In der Biomechanik unter die Pferdehaut geschaut – ein Meistertest der ebenso voll unter die Haut ging und unterschiedliche Trainer hautnah. Das war die Sommerakademie 2016.

„Die beste Sommerakdemie aller Zeiten…“

Irgendwie höre ich mich diesen Satz jedes Jahr sagen, wenn mich Daheimgebliebene fragen, wie es denn in Dänemark war. Irgendwie gibt es jedes Jahr eine Steigerung. Und das nur, weil wir uns ständig hinterfragen, forschen, tüfteln und der gegenseitige Austausch so bereichernd ist.

Mittwoch Abend präsentierten Bent Branderup und Kathrin Branderup-Tannous ihre aktuelle Arbeit mit den Nachwuchspferden und den weiter ausgebildeten Pferden.

Bents Nachwuchspferd „Dorado“ zeigte, wie cool ein Youngster mental sein kann – und das vor großem Publikum. Die unterschiedlichen physischen und psychischen Voraussetzungen konnten wir bei den weiteren Pferden gut beobachten – und wie Hankenbeugung trotz einer nicht optimalen Hinterhand möglich ist. Bent und Kathrin haben uns wunderbar durch ihre Arbeit geführt und gezeigt – nicht immer gelingt alles perfekt, aber mit viel Liebe zum Pferd werden auch nicht so mutige Pferde stolz und selbstsicher in der Arbeit.

Vom korrekten vorwärts-abwärts zur Versammlung

Donnerstag Vormittag wurde es gleich für zwei Praktikantinnen sehr ernst. Vor versammelter Ritterschaft legten beide Damen mit ihren Pferde die Boden- und Longenprüfung ab. Im Anschluss konnten wir wieder Gast sein bei Bents und Kathrins Morgenarbeit. Besonders spannend für mich war das Ergebnis von Bents Handarbeit mit „Cara“. In der gerittenen Arbeit zeigte Bent dann, was ein „zu hoch“, was ein „zu tief“ im Pferdekörper bewirken kann, wie vorwärts-abwärts und ein Übergang zur Versammlung erarbeitet wird.

Letztere Fragen wurden dann auch in der Theorie erörtert. Genauer: Marius Schneider, Stine Larsen und Annika Keller luden am Nachmittag zum biomechanischen Vortrag. Marius brachte die Wirbelsäule eines Pferdes mit, Annika die eines Ponys. So konnten wir nicht nur per Powerpoint-Präsentation, sondern auch wirklich „unter der Haut“ spüren, wo Rotation, Flexion oder Extension zwischen den einzelnen Wirbeln möglich ist und wo nicht.

Wo im Pferdekörper findet leicht Biegung, wenn nicht sogar Überbiegen statt? Marius ging vor allem auf die Fehlerquellen bei Stellung und Biegung ein und brachte hier auch anschauliches Fotomaterial mit.

Stine Larsen erklärte anschließend die Biomechanik der Vorhand, Annika Keller konzentrierte sich in ihrem Vortrag auf die Hinterhand. Dabei war es vor allem spannend ihren Erfahrungsberichten über die Arbeit mit der Schulparade zu folgen. Die Vorfreude auf Annikas Besuch bei uns am 19. und 20. November 2016 war bereits riesig.

Wie üblich wurde der Vortrag in der Zeit „leicht“ überzogen, die Fragen daher „eingepackt“ und beim gemeinsamen Abendessen und am Lagerfeuer weiter vertieft und diskutiert.

Ich freue mich hier besonders, da es immer einen offenen und freundlichen Austausch gibt, mit kritischer aber immer wohlwollender Haltung.

Train the trainer…

Am Freitag wurde es wieder praktisch. Einige Trainerkollegen wurden für einzelne Unterrichtsstunden ausgesucht. Um Entspannung ging es vorwiegend bei der Trainingseinheit von Yvonne Heynckes und Ute Tannous. Marius Schneider zeigte mit Martine L’ Orsa die einzelnen Führpositionen in der Bodenarbeit. Dabei ging es aber nicht nur um die Aufarbeitung aus dem biomechanischen Vortrag vom Vortag, gut sichtbar wurde auch: Wann ist der Mensch dem Pferd zu nah und blockiert möglicherweise den Schwung? Schwung und Bewegungsrichtung war bei Annika Kellers Einheit das Hauptthema. Dabei wurde am Sitz ihrer Schülerin, sowie an der Geraderichtung des Pferdes gearbeitet. Und wieder um Schwung und Vorwärts ging es bei Celina Harich, die durch den Wechsel von Führpositionen ihrer Schülerin und deren Pferd nicht nur mehr Energie nach vorne vermitteln konnte, sondern auch wie Tanzen mit dem Pferd möglich wird. Kathrin Branderup-Tannous präsentierte mit ihrem Nebo und Schülerin Kati Westendorf, wie man das Pferd in der Bodenarbeit spiegelt und mehr oder weniger Vorgriff der Hinterbeine durch die Spiegelung im eigenen Körper erarbeiten kann.

Ein neuer Meister mit viel Gänsehaut

Christofer Dahlgren präsentierte uns live mit seinem Saxo seine Meisterprüfung. Eine wunderschöne Prüfung, getragen durch gemeinsame Harmonie und Zusammenarbeit. Wunderschön zu sehen war, dass Christofer nach jeder Lektion Entspannung erfragte – egal ob nach einer Croupade, oder nach der Passage.

Langer Applaus, Tränen in den Augen der Zuseher und kolletive Begeisterung – der praktischen Meisterprüfung folgte Christofers Meitservortrag, der nicht minder für Begeisterung sorgte.

Dabei ging der schwedische Trainer auf die verschiedenen Persönlichkeiten der Pferde ein. Wie reagiert ein selbstsicheres Pferd auf eine Aufgabe und warum explodieren ruhig wirkende Pferde so plötzlich? Und wie lassen sich die einzelnen Typen am leichtesten von uns Menschen für das Training begeistern und dauerhaft motivieren.

Die Sommerakademie ist eine Zusammenkunft vieler Reiter aus ganz Europa. Ein Treffen, das mich und viele andere auch dauerhaft motiviert. Ich freue mich schon riesig die vielen Anregungen in die Praxis mit Pina und Tabby mitzunehmen!

Ein großes Dankeschön an Bent Branderup und Kathrin Branderup-Tannous, die uns jährlich einladen und ihre Anlage für die Sommerakademie zur Verfügung stellen sowie an Michelle Wolf und das gesamte Team für die Organisation. 

Sei offen und wertschätzend im Austausch, dann Reitest du Einfach 😉

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