Neujahrsvorsätze gibt es ja viele. Und die wenigsten setzen sich auch wirklich durch. 

Daher schon mal die Frage: wie gut sind Vorsätze für uns Reiter? 

Nichts fällt uns leichter, als aufzuzählen, was wir gerne hätten. 

Dabei sollten wir nie vergessen – erfolgreich ist man, wenn man weiß, was man bereits hat und wie man seine Stärken gezielt nutzen kann. 

Ich möchte in diesem Beitrag erzählen, was ich heuer vor habe mit meinen Pferden, welche Stärken wir haben und worauf wir bauen können und später werden wir natürlich auch überprüfen, ob ich das Ziel erreicht habe. 

Anna und Pina
Pina in der Handarbeit. Hier wäre der Fokus am Heben des Brustkorbes und gleichmässigen Vorgriff der Hinterbeine.

Meine Leser sind ab sofort mein Gradmesser – angeblich wird ein Ziel eher umgesetzt, wenn man ein bisschen mehr Druck von außen hat – also ein „Gewissen“. 

Stärken stärken

Zunächst mal die Stärken meiner Pferde. 

Tabbys Stärke ist absolut, dass sie sich ganz pflichtbewusst merkt, was die Aufgabe beinhaltet. Ich muss sie eigentlich nicht an grundlegende Dinge erinnern, daher fühle ich mich auf ihr auch so zu Hause. Sie mag zwar manchmal recht explosiv wirken, aber sie ist meine zuverlässige Begleiterin. 

Trab ist eine weitere stärke von Tarabaya, hier haben wir die beste Bewegungsqualität. 

Woran wir gerade arbeiten

Grundsätzlich ist Tabby ein eher fester Muskeltyp. Sie hat einen festeren Tonus, ist also eher Bulldogge, als Windhund. Das führt dazu, dass eben längere Strecken Galopp, das alles ganz losgelöst und frei ihr besonders schwer fallen. 

Man kann sich das wirklich bildlich vorstellen – Bodybuilder versus Läufer. Beide top trainiert, aber beim Sprinten, wird der Bodybuilder trotzdem das Nachsehen haben. 

Tabby und ich werden uns heuer vor allem mit der Basisarbeit beschäftigen.

Wenn man Tabby hilft, eine bestimmte Formgebung einzuhalten, dann fällt ihr die gestellte Aufgabe deutlich leichter. Zusätzlich nutzt sie ihre ganze Kraft, um eine Aufgabe zu lösen. Mein Ziel ist daher einerseits mehr Geschmeidigkeit und Lockerheit in das gesamte Pferd zu arbeiten. Dazu gehört auch die Verbesserung des Vorwärts-abwärts. Wenn Tabby trabt, dann wirkt sie stets unter Spannung, ihre Tritte sehen gerne spektakulär aus, könnten aber noch geschmeidiger sein. Zwischen fünftem Halswirbel und achten Brustwirbel wünschte ich mir auch mehr Losgelassenheit und Geschmeidigkeit. In diesem Bereich habe ich noch immer das Gefühl, Tabby könnte sich besser loslassen, mehr entspannen. Daher haben wir uns die Hinweise aus dem Massagekurs mit meiner lieben Kollegin Annika Keller sehr zu Herzen genommen. Tabby genießt solche Massagen auch ganz sichtlich und von daher wird auch weiterhin manuell am Pferd gespürt und gearbeitet. Um die Weihnachtsfeiertage habe ich sehr viel an der Longe gearbeitet, mit dem Ziel, die Oberlinie schön zu dehnen und gleichzeitig ein früheres Abfussen zu bekommen. Das ist nach wie vor eine schwierige Arbeit, weil Tabby kann es pompös und zackig, dann aber mit viel zu viel Anspannung – nicht jedoch so entspannt und gedehnt, wie ich es gerne möchte. 

Als ich Tabby bekam, war sie unheimlich breitbeinig unterwegs, ihre Sprunggelenke drehten bei jeder Bewegung, das bekamen natürlich auch Knie und Fesselgelenk zu spüren. Die Drehung der Zehe im Sand beim Auffußen und kurz vor dem Abfussen war deutlich sichtbar. Warum sie sich so bewegt, war mir immer schon ein Rätsel. Möglicherweise hat es mit der Geburt ihres ersten und bislang einzigen Fohlens zu tun? Tabby selbst war dreijährig Mutter geworden. Vielleicht hat die frühe Trächtigkeit hier Spuren hinterlassen? Vielleicht war es aber auch schon immer da, dieses breitbeinige Bewegungskonzept. 



