Wer ist der beste Trainer für mein Pferd? Wie kann ich echtes Wissen von extrem guter PR unterscheiden? Und wieso sind die Pferde des Trainers seine Visitenkarte? 

Zwei Dinge haben mich in letzter Zeit zum Grübeln gebracht. Zum einen Bent Branderup, der bei seinem Seminar in Niederösterreich zu Ostern einige Denkanstöße gab.
Mittlerweile gibt es sehr viele Seminare und Fortbildungen für Ostheopathie, Physiotherapie, Körpertrainings usw. Bent kritisierte an dieser Stelle, dass es nicht reiche, sämtliche Knochen, Muskeln, Faszien, Sehnen oder Bänder nach ihren lateinischen Begriffen zuordnen zu können. Oftmals lassen solche Ausbildungen die praktische Erfahrung am Pferd vermissen. 

Der zweite Punkt, der mich zum Grübeln brachte, war die ewige Frage nach der Qualität von Trainern. Eine befreundete Trainerin war über eine alte Ausgabe der Feinen Hilfen gestolpert –  konkret Ausgabe Nummer 10. Darin beschreibe ich das Phänomen des Trainerhoppings aus der Sicht von Reitern. Nachlesen kannst du diesen Artikel hier. Von Trainer zu Trainer ziehen – das kann vielerlei Gründe haben. Manchmal sind Schüler jedoch auch förmlich gezwungen, den Trainer zu wechseln, wenn sich der Trainer zwar als Profi der Selbstvermarktung entpuppt, allerdings nicht als pädagogisch wertvoll. 

Viel Lärm um Nichts

Je komplizierter umso besser. Man kann Reitkunst ganz kompliziert machen oder man kann getreu nach meinem Motto „Einfach Reiten“. Ich finde in den sozialen Medien Beiträge, die vor Fachbegriffen nur so strotzen. Ich lausche fachchinesischen Vorträgen und mustere das Publikum. Ich sehe Verzweiflung, ahnungslose Gesichter und Unbehagen.

Muss man sich als Trainer heutzutage als einzig wahrer Experte positionieren? Mein Schüler, mein Kunde – der Ratlose. Ist dies tatsächlich das anzustrebende Ziel? Ich stolpere immer mehr über Beiträge, die den eigenen Expertenstatus unterstreichen und den Selbstwert des Schülers quasi „killen“. 

Sogar Trainerkollegen berichteten von schlechten Erfahrungen, die sie auf einer Weiterbildung gemacht hatten. Auch dort musste sich der Trainer profilieren, indem er die Wissenslücken des Gegenüber besonders betonte. 

Wie findet man den besten Trainer für sich und sein Pferd? 

An aller erster Stelle steht freilich das Können des Trainers, das die Ausübung des Berufs legitimieren sollte. Wer nichts kann wird schließlich weder vom zweibeinigen, noch vom vierbeinigen Schüler akzeptiert – zumindest ist die Akzeptanz nicht von großer Dauer. 

Ein guter Trainer kann auch zeigen wie es geht – und kennt hier das beste Timing. 

Im Unterricht geht es einerseits um die notwendige Theorie. Warum lernen wir, wann welche Lektion dran ist und welcher Inhalt dieser zu Grunde liegt? Wie kann ich mir den Inhalt eines Schulterherein  nutzbar für die Ausbildung meines Pferdes machen? Was muss ich in einem korrekten Schulterherein sehen – und noch wichtiger – was muss ich fühlen. So bin ich gerne bereit, einem Schüler die technische Seite immer und immer wieder zu erklären oder auch zu demonstrieren. Die wichtige Ebene der Gefühlsschulung kann ich jedoch niemandem abnehmen. Hier helfen Wiederholungen und das Feedback des jeweiligen Trainers. Wann hat man was gut gemacht? 

Mit der Zeit bekommt man durch die Rückmeldung des Trainers und viele Wiederholungen ein Gefühl für das Gute und das Falsche. 

Trotzdem muss ein Trainer auch wissen, wovon er spricht – und worüber er besser nicht spricht. 

So kann man bei mir lernen, wie man sein Pferd in Bodenarbeit, Handarbeit, Longieren, Langer Zügel, Crossover und auch vom Sattel aus korrekt und geschmeidig gymnastiziert.

