Trainerhoppen und die Qual der Wahl bei der Fortbildung: Das Pferd trägt den Reiter und der Reiter trägt einen Haufen Verantwortung für sein Pferd. Von Fütterung über Hufpflege bis zur pferdegeruhten Ausbildung – es gibt eine Menge Coaches und Trainer – aber verderben zu viele Köche quasi den Brei? 

Trainerhoppen – Der perfekte Trainer für mich und mein Pferd? 

Die Podiumsdiskussion findet ja täglich im Reitstall statt – also haben wir uns bei wunderbarem Kaiserwetter unter die Apfelbäume gesetzt und ein bisschen über das Thema „Trainer, die Qual der Wahl und Trainerhoppen geplaudert“.

Was ist für euch ein guter Trainer? Was wünscht ihr euch von diesem?

Der Trainer muss kompetent sein, er muss gut erklären können, er muss auf auf mich und mein Pferd eingehen können. Ich schaue mir auch gerne viele Trainer bei Kursen an, dabei muss der Trainer eine gewisse Bodenständigkeit ausstrahlen. Ich muss den Eindruck haben, dass er sich jederzeit in meine Situation als Schüler hinein versetzen und das auch möchte. Er muss sehr viel praktische Erfahrung und Übungen mitbringen, lieber zeigen und ausprobieren ist das Motto, als nur theoretische Erklärungen, die sich in der Praxis nicht umsetzen lassen. Und ganz wichtig ist für mich auch der Humor und eine gewisse Lockerheit. Mut machen – wenn das der Trainer kann, dann ist das freilich auch noch toll. 

Christa
Die „Podiumsdiskussion“ im Stall: Ein offener Umgang ist etwas wunderbares in der Stallgemeinschaft

Für mich muss ein Trainer viel Feingefühl mitbringen. Er muss nicht alles wissen und können. Mir ist lieber, ein Trainer kennt seine Grenzen und sagt auch offen, was er kann und nicht kann. Ehrlichkeit ist an dieser Stelle ganz wichtig, schließlich kann man ja auch nicht in allen Bereiche Experte sein. Mir ist auch ein ehrliches Feedback wichtig – das betrifft freilich auch alle Dinge, die ich und meine Stute noch nicht können. Ich möchte jederzeit nachfragen können, wenn ich etwas nicht verstehe. Ein absolutes No Go ist die Pauschalantwort:  Das machen wir so, weil es einfach so ist. Was mir besonders gut gefällt, ist wenn der Trainer sich auf die Tagesverfassung von Mensch und Pferd einstellt.

Steffi

Fachkompetenz ist mir ganz wichtig. Ein Feingefühl für Mensch und Pferd – oder anders gesagt – eine liebevolle Beziehung zu Mensch und Pferd und Freude an den Erfolgen und Meilensteinen der Schüler ist mir ebenso wichtig. Als „Nummer“ abgefertigt zu werden ist nicht meins. Ich möchte Fähigkeiten lernen und nicht einfach Befehle ausführen, da ist mir das gemeinsame Tüfteln und Einbringen als Schüler wichtig. Wenn ich kein gute Bauchgefühl habe, dann ist es immer schön, mit dem Trainer gemeinsam zu tüfteln und den Weg zu korrigieren. Mein perfekter Trainer ist also ein Reisebegleiter für mich und mein Pferd – wobei ich mich hier eben nicht als Pauschaltourist sehe. Selbst wenn wir dabei in Einbahnstraßen landen, dann ist das nicht so schlimm, wenn wir eben individuell auf die Schwierigkeiten eingehen können. Und was freilich auch wichtig ist – mein Trainer darf mich aus der Komfortzone locken!  Wenn mir der Trainer das Gefühl gibt, dass er mir mehr zutraut als ich, dann kann ich über mich hinaus wachsen.

