mich nach einer halben Runde um ein Kruppeherein, allerdings soll ich es von der Rückseite meines Oberschenkels einleiten, das heißt ich muss meinen rechten Schenkel mit dem Knie etwas nach rechts außen öffnen, meine Fersen bewegen sich weg vom Pferd, gleichzeitig soll ich den Viertakt des Schritts verbessern, in dem ich laut mitzähle. Ich konzentriere mich auf den Moment des Abfussens des inneren Hinterbeins und zähle mit. Und ganz plötzlich beginnt sich Tabby von hinten ran zu schließen, obwohl ich für meine Begriffe gar nicht viel von ihren Hinterbeinen verlange, gleichzeitig verbessert sich der Takt.
Als nächstes arbeiten wir an den Übergängen in den Trab. Auch hier zähle ich den Zweitakt mit und möchte Tabby das Bild geben, dass der Trab und der Takt tatsächlich aus der Hinterhand heraus entstehen. Wieder hilft uns ein zartes Kruppeherein bei der Stabilisierung der inneren Hüfte. Das Ziel ist, die Übergänge möglichst geschmeidig und ohne Stocken oder das Gefühl von “Stoppen” zwischen den Gangarten auszuführen. Ich genieße das Gefühl, mich völlig auf den Takt einzulassen und atme dabei tief in mein Zwerchfell. Der zweite Übergang vom Trab in den Schritt gelingt viel besser, die Hinterbeine bleiben geschlossen. Erneutes Antraben – ebenso ganz easy und weich.
Auf der linken Hand gibt mir Hanna den Tipp den inneren Oberschenkel etwas zu öffnen und zu schließen, also einmal vom Knie aus zu schließen und zu öffnen. So hole ich mir die Biegung im Körper von Tabby noch etwas deutlicher. Im Grunde reite ich so abwechselnd den inneren und den äußeren Hinterfuß im Gedanken an Schulterherein und Kruppeherein hauchzart und besser in Richtung Schwerpunkt. Fühlt sich Tabby dann noch ein wenig zäh wie Kaugummi unter mir an, wiederhole ich das Öffnen und Schließen vom inneren Oberschenkel, bis Tabby sich weich und beständig im Trab unter mir anfällt. Zu Beginn der Übung habe ich immer wieder das Gefühl, ich könnte Tabby in der nächsten Sekunde verlieren. Je mehr ich aber meinen Fokus in den Oberschenkel lege, umso flüssiger wird der Trab.
Hanna bemerkt, dass der äußere Vorderfuß sehr schön auf der Zirkellinie bleibt und in Bewegungsrichtung nach vorne schwingt, der innere Vorderfuß möchte aber ein wenig nach außen in der Trabbewegung, also außerhalb des Zirkels schwingen.
Nun soll ich mit meiner inneren Schulter ein wenig nach außen gehen, also eigentlich genau das Gegenteil davon machen, wie wir es im Sitz gerne hätten. Ziel dahinter: Ich spiegle Tabby durch meinen Körper exakt, was sie mit ihrem linken Vorderbein tut. Nach einigen – und wie ich finde – sehr unrunden Schritten, die sich unbequem anfühlen, nehme ich meine Schulter zurück und lade Tabby ein, meine Vorgabe aus dem Sitz in ihrem Vorgriff zu spiegeln. Und tatsächlich, das linke Bein wird frei. Tabby atmet tiefer in den Brustkorb, das innere Vorderbein schwingt nicht mehr so stark nach außen, sondern bleibt auf der Zirkellinie.
Nun fügen wir noch meine Fußspitzen zur Versammlung hinzu. Im denke mehr Zweitakt im Schritt und spüre den Takt in meinen Fußgelenken und lasse meine Fußspitzen bewegen. Tabby übernimmt die Idee sofort und bringt ihre Hinterbeine immer besser aus dem Sand. Noch ein Detail kommt hinzu. Wir nutzen nach der Versammlung im Trab ein wenig mehr nach vorne schwingen und verbessern so den Rhythmus. Dieser Rhythmus soll uns nun in der Versammlung helfen den Gedanken von Beugung plus Vorwärts zu behalten.
Für Hanna fehlt es Tabby nicht an Energie in der Versammlung, sie empfiehlt daher mit dem inneren Oberschenkel wieder die Biegung zu verbessern, die Atmung zu sortieren, um so über die korrekte Platzierung des inneren Hinterbeins etwaige Blockaden zu lösen. Die Vorschläge funktionieren einwandfrei, wieder freuen sich Tabby und ich über die gute Zusammenarbeit.
Mein persönliches Fazit: Hanna hat wieder viele Details in meinem Körper ins Bewusstsein gerückt. Ich fühle mich einmal mehr bereichert, schließlich habe ich so tolle Kollegen um mich.
Sehr gefreut habe ich mich natürlich auch über Hannas Feedback bezüglich meiner Schüler. Alle haben nicht nur sprichwörtlich gezeigt, dass sie ein feines Händchen haben.
Lust auf Dabeisein? Die nächsten Kurse stehen schon vor der Türe. Das große Highlight: Bent Branderup kommt am 2. und 3. Juni 2018 nach Graz. Näheres unter den folgenden Links.
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