Ich kenne meine Grenzen sehr gut. Wer Springunterricht nehmen möchte, ist bei mir eben an der falschen Adresse. Ein guter Trainer weiß also wo seine Grenzen liegen und bringt neben seinem Fachwissen ein großes Maß an Kompetenz und Empathie mit. 

Stereotype 

Es gibt auch verschiedene Stereoptype, also Attribute, die „kompetenten“ Trainern gerne zugeschrieben werden. 

Nicht Kompetenz sondern ein großes Mundwerk, Selbstbewusstsein, Dominanz und ein extrovertierter Typ gelten in den Augen der meisten Reiter schnell als guter Trainer. 

Solche Eigenschaften schreibt man auch gerne Führungspersönlichkeiten zu – allerdings auch in der Welt des Business gilt: Wer nichts kann, bringt die Blase bald zum Platzen. 

Ich bin der Größte…

Eine ganz dubiose Legitimation des Trainer Daseins kann auch sein, durch möglichst viel Kritik an Kollegen oder auch den eigenen Schülern aufzufallen. An der Bande schon schlimm genug wird dieses Phänomen ebenso gerne in sozialen Medien weiter getragen. 

Was muss ein guter Trainer können? 

In meinen Augen muss ein guter Trainer fachlich versiert sein – und eine Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung mitbringen. Ich selbst besuche bei Bent Branderup heuer vier Seminare, reite aber auch bei meinen Kolleginnen Hanna Engström und Annika Keller.

Mindestens vier bis fünfmal bilde ich mich bei Kollegen auf Wochenendkursen fort und lasse mich aber auch von Trainerkollegen anderer Sparten sehr gerne inspirieren.

In meiner „akademischen“ Familie gibt es viele Spezialisten. Hanna Engström zum Beispiel hat sich dem Sitz verschrieben. Annika lässt ihr Wissen aus Phystiotherapie und Ostheopathie mit einfließen. Ich selbst habe Kommunikationswissenschaften studiert, in meinen Unterricht fließt somit viel Psychologie aber auch Kreativität mit ein. So mache ich mir auch meine Fortbildung in Punkto Schauspiel zu Nutze, um Menschen für ihr Pferd „echt“ und authentisch werden zu lassen. 

Ein guter Trainer muss sich ständig weiter bilden – er muss aber wie schon oben gesagt auch seine eigenen Grenzen kennen. Empathie ist freilich eine wichtige Eigenschaft, aber auch Geduld und die Leidenschaft Fragen zu wiederholen. 

Meine Pferde – meine Visitenkarte

Die meisten Schüler haben den Weg über meinen Blog, über Empfehlungen, Mundpropaganda oder durchs Zuschauen beim Unterricht zu mir gefunden. Immer wieder kamen Schüler auch vor einer ersten Probestunde bei mir vorbei, um mich bei der Arbeit mit meinen Pferden zu  beobachten. Eine ausgezeichnete Sache, wie ich meine. Schließlich sind meine Pferde meine beste Referenz. 

Wie sieht das Pferd eines Trainers aus? Wie ist es bemuskelt? Wie verhalten sich Mensch und Tier im Umgang. Hat man das Gefühl, die beiden sind wirklich gerne miteinander zusammen? Freut sich das Pferd seinen Trainer zu sehen? Wie gestaltet der Trainer die gemeinsame Zeit mit dem Pferd? Wie wirkt das Pferd während des Trainings emotional? Ist es mit Eifer bei der Sache? Freut sich der Trainer an den Fähigkeiten des Pferdes oder sieht er nur die Defizite? Oder überspielt er möglicherweise sogar körperliche Baustellen und hat für alles eine gute Ausrede parat?

Ich bin eigentlich verwundert, dass so wenige Reiterinnen und Reiter die Arbeit eines Trainers mit seinem Pferd nicht vorab sehen wollen. Die eigenen Pferde des Trainers sind schließlich die beste Visitenkarte. 

Und es zahlt sich auch aus, den Trainer immer wieder mal zu besuchen. Meine Schüler können mir im Rahmen sämtlicher Kurse, die ich mit Kollegen veranstalte, ständig über die Schulter schauen. Wer sich neu für die Akademische Reitkunst und meine Arbeit interessiert kann gerne vorab bei uns in Schillingsdorf vorbei kommen und sich ein Bild machen. 

Diesen Rat kann ich sämtlichen Reiterinnen und Reitern nur ans Herz legen – egal welcher Passion ihr mit eurem Pferd folgt!