Kati

Was mir ganz wichtig ist: Auch auf die Tagesverfassung von Mensch und Pferd einzugehen. Heute hat das Pferd vielleicht einen motivierten Tag, der Mensch kommt aber nicht gut drauf in die Stunde – für mich muss sich ein guter Trainer eben auf das gesamte Team einstellen können. Wenn man auch kritischere Fragen hat, soll der Trainer diese gut erklären können und nicht einfach wegwischen. Eine Ausbildung nach Schema F wünsche ich mir nicht. Ich wünsche mir, dass der Trainer die Grenzen des Pferdes ebenso respektiert, wie meine Grenzen. Ich traue mir häufig nicht so viel zu und freue mich, wenn ich aus der Komfortzone gelockt werde.

Bibi
Zwei, die sich verstehen: Solera und Steffi

Die meisten Schüler nennen außerdem auch Vertrauen als wichtigste Basis. Der strenge Ton schüchtert ein. Was uns zu den schlechten Erfahrungen bringt, denn wenn man weiß, was man nicht will, dann kann man auch genauer definieren, was man möchte: 

Was wir nicht wollen? 

Christa: Ganz klar: Bevormundung, Gewalt und eine herablassende Art. Ich habe auch schon erlebt, dass mein Pferd schlecht geredet wurde. Mein Pferd muss keine Preise gewinnen, jedoch möchte ich es auch nicht durch eine festgefahrene Meinung in seinen Möglichkeiten limitiert sehen. 

Steffi: Ich finde Überforderung ganz schlimm, sowohl für das Pferd, als auch für mich. Wenn mir der Trainer das Gefühl gibt, ich darf nicht STOPP sagen, wenn es zu viel wird, lehne ich dies ab. Auch wenn der Trainer sagt: es ist gerade gut und mein Gefühl passt nicht dazu – dann möchte ich das auch sagen können. Ein Trainer, der uns ausschließlich auf Leistung „drillt“ ist auch nicht der Trainer meiner Wahl. Ich war auch schon bei Trainern, die mir das Gefühl gegeben haben, mich lieber „klein“ zu halten, als wachsen zu sehen. Dies mündet dann freilich auch in einer gewissen Abhängigkeit, die ich nicht eingehen möchte. 

Kati: Das ist mir auch voll wichtig. Da kann ich mich voll inhaltlich anschließen. Ich möchte auch keinen Trainer haben, der mit der „Brechstange“ über mich drüber fahrt. Unhöflichkeit, Desinteresse und ein rauher Umgangston sind abzulehnen. Unverlässlichkeit und Unpünktlichkeit ist ebenso doof, wie das Gefühl für dumm verkauft zu werden. Ein Trainer, der seine Schüler nicht zur Selbstständigkeit führt, macht den Schüler nicht besser, sondern eher schlechter. Ich möchte auch nicht von einem Trainer in eine bestimmte Schablone gepresst werden. Trainer, die Symptome bekämpfen und ehrliches Reiten nicht fördern, fallen bei mir ebenso durch. 

Bibi: Wenn der Trainer mir oder meinem Pferd das Gefühl ständiger Kritik gibt, fühle ich mich nicht wohl. Ich möchte zwar nicht unterfordert, aber auch nicht überfordert werden. Ich habe auch schon erlebt, dass Trainer an der Entwicklung ihrer Schüler kein Interesse gezeigt haben und ein immer gleiches Programm abgespult haben – da bin ich raus! 

Die Strebsamen: Kati und Betalka, genannt Beti

Für Christa, Steffi, Kati und Bibi sind auch die folgenden Punkte ein absolutes No Go:

Dem Schüler nicht die Wahrheit über den physischen Zustand ihres Pferdes sagen – ein offensichtlich schlecht bemuskeltes oder krankes Pferd ins Training nehmen, nur um sein Geld zu verdienen. Alle wünschen sich unisono das Einhalten einer gewissen Ethik Mensch und Pferd gegenüber. 

Warum habt ihr euch für euren aktuellen Trainer entschieden? 

Christa: Kommunikation auf Augenhöhe von Anfang an. Ich habe mich sofort wohl und gut aufgehoben gefühlt. Die erste Einheit war so positiv, wir haben geschaut, was gut klappt und worauf wir aufbauen können! Daher bin ich dabei geblieben. 

