Hanna Engström war kürzlich bei uns zu Gast. Eine Kursreportage für Sitznerds!
Ich denke, also sitze ich – oder umgekehrt – der Reiter denkt und hat gewisse Wünsche an den Sitz. Unser Körper möchte dem Wunsch gerne nachkommen, allerdings stoßen wir an gewisse Grenzen und Unmöglichkeiten. Der Weg zu einem besseren Sitz auf dem Pferd führt immer zuerst zur Achtsamkeit und Wahrnehmung.
Schon wenn ich diese Zeilen schreibe, muss ich unweigerlich an Hanna Engström denken. Meine liebe Kollegin aus Schweden, war die erste, die es geschafft hat, meine Rückenschmerzen in den Griff zu kriegen.
Wenn ich an Hanna Engström denke, dann denke ich an Turnübungen im Winteroverall im Dezember zwischen den Hofbäumen am Boden auf ihrem Hof Ekeskogs in Gotland. Ich erde mich als Wurm, der sich kaum bewegen kann und laufe dann Zirkel in Hannas Reithalle, denke mir Farben aus zu meinen runden Bewegungen im Hüftgelenk und kann die tägliche Bewegung kaum abwarten.
Nachts ist es leise, man hört keinen Verkehr, die Sterne strahlen glasklar auf Hanns Hof. Die Luft ist kristallklar im Winter. Diese besondere Zutat kann ich zwar nicht auf den Sonnenhof nach Hart bei Graz bringen, allerdings ist Hanna reichlich Inspiration zum Thema Sitz!
Den eigenen Körper entdecken
Für Hanna Engström ist es immer eine Frage, wie man die Dinge im eigenen Körper entdeckt. Deswegen bittet sie uns alle in der Theorie gleich mal zur Praxis. Wir stellen uns hüftbreit auf, Hanna verlangt von uns Nachgiebigkeit in Hüft- und Kniegelenk. Nun verlagern wir unseren Schwerpunkt von der Mitte zur Zehenspitze und zur Ferse.
Wir versuchen nun als nächstes die Füße ganz ruhig auf dem Boden zu halten und verschieben den Schwerpunkt nun ausschileßlich mit dem Oberkörper, ohne die Füße mehr zu belasten. Sofort merken wir, dass wir noch vorsichtiger sein müssen mit unserer Schwerpunktverlagerung.
Wir testen dabei, wie weit wir überhaupt vorwärts den Schwerpunkt verschieben können, ohne ein Gramm mehr Gewicht auf die Füße zu legen. Welche Muskelgruppen werden nun im Oberkörper angesprochen, um unseren Körper zu stabilisieren? Wir erkennen. dass eine kleine Bewegung ausreicht, um die innerer Bauchmuskulatur zu aktivieren.
Diese Muskulatur sorgt auch für zuverlässige Stabilität im Oberkörper – wir testen das dann natürlich auch in der Bewegung am Stand.
Und schon hält Hanna die nächste Übung für uns bereit – nun versteifen wir in Hüfte- und Kniegelenk und versuchen nun Bewegung auf der Stelle.
Unter Gelächter stellen wir fest – das klappt nicht.
Weiter geht es mit dem Unterkiefer. Wir fassen mit Daumen und Zeigefinger an den Unterkiefer und versuchen nun den Unterkiefer zu bewegen. Klappt es, den Unterkiefer einfach nach links und rechts zu führen? Die meisten von uns stellen sofort fest, dass wir unserer eigenen Hand nicht ganz vertrauen. Die Hergabe des Unterkiefers fällt wirklich schwer, der Unterkiefer lässt sich schlecht zwischen Daumen und Zeigefinger bewegen. Während Hanna schon ganz große Bewegungen vorführt, tasten wir uns noch an kleine Bewegungen heran.
Hanna Engström fragt uns: Wenn wir stabil stehen und den Unterkiefer in eine bestimmte Richtung bewegen – wo „zeigt“ dann das Steißbein hin?
Es spiegelt sich, was wir bei Stellung und Biegung vom Pferd erwarten. Bewegt sich der Unterkiefer nach links, dann bewegt sich das Steißbein nach rechts.
„Wir fokussieren uns immer nur auf die innere Körperhälfte, wenn wir an Stellung arbeiten, legen wir unseren Fokus doch mal auf die äußere Körperhälfte, wenn es um Stellung geht. Wenn der Unterkiefer bewusst nach innen genommen wird, dann verwirft sich das Genick nach außen – dies ist der Moment, wenn wir am das Cavesson zur Hilfe nehmen, um am inneren Kappzaumring die Nase korrekt zu platzieren. Die meisten Pferde sind aber wie wir – mehr oder weniger schief zu einer bestimmten Seite. Daher richten wir gerade“!
