„Wir haben im Vorort-Unterricht jetzt mit Paraden begonnen, damit das Pferd die Vorhand mehr hebt“, sagt meine Schülerin im Online Unterricht und wir legen los.

  • Warum ist das mit den Paraden sinnvoll?
  • Wie gibt man eigentlich Paraden?
  • Wann gibt man Paraden?

Warum die Arbeit mit den Paraden?

Das Gewicht muss auf die Hinterhand – ein häufiges Ziel aus dem Unterricht, schließlich soll die Vorhand entlastet werden und das Pferd den Rumpf anheben. Nur – passiert das auch automatisch, wenn das Pferd die Hinterhandgelenke beugt? 

Paraden und das Timing 

Wann gibt man überhaupt eine Parade? Bevorzugt wird bei der Arbeit im Stand in das Pferd hinein „gehorcht“, die Wirbelsäule erspürt und der Weg zur Hankenbeugung erschlossen. 


Der Vorteil bei der Arbeit im Stand ist ein guter Überblick über den gesamten Pferdekörper und die Schulung des eigenen Gefühls. 

So gehts: 

Wir stellen uns vor das Pferd und lösen das Pferd in Biegung und Stellung. Grundsätzlich sollte bei dieser Arbeit beachtet werden, dass wir uns nicht zu abhängig von der Hand am Kappzaum machen sollten. Die Nähe zur Pferdenase verführt uns leicht, das Pferd tatsächlich „an der Nase herum zu führen“, wir können den Kopf abwärts lösen und sehr leicht Einfluss auf das Genick nehmen. Allerdings sollten wir unser Ziel, eine Formgebung aus der Tätigkeit der Hinterhand heraus nicht aus den Augen verlieren. Auch im Stand ist es hilfreich, dem Pferd formgebende innere und äußere Schenkelhilfen beigebracht zu haben, die auch im besten Fall zu einer entsprechenden Tonsisierung der Muskulatur – sprich Haltung führen. 

Einen weiteren Artikel mit Video verlinke ich euch weiter unten. 

Wir lösen das Pferd also um den inneren Schenkel und nicht primär von der Hand. Wichtig ist also auch die Position vor dem Pferd. Der eigene Ellenbogen sollte leicht gebeugt sein, die Hand spürt über die Verbindung zum Kappzaum in die Wirbelsäule des Pferdes löst aber die Positionierung von Kopf und Hals nicht alleine aus. Ich platziere mich gerne in einem Ausfallschritt vor dem Pferd, so kann ich mit ausreichend Abstand mein Gewicht von einem Fuß auf den anderen schaukeln – dabei stelle ich mich vor, wie ein Schilfgras vom leichten Sommerwind bewegt zu werden. Meist reicht schon die Spiegelung aus, um dem Pferd eine Information zu vermitteln. 

Wenn wir unser Gewicht mehr in Richtung Zehenspitzen verlagern, ist das Ziel der Spiegelung dem Pferd zu vermitteln mehr Gewicht auf die Hinterhand zu nehmen. Die meisten Pferde folgen dieser Idee auch relativ schnell. Wir sollten das Pferd jedoch nicht mit einer starren Hand am Kappzaum rückwärts schieben. Die innere Hüfte des Pferdes sollte leicht in der gewünschten Stellung und Biegung nach vorne gelagert bleiben. 

Das Problem? 

Wer so übt, kommt über ein wenig „schaukeln“ nicht hinaus – und genau das passiert auch oft. Ich kam häufig zum ersten Mal zu Schülern, die mir auch voller Motivation erzählten, dass sie „Schaukeln“ geübt hatten. Eine nette Formulierung, nur enthält sie auch nicht das, was wir eigentlich mit einer Parade auslösen wollten. 

Eine Parade hat zum Ziel, dass das Pferd auf der Hinterhand entschleunigt und nicht auf der Vorhand bremst. Sobald wir den Inhalt einer „Lektion“ genauer unter die Lupe nehmen und die einzelnen Zutaten wie bei einem Kochrezept benennen, klappt es auch meist besser mit der Auswahl an Übungen – denn so wird klar – was muss eigentlich geübt werden? 

Wo sind die Übergänge? 

