Introvertiert oder Extrovertiert? Selbstsicher oder unsicher? Es lohnt sich, über den Charakter seines Pferdes nachzudenken – vor allem, da wir ja auch gemeinsam an Aufgaben arbeiten. Für Introvertierte Typen ist es besonders wichtig zu motivieren und zu wiederholen – vielleicht sogar weniger Aufgaben, dafür mehr Wiederholungen. Wie sieht es jedoch mit extrovertierten Pferdetypen aus?
Glücklich und schnell!
Was bei Parelli ein „left brain extrovert“ Typ wäre, wäre bei Christofer Dahlgren, Meister der akademischen Reitkunst aus Schweden der Typ „Happy“ – oder eben glücklich. „Right brain extrovert“ bei Parelli – wäre bei Christofer der „schnelle Typ“.
Christofer möchte den Pferden grundsätzlich keinen Stempel aufdrücken, aber er weiß – die Beschäftigung mit der Psyche des Pferdes macht es dem Reiter leichter, den Zugang für die tägliche Arbeit und das tägliche Zusammensein mit dem Pferden gut zu wählen.
Schauen wir uns die verschiedenen Konzepte von Pferdebeurteilung an:
Parelli teilt seine „Horsenalitys“ in „left brain“ und „right brain“, sowie introvertiert und extrovertiert ein.
Demnach sind „left brain“ Pferde selbstsicher, mutig, vertrauensvoll, ruhig und tolerant. Die Beschreibung „dominant“ lehnt Dahlgren aber ab. Seiner Meinung nach gibt es keine dominanten Pferde – wenn, dann hat meist der Mensch das Übrige dazu getan.
„Right brains“ sind genau das Gegenteil. Sie sind zurückhaltend, ängstlich und misstrauisch. Sie neigen auch zu Überreaktionen, können aber sehr folgsam sein.
Extrovertiert
Extrovertierte Pferde lieben es zu rennen, sind sehr an ihre Herde gebunden und haben ein enormes Potenzial an Energie.
Left brain extrovert
Ein verspielter Charakter, ein neugieriges Wesen. Ein Pferd, das schnell lernt und rasch eigene Ideen entwickelt. Der Reiter muss aufpassen, keine Langeweile im Training aufkommen zu lassen. Angenommen der Reiter hat 6 Aufgaben bzw. Übungen am Stundenplan, dann lassen sich diese leicht umsetzen – aber auch hier gilt: VIEL Abwechslung. Denn einem solchen Pferd muss man die Aufgaben in einem Spiel bieten.
Right brain extrovert
Diese Pferde bewegen sich gerne. Daher geht Christofer mit einem solchen Pferd gerne vor dem Training zum „auslüften“ ins Gelände – erst wenn das Pferd relaxed ist kann die Arbeit beginnen. Aber: Man darf das Pferd nicht zur Bewegung zwingen! Ein sensibler Reiter versucht die Trainingseinheiten so leicht wie möglich zu gestalten, denn right brain extroverts fühlen sich schnell überfordert. Anstelle der 6 Übungen für den left brain extrovert sollte man auf drei Übungen reduzieren.
Der extrovertierte Kobold
Mein erstes Pferd Kobold gehörte eindeutig zu den extrovertierten Typen. Er war super freundlich, immer zu Scherzen aufgelegt und immens verspielt. Im Zahnwechsel spielte er sich mit den wackelnden Schneidezähnen am Glasfenster – bis es zerbrach. Beim Ausreiten rannte er vergnügt hinter jedem Reh her, das den Weg kreuzte. Ich habe ihn nie unmotiviert oder schlecht gelaunt erlebt – weder zum Menschen, noch zum Pferd. Bewegung war für ihn alles. Heute würde ich bei dem Experiment: 14-jährige plus 3-jähriger Wallach die Hände über dem Kopf zusammen schlagen. Damals muss ich sagen hatte ich es dem gutmütigen und aufgeschlossenem Wesen meines Pferdes zu verdanken, dass ich es ziemlich ohne Unterstützung geschafft hatte „Kobus“ anzureiten und vergnügt viel Zeit mit ihm im Gelände zu verbringen. Was die Dressur anbelangt hatte ich natürlich nicht die Pädagogik von heute und habe mich oft widersprochen. Einzig diese Widersprüchlichkeiten quittierte Kobold mit Unverständnis.
Ich vermisse meinen extrovertierten, vergnügten Kobold bis heute.
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