Hanna Engström
Manchmal stolpern wir Reiter über die Schiefe – wir übertreiben dann eine Biegung in unserem Sitz, um es „besonders gut zu machen“. Dann lehnen wir auch mal übertrieben nach innen.
Wir wissen ,dass wir Sitzhilfen nicht übertreiben sollen – zumindest nicht auf dem Pferd.
Nun lässt uns Hanna Engström in der Theorie mal eine Wendung aus dem Oberkörper übertreiben – wir spüren genau hin, was in unserem Körper passiert, wo wir mehr Gewicht aufnehmen und ob sich die Balance auf den Füßen verschiebt.
Die Parallelität
Was wir uns als Reiter wünschen?
- Hüfte paralllel zur Hüfte
- Schulter parallel zur Schulter
- Kopf parallel zu Kopf
Wir hätten gerne eine gewisse Parallelität oder Spiegelung zwischen Pferd und Reiter. Aber wie gesagt – Wunsch und Wirklichkeit unterscheiden sich manchmal leider diametral voneinander.
Hanna Engström hält schon das nächste Beispiel parat.
Was, wenn sich das Pferd lange anfühlt und man den Rahmen verkürzen möchte.
Wir versuchen nun im Stand wieder etwas nach vorne zu lehnen. Der Rücken rundet sich, wir stehen im Ausfallschritt und nun versuchen wir schnelle Bewegung am Stand umzusetzen.
Wir knallen im Selbstversuch hoffnungslos auf die Vorhand – so lange ist es unmöglich Vorwärts umzusetzen.
Was uns Hanna Engström und Stine über den Sitz verraten
Hanna Engström hat eine Assistentin im Gepäck – ein weibliches Becken (Stine) mit Schambein, Sitzbeinknochen, Steißbein und Hüftgelenk.
Das Schambein geht ein wenig aufwärts – manche Sättel oder Pferde passen sehr gut zur Form des Schambeins
„Wenn ich sage, dass ihr mehr auf dem Schambein sitzen wollt, dann meine ich eigentlich die Schambeinäste seitlich. Die Oberfläche wird hier etwas flacher und der Rücken kann sich in dieser Sitzposition gut ausbalancieren. In Wahrheit sitzen wir also gar nicht so dominant auf den Sitzknochen“.
Hanna Engström
Nun bin ich als Versuchskannchen gefragt Stine „steigt auf meinen „ungesattelten“ Rücken. Hanna Engström platziert den flachen Teil des Schambeins auf meinem Rücken – die Sitzbeinknochen sind nicht so prominent auf dem Rücken platziert auch das Steißbein kann ich nicht wahrnehmen.
Ich bewege mich nicht, allerdings beginnt nun Stine den Schwerpunkt zu verändern und sofort „muss“ ich „folgen“. Hanna verschiebt den Schwerpunkt ein wenig und ich spüre die Veränderung unmittelbar und sehr klar. Man muss dazu sagen, dass Stine keinen Torso besitzt, keinen Kopf, keine Arme und Beine – und dennoch ist die Einwirkung so eindeutig. Ich bin tatsächlich überrascht, wie leicht ich die formgebende Einwirkung bemerke und jeder kleinen Schwerpunktverlagerung folgen kann.
Jetzt bewegt sich Stine etwas mehr auf den Sitzknochen und ich reagiere promt im Rücken und drücke diesen sogar weg – es ist mir unmöglich, Stine den „Rücken herzugeben“. Sobald Stine weider etwas mehr auf den Schambeinästen sitzt, kann ich dem Sitz wieder ganz leicht folgen.
Nun „bastelt“ mir Viktoria Portugal einen weichen Sattel und ich spüre die Bewegungen von Stine nochmal aus einer gepolsterten Position.
War die Einwirkung mit oder ohne Sattel angenehmer? Eindeutig mit, obwohl ich durch eine Jacke und Winterausrüstung ohnehin „stark gepolstert“ war.
Meine Schülerin Heike ist das nächste Versuchskaninchen und ich darf die Führung als Reiter übernehmen. Es ist auch aus dieser Perspektive super spannend zu spüren, was passiert, wenn ich als Reiter den Schwerpunkt verlagere, eine Wendung einleite, die Vorderbeine unterschiedlich belasten lasse oder das Gewicht in Richtung „Hinterhand“ verlagere.