Steffi: Meine aktuellen Trainer waren die ersten Trainer, die mir fundierte Antworten geliefert haben – daher habe ich sie ausgewählt – und weil sie eine Freude am Reiten und am Zusammensein mit dem Pferd vermitteln, die ich so nie kannte. Jetzt passt auch mein Gefühl zu dem, was ich mit dem Pferd unternehme und bekomme ein deutliches Feedback von meiner Stute. Nich meine Interessen sind in den Vordergrund gestellt, sondern das Zusammensein mit dem Pferd – daher war die Wahl einfach. 

Kati: Meine Trainerin und ich haben gemeinsam die Akademische Reitkunst entdeckt. Ich war eine der ersten Schülerinnen und wir konnten einen Austausch erleben. Ich erlebe es genau, wie ich es mir wünsche – als gemeinsame Reise, ich profitiere vom Wissen meiner Trainerin und freilich auch durch unsere persönliche Beziehung. Meine Trainerin ermutigt mich auch, mich an Dinge ran zu wagen, die ich alleine vielleicht nicht schaffen würde. Ich kann immer um Rat fragen und gemeinsam das Training reflektieren – auch außerhalb der Unterrichtsstunde. 

Bibi: Ich bin als „kritischer Nichtskönner“ dazu gekommen. Die erste Frage meiner Trainer war: Was willst du erreichen? Ich war sprachlos, ich hatte so viele Dinge ausprobiert und nie war mir bislang klar, wie ich von der Basis zu einem gemeinsamen Tanz mit dem Pferd komme. Dies wurde mir durch meine Trainerin erklärt. Mal arbeiten wir ganz genau und mal haben wir einfach auch Spaß. Ich habe gelernt, mit meinem Pferd besser zu kommunizieren – und zwar im Sinne eines Gesprächs in das alle einbezogen sind. Dadurch hat sich unsere Beziehung ebenso verbessert. 

Bildet ihr euch in verschiedenen Pferdebereichen auch fort? Fütterung, Hufe usw? 

Einstimmig: Ja!

Ist es für euch schwer, verschiedene Fortbildungen in Anspruch zu nehmen? 

Alle: Nein. Durch das Auseinandersetzen mit verschiedenen Themenbereichen wird freilich auch das Training zunehmend konkret. So arbeitet der eine gerne im Schritt, Stichwort Stoffwechsel – hier kann man sich auch Anreize für das Training abholen. 

Konkret gefragt: Ihr alle seid Schüler der Akademischen Reitkunst, wie schaut es da mit verschiedenen Trainern aus? Verderben viele Köche den Brei oder bleibt ihr lieber bei einem Trainer? 

Christa: Ich habe mit meinem Pferd bei einem Kurs teilgenommen. Der Kurs war klasse, aber ich habe danach festgestellt, dass ich lieber regelmässig in Begleitung trainiere. Dadurch bekomme ich für meine Hausaufgaben auch eine gewisse „Deadline“ und übe fleissig. Das Feedback kommt ebenso zeitnah und wir freuen uns quasi wöchentlich an der Entwicklung von Pferd und Reiter. Die Inhalte des Kurses haben sich freilich nicht widersprochen – hier war meine Entscheidung einfach nur, dass ich gerne regelmässig ein Highlight habe, als einen großen Kurs im Jahr. 

Christa und Thor – Zeit miteinander schön verbringen!

Steffi: Ich nehme Unterricht bei zwei Trainerinnen der Akademischen Reitkunst. Ich besuche auch Kurse. Jeder Lehrer hat einen anderen Blickwinkel und man kann von den verschiedenen Bildern profitieren. Der eine hat den Schwerpunkt am Sitz, der nächste erklärt die Biomechanik toll. Wenn es nicht eine komplett konträre Linie ist, dann schadet ein bisschen Abwechslung ja nicht. 

Kati: Das allerwichtigste ist mein Trainer vor Ort, mit dem ich regelmässig arbeite und der mich und mein Pferd gut kennt. Ich besuche seit 2008 jeden Akademischen Kurs, den ich in die „Finger“ kriegen kann, mittlerweile auch als aktiver Teilnehmer, manchmal schaue ich aber auch gerne zu. Am Anfang haben mich schon Dinge verwirrt, mein Wissen war noch nicht groß genug, dass ich Zusammenhänge erkennen konnte. Ich glaube, mittlerweile bin ich soweit, dass ich mir Inputs von den verschiedenen Trainern der Akademischen Reitkunst mitnehmen. Ich überlege dann auch, was ich mit meinem Trainer bespreche und was ich in die Tat umsetzen kann. Als Zuhörer nimmt man sich viel Input mit, den man dann mit dem Trainer zu Hause in der Praxis umsetzen. 