Ich habe auch schon erlebt, dass Pferde schon ganz schön in Richtung Schulparade gearbeitet wurden, allerdings klappte ein einfacher Übergang vom Trab in den Schritt nicht, ohne die Form zu verlieren, sich rauszuheben oder eben auf der Vorhand zu bremsen. Die Grundlage für jegliche Paraden sind also Übergänge, Übergänge und nochmals Übergänge. Sie beinhalten nämlich auch das, was eine Parade braucht = Aktivität der Hinterhand. 

Aber wann muss ich eigentlich eine Parade geben und wo sollen die Hinterbeine sein? 

Ein kleiner Paraden Selbsttest: 

Stellen wir uns vor, wir würden eine schwere Kiste heben wollen. An uns Zweibeinern kann man die optimale Platzierung der „Hinterhand“ tatsächlich ganz gut erproben. Stehen wir unter unserem Schwerpunkt im Lot, dann können wir locker in die Knie gehen (unsere Hanken beugen) und die Kiste heben. Stehen wir mit den Füßen zu weit vor oder hinter unserem eigenen Schwerpunkt dann bekommen wir Übergewicht nach vorne oder hinten, etwas heben können wir so jedenfalls nicht mehr so einfach. 

Und so ähnlich ergeht es auch dem Pferd. Wir haben eine Standbeinphase der Hinterbeine, eine Spielbeinphase und sowohl in der ersten, wie in der zweiten Phase gibt es auch noch was dazwischen. Wo kann das Pferd die Parade gut aufnehmen? Wenn die Hinterbeine gerade am Boden gelandet sind, oder wenn die Hinterbeine im Lot unter dem Hüftgelenk befindlich sind? Oder wenn die Hinterbeine eher hinter den Sitzbeinhöckern zurück fallen und kurz vor dem Abfussen befindlich sind. 

Übung macht den Meister 

Finden wir es heraus. In der Frontposition ist es am einfachsten das Abfussen der Vorderbeine zu beobachten und auf das jeweilige Hinterbein in dessen Standbeinphase eine kleine Parade zu geben. Weniger technisch betrachtet macht Übung wie immer den Meister. In den Übergängen finden wir leicht heraus, wenn unser Timing schlecht, weniger gut, besser oder optimal für die Paraden verlaufen ist. 

Was wir nicht spüren wollen ist ein Festwerden auf der Hand, ein schwer werden zwischen den Schultern, ein holpriger Übergang, ein Herausheben, ein hinter der Hand bleiben….

Üben wir und passen wir das Timing eben auch mal an. 

Auf dem Weg zu guten Paraden werden wir wirklich viele Übergänge arbeiten und reiten. Grundsätzlich setzt eine Parade das Pferd auch nicht sofort auf die Hinterhand. Was wir bei den Paraden auch beherzigen sollten ist, dass wir die Aktivität der Hinterhand nicht verlieren wollen – so ist es ein Tipp bei den Übergängen von einer höheren in eine niedrige Gangart stets zu denken: „Ich beginne den Schritt“ und nicht „ich höre auf zu traben“. Führen Paraden auf Dauer zu einer lediglich langsameren Gangart, dann wird sich das auch auf dem Weg zur Versammlung bemerkbar machen, wenn wir anstelle eines Energiegewinns eine Senkung des Energielevels bekommen. 

Wann es sich lohnt, Paraden zu arbeiten? 

Grundsätzlich immer – wir beginnen mit der Basis bei den ersten Führübungen, wenn wir erste Synchronität zwischen Mensch und Pferd spielerisch erarbeiten, im gemeinsamen Angehen und Halten. Wenn wir jetzt noch Energie hinzufügen und mal etwas flotter in der Bewegung und dann auch flott im Halten sind wird unser Pferd auch rasch die Idee einbringen, etwas mehr auf der Hinterhand zu parieren, als mit den Vorderbeinen zu bremsen. Das Pferd hat intelligent eine Bewegungsaufgabe gelöst? Hurra Jackpot – gerade wenn Pferde von selbst auf eine gute Lösung kommen, können wir sie so richtig feiern. 

Ja, Paraden können das Pferd schulen, die Hinterhand zu beugen und mehr Last aufzunehmen. Nicht allerdings, wenn die Energie und der Kraftabdruck der Hinterbeine fehlen – das sollten wir immer auf dem Weg zu Übergängen und Paraden beherzigen, dann Reiten wir Einfach 😉 

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