Auch spannend ist das Feedback meines „Pferdes“ – wie unterschiedlich wird „meine“ Führung bzw. Reiterei wahrgenommen und wie fühlt sich „Reiterin Hanna“ an? Auch mit dem „Sattel“ haben weder Heike noch ich das Gefühl, dass die Einwirkung „schwammig“ würde.
Begeistert wollen natürlich alle Reiter die Sache vertiefen. Im Gespräch mit Heike erfahre ich, dass für sie die eigene Losgelassenheit essenziell war, um meinen Reiterhilfen zu folgen. Fällt Stine zu sehr auf die Sitzknochen, dann wird es für das Pferd nicht sonderlich angenehm – wenn Stine auch sehr instabil zum Sitzen kommt, wird dies vom Pferd nicht goutiert.
Kati testet dann auch noch mit Stine, was passiert, wenn die Oberschenkel, das Pferd noch ein wenig mehr stabilisieren. Die Testpersonen können Hannas Einwirkung ja nicht sehen, aber ganz eindeutig spüren, wenn der Reiter auf den Sitzknochen fällt. Auch mit Sattel ist bei diesem „Pferd“ die Einwirkung deutlich angenehmer.
Zum Schluss probieren wir noch unsere treibende Hilfe aus. Einmal stehen wir auf einem Bein, das zweite ist im Kniegelenk angewinkelt, der Fuß zeigt nach hinten. Angehen aus dieser Position ist kaum möglich. Auch die treibende Hilfe wird schwer, wenn wir mit der Ferse „hinten“ einen Kickstart einlegen wollen (und das Pferd so gerne mit hochgelagerten Fersen berühren möchten).
Nehmen wir aber das Bein nach vorne und gleiten gegen die vorgestellte Fellrichtung nach vorne – dann ist Bewegung leicht möglich.
Die Theorieeinheit mit Hanna war wie immer praktisch angehaucht und mit vielen sofort wahrnehmbaren Effekten versehen. An dieser Stelle die Ermunterung, vieles im eigenen Körper auszuprobieren, zu erforschen und zu entdecken, bevor man sich aufs Pferd setzt.
Praktische Beispiele
Jeder hatte ein Thema und Wünsche mit im Gepäck. Bevor es ans Reiten geht, „interviewt“ Hanna Engström die Reiter bezüglich ihrer Erwartungen und Wünsche.
Ellis goldener Warmblüter Otto plagt sich sehr mit der Balance zwischen den Schultern. Elli hatte sich daher gewünscht durch den Sitz die Balance nicht zu stören, wenn möglich sogar zu verbessern. Auch die treibenden und biegenden Schenkelhilfen waren hier Thema.
Ralph und Bartonia wollen im Schritt die Balance nicht verlieren, wenn es an das Thema Seitengänge geht. Hier verliert Bartonia gerne mal den ruhigen Takt, wenn sie sich auf ein spezielles Hinterbein konzentrieren soll. Dabei ist es Ralph gerade ein besonderes Anliegen die Achtsamkeit seiner Stute zu schulen.
Heikes Austria ist gerne mal etwas flotter. Sie liebt es zu galoppieren und den Wind in der Mähne zu spüren. Austria hat schöne Bewegungen, hier wünschte sich Heike allerdings noch ein wenig mehr Ruhe bei einem gleitenden Bewegungsfluss – also weniger Stakkato in Trab und Galopp.
Katis Wunsch war es, ihre Stute Beti weniger vorhandlastig zu arbeiten. Durch die fehlende Balance war es auch schwer, Beti kontinuierlich vorwärts zu bekommen. Immer wieder hat Beti auch lieber den Glaopp angeboten, da es ihr ja auch selbst unangenehm war, den Brustkorb schwer zwischen den Vorderbeinen absacken zu lassen.
Rudi leidet unter mehreren Bandscheiben-Vorfällen. Schmerzfrei zu reiten ist natürlich ein Ziel, schließlich möchte Rudi noch lange die Ritte auf dem Pinchen genießen. Gleichzeitig ist es Rudi ein Anliegen, Pina möglichst gut zu gymnastizieren, auch wenn er sich sehr auf den eigenen Sitz konzentrieren muss.
Für Eva und Idolo ist das große Thema: Schub versus Tragkraft und eine enorme Überbeweglichkeit. Idolo bewegt Eva in alle Richtungen, auch die eigene Haltung wird natürlich dadurch beeinträchtigt.
Bei Susi und Sleipnir ist die Sache ähnlich, zusätzlich hat sich Susi für ihren fleißigen und motivierten Isländerbuben gewünscht etwas mehr Rundheit bei den Übergängen in Richtung Versammlung mitzunehmen. Sleipnir benutzt hier gerne mal den Unterhals, gerade nach einer längeren Trainingspause ist das Thema Rundheit also sehr präsent.