Holt ihr euch auch Inspirationen reitersicher Natur außerhalb der Akademischen Reitkunst? 

Christa: Ich schau schon links und rechts, was andere so machen. Für die Working Equitation würde ich mich schon interessieren – aber ich muss den Eindruck haben, das sich solche Dinge mit der Akademischen Reitkunst kombinieren lassen. Ich schaue mir dann alles sehr genau an und prüfe die Vereinbarkeit. 

Steffi: Abwechslung ist wichtig, so fern das Pferd auch Spaß daran hat. Ich kombiniere gerne ein wenig Stangenarbeit, Freiarbeit und Ausritte – dabei hat das Pferd ein ganz großes Mitspracherecht. Wenn es meiner Stute nicht gefällt, dann sind wir raus! 

Kati: Ich schau mich auch gerne um, einfach der Vielfalt wegen. Ausprobieren möchte ich aber nicht alles, da ich glaube, vieles ist nicht mit der Kommunikation, die wir in der Akademischen Reitkunst nicht vereinbar ist. Manchmal gefällt mir auch nicht die Haltung gegenüber dem Pferd, daher würde ich nicht aktiv an einem anderen Kurs teilnehmen, schaue mir aber gerne Inputs an, dabei möchte ich gerne verstehen, worum es geht und warum man so arbeitet. Reitweisen sind immer wieder in Kritik, ich möchte da nicht bei den Kritikern einsteigen, aber gerne setze ich mich mit verschiedenen Methoden auseinander, um deren Beweggründe zu verstehen. 

Es gibt sehr viele „treue“ Schüler, wie ihr es seid – warum gibt es jedoch so viele Trainerhopper, die von einem zum anderen tingeln?  

Kati: Weil alle wollen, dass es möglichst leicht geht. Viele Leute sehnen sich nach einfachen Lösungen. 

Christa. Und schnelle Lösungen: es soll schnell und einfach und möglichst ohne Aufwand gehen. 

Steffi: Manchmal ist es vielleicht auch Kritikunfähigkeit. Man bekommt ein Feeback, dass man nicht gerne hören möchte. Das Pferd ist beispielsweise nicht physisch gut in Form. Der Trainer lehnt das Reiten ab – der Schüler wechselt dann zum Trainer, der den Zustand des Pferdes vernachlässigt. 

Wenn es nicht passt, gibt es sicherlich auch viele Gründe den Trainer zu wechselb. 

Christa. Ich glaube der Wettbewerb der Trainer untereinander ist sicherlich sehr groß, manchmal wird auch mit Ellenbogentaktik gearbeitet und Schüler auf nicht ganz so feine englische Art abgeworben. 

Kati: Wenn der Ehrgeiz zu groß wird, dann suchen sich die Leute einen Trainer, der den Erfolg verspricht. Meistens kann dies jedoch nicht gehalten werden und schon ist der Schüler wieder auf der Suche. 

Christa: Oft widersprechen sich Erwartungen und Vorstellungen hinsichtlich der Realität. 

Kati: Wenn man eigentlich nicht weiß, was man will, es aber sofort möchte. Das ist ein Zitat von Bent, welches mir beim letzten Kurs in Erinnerung geblieben ist. Es mag schon sein, dass man ein Pferd hat, das ganz toll fürs Springen geeignet wäre, dies aber nicht mental „packt“. Solche Diskrepanzen gibt es auch

Christa: Manchmal gibt es auch einen Gruppenzwang im Stall – so dass die Reiterkollegen sich untereinander hinsichtlich der Trainer stark beeinflussen. 

Wenn ihr keinen Live Unterricht hättet, würdet ihr Online Unterricht nehmen? 

Ja, auf jeden Fall. Vor allem mit den Videoanalysen ist so etwas super, wenn man keinen Trainer vor Ort hat! 

Trainerhoppen zum Weiterlesen