Für Trainerin Anja Hass aus der Schweiz ist der große Reiz der akademischen Reitkunst die unsichtbare und feine Kommunikation mit dem Pferd. Dafür legt sie am liebsten einen guten Vermittler zwischen sich und ihr Pferd – den Bent Branderup Sattel mady by Stübben.
Anna: Warum gibt es so viele Probleme mit schlecht sitzenden Sätteln?
Anja: Eine sehr gute Rückmeldung ist das Muskelbild des Pferderückens. Wo es Sattelprobleme gibt, sieht man häufig „Löcher“ in der Höhe des Trapezmuselns, oder wenn Haare durch Schabracken abgewetzt sind. Auch wenn der Sattel nicht sauber liegen bleibt, nach vorne oder nach hinten rutscht zeigt sich das durch die Veränderungen am Fell.
Anna: Was wenn der Sattel dem Reiter nicht passt?
Anja: Es kann vorkommen, dass die Sitzfläche zu groß ist, überdimensionale Pauschen behindern das Bein des Reiters. Das kann dann in Sitzprothesen ausarten, wenn der Sattel nur noch die Funktion hat, den Menschen im Sitz zu halten.
Anna: Sattel ist nicht gleich Sattel. Was ist der Unterschied zwischen einem herkömmlichen Dressursattel und dem Branderup by Stübben?
Anja: Das was den Sattel so besonders und auch so wervoll macht ist das Herz aus Leder. Der Sattel hat keinen herkömmlichen Sattelbaum, sondern einen Sattelbaum aus Leder. Leder ist ja auch sehr beweglich und genau das macht den Sattel aus. Der bewegliche Lederbaum lässt die Bewegungen des Reiters auf das Pferd gut übertragen. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch: Wir Reiter können die Bewegungen der Pferde sehr gut fühlen! Die Galerie ist eine optische Sache. Sie dient lediglich der Zierde, sie hat keine besondere Funktion. Der Sattel wird im Laufe der Verwendung durch den Sitz des Reiters geformt. Das kann man mit dem Kauf eines maßgeschneiderten Lederschuhs vergleichen. Der Schuh wird durch die Benutzung zu DEINEM Schuh und genau so ist es mit dem Sattel – der Sattel passt sich an den Pferderücken und an den Reiter an.
Anna: Wie ist der Sattel gepolstert?
Anja: Es wird die übliche Polsterwolle in gewohnter Stübben Qualität für den Branderp Sattel verwendet. Aber es kommt etwas mehr Wolle rein 😉
Anna: Wie oft sollte man denn einen Sattel kontrollieren lassen, ob er noch gut sitzt?
Anja: Mindestens einmal im Jahr. Hat man aber einen Trainer vor Ort, der den Sattel angepasst hat, ist eine laufende Kontrolle auch garantiert.
Anna: Wie kommt man zu einem Branderup Sattel?
Anja: Die Vertriebspartner findet man über die Homepage von Bent Branderup oder auch direkt über Stübben.
Das ganze Interview mit Anja kann man auch im Podcast Nachhören!
Hi Anna, das klingt gar nicht schlecht. Was mich aber noch interessieren würde ist der Pferderücken. Ich überlege auch auf einen Zwischenmodell umzusteigen. Also statt Baum einen mit Fiberglasbaum oder Lederbaum. Aber ist das nicht – ähnlich wie bei baumlosen Sätteln – anatomisch etwas schwieriger für den Pferderücken. Man liest ja immer, dass die weicheren „Bäume“ dem Pferderücken wegen der nicht mehr ausgeglichenen Gewichtsverteilung des Menschen auf dem Rücken, nicht so gut tun. Hast Du da auch Erfahrungen dazu? Ich danke Dir sehr und sende liebe Grüße, Petra
Hei Petra! Ich reite derzeit meine beiden Pferde mit Filzsattel bzw. Fellsattel. Meine Stute Pina hatte im Oktober 2013 eine schwere Kolik und danach sehr abgebaut. Das „Comeback“ ist uns ausschließlich baumlos gelungen. Der gesamte Muskelaufbau wurde mit Fellsattel bestritten. Das ist aber natürlich kein Freibrief, denn an seinem Sitz muss man immer arbeiten. Hier stelle ich mir die generelle Frage – brauch ich einen Sattel, der das Pferd quasi vor mir schützt oder arbeite ich an mir, um mit dem Pferd harmonisch mitschwingen zu können, dann sehe ich da weniger Probleme. Was mir persönlich auch besonders gut gefällt – Fell und Filzsattel sind sehr leicht. Meine Pferde schätzen das auch sehr. Soweit meine Erfahrungen mit einem problematischen Rücken. Für sehr unsichere Reiter, die noch viel Arbeit am Sitz vor sich haben würde ich einen solchen Sattel aber eher nicht empfehlen da sich der Sattel an Reiter und Pferd formt und natürlich auch Schiefen etc. übernimmt! 🙂 Liebe Grüße, Anna
Hi Anna, danke für deine Antwort. Sie hat mir noch einmal mehr die Richtung gezeigt. Ich persönlich arbeite noch an meinem unabhängigen Sitz und werde deswegen wohl auf einen flexiblen Baum setzen, um ein bisschen mehr Druckverteilung zu haben. Also einen Sattel, der mein Pferd ein bisschen vor mir schützt, bis ich dann so an mir arbeiten konnte, dass der Schutz nicht mehr so dringend nötig ist. Aber für kurze Runden am Platz wird es vermutlich auch ein Lammfellsattel werden. Ich danke Dir für die Infos und schicke liebe Grüße, Petra