Mein Sitz
Und da ist noch die Sache mit meinem Sitz. Mein „pelziges Katapult“ – klein Konrad wird Reitpferd. Und er stellt sich ganz brav an, allerdings habe ich immer wieder im Bereich der Lendenwirbelsäule Schmerzen, da sich hier die Muskulatur gerne verspannt. Ein weiterer Wunsch war frisches Vorwärts, für das sich Konrad herzlich wenig begeistern lässt. Alles, was nicht in Richtung Versammlung geht, ist nämlich grottenlangweilig – meint Konrad. Aber im Kurs sollten wir das auch anders empfinden!
Elli und Otto: Einheit 1
„Das Publikum sieht ja schrecklich aus“, davon war Otto sehr überzeugt. Gerade, wenn ein Kurs in gewohnter Umgebung stattfindet, kann dies Pferde sehr aus dem Konzept bringen. Hanna empfiehlt in einer angenehmen Distanz zu bleiben. Manchmal benimmt sich das Pferd dann an einem Kurs ganz anders als im Alltag. Otto jedenfalls startet in der ersten Einheit mit etwas mehr Energie, da ihm die Situation mit den Zuschauern nicht geheuer ist.
Sobald sich der Wallach jedoch entspannt, rät Hanna Elli die eigene Atmung sowie die Atmung des Pferdes zu kontrollieren. Zu Beginn der Einheit reagiert Otto noch auf alle möglichen Geräusche, auch wenn Otto entspannt aussieht, ist er noch immer unsicher. Nach einem Handwechsel geht es auch auf der neuen Seite erstmal um Vertrauen und Loslassen.
Hanna bittet Elli, das Pferd zu beschreiben, was fühlt sich normal an in der Bewegung und was ist heute an diesem Tag neu. Elli nimmt die Unsicherheit von Otto wahr, dass Hanna keine Erwartungen an beide Schüler hat, lässt Elli und ihren Wallach sofort entspannen. Wie stark wirkt sich doch auch die Erwartungshaltung auf die Körperhaltung aus.
Hanna rät Elli Zuschauer und Referenten auszuschließen und ganz für sich zu arbeiten – gerne kann sie auch mit Otto sprechen. Im Gegensatz zu anderen Trainern, die sofort mit der Arbeit loslegen und so die Angespanntheit des Pferdes lösen wollen, rät Hanna zu einem direkten Dialog. Elli darf Otto auch ihre Wünsche sagen, sie darf ihm erzählen, warum sie am Kurs teilnehmen wollte und warum dies auch eine gute Idee für Otto ist. Auch die Nervosität beider ist Thema. Zunehmend wird Otto durch die Kommunikation ruhiger, mit ihrem Pferd zu sprechen hilft Elli dabei, ganz natürlich zu atmen – gerade wenn wir unsere Atmung observieren sollen, halten wir uns dann doch gerne etwas fest.
Zunehmend stellt sich Entspannung ein. Hanna und Elli können nun beginnen mit der Hilfe „Schenkel“ zu arbeiten. Hanna lässt Elli analysieren, wie sich die Beine anfühlen, Ellis soll genau heraus finden, wo der innere Schenkel am bequemsten liegt. Ist der innere Schenkel besser etwas mehr vorwärts platziert (Oberschenkel- und Unterschenkel), so dass der Fuß in der Gurtlage zum Liegen kommt? Manchmal kann es auch komfortabel sein, das Bein an der „dicksten“ Stelle des Pferdebauchs abzulegen. Für Elli ist die Dehnung etwas mehr nach vorne hilfreich, so wird die Biegung um den inneren Schenkel sofort auch für Otto eindeutiger. Speziell bei Pferden, die dem Reiter kein „fleißiges“ Gefühl geben, tendiert man gerne dazu, den Schenkel hochzuziehen und mit der Ferse zu treiben – leider jedoch nicht von großem Erfolg gekrönt.
