Ein bisschen Spaß muss sein – das war das Motto meines letzten Blogartikels. Aber können wir das? Lachen auf Befehl? Wenn wir nicht zu den guten Schauspielern gehören, dann fällt uns diese Aufgabe schwer.
Es sagt sich doch so leicht: sei unbeschwert, sei fröhlich, nimm es leicht.
Daher gibt es heute ein paar Tipps für die Verbindung von Training und Spaß.
Es geht um nichts
Seine Leidenschaft zum Beruf machen? Herrlich. Wie oft habe ich schon den Satz gehört: „Na das ist doch prima, du machst einfach dein Hobby zum Beruf“. Ja. Pferde sind meine Leidenschaft. Pferde sind mein Ein und Alles. Ein Leben ohne Pferde kann ich mir nicht vorstellen.
Trotzdem lasse ich mich auch immer wieder gerne dran erinnern, warum ich Zeit mit meinen Pferden verbringen wollte – beispielsweise beim Kurs mit Bent Branderup in Ainring bei Salzburg am 13. und 14. Oktober 2018.
Natürlich steht an diesem Wochenende ein gewisses Pensum am Programm. Wir wollen ja alle weiterkommen und etwas Lernen. Aber dennoch rufen Bents Schlussworte am Sonntag nochmal in Erinnerung warum wir mit Pferden zusammen sein wollen, was wir empfinden und wie wir die Zeit einfach genießen.
Kommen wir zurück zu meinem „Stress“ mit den Pferden. Mein Tagespensum ist meist voll. Früh am Morgen erledige ich die Büroarbeit, redigiere die Artikel für unsere Buchserie und unterrichte meist ab 8 Uhr morgens bis 21 Uhr Abends. Dazwischen hatte ich manchmal das Gefühl mit meinen Pferden auch noch etwas machen zu „müssen“. Muss ist aber irgendwie das falsche Wort. Mir tut es mittlerweile sehr gut, wenn ich meine Pferde an manchen Tagen nur auf der Weide besuche, mit ihnen am Paddock-Trail spaziere. Manchmal habe ich sogar versucht, ein Buch neben ihnen zu lesen. (Es wurde beinahe gefressen). Es gibt also wirklich Tage, da „tun“ wir „effektiv“ und „effizient“ NICHTS.
Treib es bunt und sei kreativ
Dann gibt es Tage, da wiederholen wir das, was wir schon können. Wer kennt nicht das Gefühl, ein wenig auf der Stelle zu kleben und nicht wirklich weiter zu kommen? Bei gefühlter Symptomatik hilft unser Trainingstagebuch. Beim Ausmisten im Büro stolpere ich von Zeit zu Zeit über alte Notizen, die ich mir über meine Pferde gemacht habe. Meine Güte, da waren die Sorgen über unsortiere Hinterbeine groß! Ich habe die Probleme von gestern bereits vergessen – auch wenn sie mir damals enorm schienen. Es hilft tatsächlich sein Erfolgskonto mit einer Gedächtniserfrischung immer wieder mal aufzuwerten.
Andererseits können wir uns auch erlauben, mit unseren bereits verbuchten Erfolgen ein wenig kreativer umzugehen.
Immer wieder Seitengänge auf der Geraden üben? Hier helfen kreative Übungen.
Aktuell arbeite ich sehr gerne mit Pylonen, Stangen oder Dualgassen auf dem Zirkel.
Balance, Losgelassenheit, Durchlässigkeit, Schwung, Geraderichtung, Takt und Tempo lassen sich ganz wunderbar zu den folgenden Übungen – einzeln und in Kombination arbeiten:
- Grundzirkel (Pylonen markieren den Zirkel und weisen den Weg)
- Slalom (8 Pylonen auf einem Zirkel verwandeln laden ein zum Slalom auf dem Zirkel, wobei um die Hütchen herum immer neue Stellung und Biegung abgefragt wird)
- Volten (Auf dem Zirkel oder an verschiedenen Bahnpunkten in der Halle oder am Viereck verstreut – um die Pylonen folgen Volten, 8-er und Handwechsel)
Grundsätzlich empfehle ich drei Wiederholungen pro Übung vor der nächsten Aufgabe.
Wer es noch kreativer möchte, der kann auch nach Belieben Über- und Seitengänge in die Arbeit auf dem Zirkel ganz punktgenau einbauen.
Weitere Anregungen gibt es im Artikel rund um Bahnfiguren und in Kombination mit Seitengängen.
Trau dich was
Immer wieder gibt es etwas Neues zu entdecken.
Je mehr Wissen und Können wir gesammelt haben, umso eher schränken wir uns ein.
Wo ist denn unser kindlicher Entdeckungsdrang geblieben? Als Kinder haben wir einfach Bewegungen ausprobiert und Freude daran gespürt. Ein Purzelbaum? Ein Rad schlagen? Auch wenn es mal nicht geklappt hat – Bewegungsdrang und Freude waren da – der Ehrgeiz ebenso geweckt, es beim nächsten Mal noch besser machen zu können. Es gab keine technische Anleitung – wir lernten durch Beobachtung und spürten genau hin, wann uns eine Bewegung gut tat – und wann nicht.
Wenn wir mit Pferden arbeiten, dann geht es ja genau darum: Bewegungen zu schulen. Aber der Wunsch alles korrekt machen zu müssen und gleichzeitig auf eine Entdeckungsreise zu gehen schließen sich aus – ebenso wie der Pauschaltourist gleichzeitig keine Forschungsreise unternehmen kann.
Wir müssen uns also mal auch trauen. Damit meine ich jetzt nicht einen waghalsigen Sprung über ein Hindernis im „Busch“, sondern eine innere Losgelassenheit, die es uns als Ausbilder unserer Pferde einfacher machen soll, mal ein Auge zuzudrücken, wenn sich ein Pferd in einer Bewegung ausprobiert. Wenn es zwar vielleicht eine Idee von Hankenbeugung hat, gleichzeitig aber noch seinen Unterhals benutzen muss. Wenn es im Beginn der Ausbildung eines Kruppeherein zwar die Kruppe nach innen bewegen kann, gleichzeitig aber noch nach außen sieht. Ja. Fehler passieren. Fehler sind unvermeidbar. Manchmal kann aber ein bisschen weniger Perfektion das Verständnis für eine Hilfe ungemein verbessern. Trauen wir uns. Und bitten wir um Hilfe, wenn wir diese innere Losgelassenheit vielleicht nicht ohne Copiloten – in der Form einer Begleitung durch den Trainer – schaffen.
Treiben wir es bunt und bringen wir Abwechslung rein
Mein Herbst ist zwar ziemlich ausgefüllt mit Terminen, aber ich hätte noch den einen oder anderen Spaziergang mit meinen Pferden vor, im hoffentlich rotgewandeten Wald. Ein zünftiger Galopp über unsere große Wiese darf dann natürlich auch nicht fehlen. Und viele warme Herbsttage, in der wir die letzten Sonnenstrahlen vor dem Novembergrau genießen und einsammeln.
Treiben wir es bunt – vor allem im grauen Winter – dann reiten wir sicherlich Einfach 🙂
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