Nach einem Handwechsel auf der rechten Hand, schlägt Hanna Elli vor, sich Zeit zu lassen für die korrekte Platzierung des inneren Schenkels. Gerade auf der rechten Hand fällt eine vorgelagerte Platzierung des Reiterschenkels schwer, Ellis Bein verliert immer wieder den Kontakt zum Pferd, Hanna rät daher die Dehnung vorwärts des eigenen inneren Schenkels etwas zu übertreiben, so kommt das innere Bein gut an die Gurtlage, Otto greift sofort die Idee der Biegung auf und bietet ein wenig mehr Dehnungshaltung in der äußeren Oberlinie an. Hanna weist Elli darauf hin, dass eine minimale Veränderung der Positionierung des Schenkels sich schon anfühlen kann wie ein gewaltiger Balanceverlust. Gegen die Fellrichtung wischt Elli mit dem Unterschenkel nach vorne, genau hier sucht die Reiterin nun vermehrt nach Biegung und vorwärts. Otto kommt nach und nach besser vorwärts, ohne aber schneller zu werden. Der Rückenschwung wird immer sanfter, was sich in Ellis Sitz auch bemerkbar macht.
Ralph und Bartonia Einheit 1
Als Ralph mit Bartonia die Halle betritt kann sich Hanna sofort an das Paar erinnern. Im Vorjahr war für Ralph auch das Thema, eine korrekte Rotation des Brustkorbs zu erarbeiten. Diesmal beginnt Ralph auf einem größeren Zirkel, den er sukzessive verkleinern und vergrößern soll. Bartonia soll beim Vergrößern die Oberlinie lang machen und dehnen.
Auch wenn Bartonia erst zeitverzögert auf Ralphs Hilfen reagiert, soll Ralph auf die gebende Hand vertrauen. Hier zeigt sich einmal mehr Bartonias freundlicher Charakter – Stück für Stück dehnt sie sich zur gebenden Hand hin. Hanna rät, sich immer Zeit zu lassen, herauszufinden, wie sich das Pferd an diesem Tag auf der linken oder der rechten Hand anfühlt – daher verkleinert und vergrößert Ralph auch auf der linken Hand.
Hanna arbeitet mit Ralph an ganz kleinen Details – dabei erkennt Ralph, dass er selbst den Zirkel im eigenen Körper schneller vergrößern möchte, als Bartonia. Das Thema dieser Stunde ist somit auch, Bartonia nicht aus dem Sitz zu lassen, selbst aber auch konstant im Sitz zu bleiben.
Je mehr die beiden übereinkommen, umso zufriedener zieht Bartonia ihre Kreise, Bartonia löst sich im Unterkiefer, sie kaut und wartet Ralphs Sitzhilfen ab.
Die Analyse ist jedoch nicht vorbei – Hanna schickt Ralph auf eine Reise in den eigenen Körper – was empfindet er als angenehmer? Wenn sich Bartonia mehr dehnen darf oder wenn der Reiter die bildhübsche Lipizzaner Stute aufnimmt? Wie verändert sich die Rückentätigkeit des Pferdes? Kommt der Stretch in der Dehnungshaltung aus dem gesamten Körper, oder dehnt sich Bartonia nur partiell? Und wie muss die Haltung sein, bevor der Reiter zur Dehnungshaltung einlädt.
Das Fazit: es geht um Balance. Nun soll Ralph die Zügelhaltung überdenken, der Daumen bleibt aufgerichtet. Die Aufgabe des Zirkelverkleiners kommt wieder dazu, wobei sich Ralph erneut auf die aufgestellten Daumen konzentrieren soll. Der Reiter ertappt sich selbst dabei, wie gerne er die Hand einfach öffnen würde. Nun spielt Ralph ein wenig mit dem kleinen Finger, der kleine Finger nähert sich einmal mehr dem Oberkörper, einmal ist die Hand wieder gebend. Der Rahmen von Bartonia wird so sukzessiver auch definierter, Ralphs Sitz wird immer aufrechter und Bartonia bleibt in ihrer Mitte in einer guten Balance unter ihrem Reiter. Selbst wenn Hanna den Fokus auf die Hände von Ralph legt, ist es für die Zuschauer sehr spannend, wie stark sich doch Ralphs Sitz insgesamt verändert.
Nun fragt Hanna: „Wie viel Gewicht spürst du auf deinen Fingern?“
Ralph: „100 Gramm“
Hanna: „Kannst du Bartonia fragen, ob sie dieses Gewicht im eigenen Körper tragen kann?“
Unglaublich was die Macht der Gedanken doch auch auslöst. Bartonia kaut zufrieden, verkürzt den Rahmen und trägt sich selbst wesentlich besser. Ralph sitzt gut platziert in einer Balance, wobei er nicht mehr auf dem Pferd platziert wirkt, sondern mehr „im Pferd“ verschmolzen zum Sitzen kommt.
Eine wunderschöne Erfahrung.
Im nächsten Blogbeitrag stelle ich euch die nächsten Beispiele aus der Praxis vor – es bleibt weiter spannend!
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