Mein Ziel für heuer ist es, Tabby ein völlig neues Körpergefühl zu geben. Ich möchte, dass sie sich in ihrer Haut mehr entspannen kann. Schon letzten Frühling haben wir damit begonnen, mehr Losgelassenheit, Durchlässigkeit und Weichheit in unsere gesamte Arbeit zu bekommen. Wir haben den Schulschritt auf der Stelle durchaus brauchen können, um die Geschmeidigkeit in der Hinterhand zu verbessern und die Bewegungen aus den Gelenken heraus weich und flüssig zu gestalten: Alles was abgehackt, kadenziert und mit viel Power aus den Hufen geschüttelt wird, ist für uns derzeit nicht erwünscht. Durch diese eher ruhige Arbeit vom Vorjahr ist es uns dann auch gelungen, das seitliche „Rudern“ aus der Vorhand zu verbessern. Gerade der linke Vorderfuß sah immer aus, als ob er nur in einer Kreisbewegung vorwärts geführt werden konnte. 

Das „Muskelpaket“ ist hier gut zu sehen, insgesamt wünsche ich mir in der Oberlinie mehr Entspannung, so dass die Hinterbeine besser nach vorne kommen können.

Dass Tabby jetzt den Fuß gerade nach vorne bewegen kann, ist dank der besseren Übertragung des Schwunges über den Rücken möglich. Dafür haben wir im Trab eben sehr an der Entspannung gearbeitet. Auf das Thema selbst war ich durch meine eigenen Rückenprobleme gestoßen. Eine Infiltration an Brust- und Lendenwirbelsäule hat mir quasi untersagt, meinen Rücken prellenden Bewegungen auszusetzen. Wir haben also versucht ausreichend Vorgriff und gleichzeitig Weichheit in der Bewegung auch durch Reiten mit Köpfchen zu verbinden. Dabei gab es natürlich auch die Anregung aus dem Tanz – wenn ich Tabby weicher und elastischer führen wollte, dann musste ich auch das auch in meinem Sitz wider geben. Sobald sich meine Rückenmuskeln vor allem im Lendenbereich zu stark verspannten, brauchte ich erneut eine Pause. Die Achtsamkeit mit mir selbst hat mich Tabby gegenüber noch achtsamer werden lassen.

Wir sind heuer 10 Jahre lang zusammen. Und da ist man schon ein sehr eingespieltes und gewohntes Team. Liebgewonnene Gewohnheiten sind nicht immer die besten. 

Wie wollen wir unser Ziel erreichen? 

Einerseits arbeiten wir mental, also das heißt, es kommt wirklich darauf an, wie ich die Führung übernehme und ob ich mit dabei entspannen kann. Entspannen bedeutet nicht, dass meine Hand den Rückenschwung abkürzen darf, der Rücken schwingt dann vielleicht weniger und Tabby wäre vermeintlich angenehmer zu sitzen, aber für ihr eigenes Wohlbefinden braucht sie ihre eigene, große Schwingungsamplitude. War unser Ziel durch vorwärts aufwärts und vermehrte Hankenbeugung ein schmales Spuren zu erarbeiten, richte ich jetzt zu Jahresbeginn den Fokus noch mehr auf Rundheit, auf abwärts, auf vorwärts abwärts und auf Fleiß, ohne zu pompös und ohne zu krafvoll zu treten. Dabei arbeiten wir an ganz vielen Übergängen, bei denen mir die Formgebung extrem wichtig sein wird. 

Schulparade und Schulschritt sowie weiter in Richtung Piaffe. Ja. Aber. Zuerst möchte ich von Tabby ein wirklich fleissigeres und schnelleres Abfussen. Tabby hat gelernt brav die Gelenke der Hinterhand zu beugen und sich zu setzen, allerdings ist die Standbeinphase relativ lang. Das heißt, Tabby bleibt relativ lange am Boden. Wenn ich den Takt bislang erhöhen wollte und auf der Kruppe touchieren, dann brachte uns das fliegende Hinterbeine um die Ohren – und ich spreche jetzt darüber, dass ich auf Tabby saß. Also Takt erhöhen, mit Hilfe der Gerte führt zu Hektik und Nervenzusammenbrüchen. Tabby fühlt sich dann überfordert und ich kann das nachvollziehen. Wenn ich komplizierte Tanzschritte behirnen soll, dann geht das auch immer nur langsam. Schnell ist mal gar nichts. Höhere Geschwindigkeit bringt mich nur aus dem Konzept. Wenn alle nach links tanzen, tanze ich mit sicherheit nach rechts und stürze vielleicht sogar. Nachdem wir uns sehr ähneln, kann ich Tabbys Hektik nachvollziehen. Irgendwann müssen wir aber mit den Hinterbeinen fleißiger werden, die Hinterbeine schneller aus dem Sand bekommen. Das ist also jetzt unser Ziel und hier arbeiten wir einfach an einem fleißigeren und schnelleren Abfussen, ohne den Grad der Versammlung erheblich zu steigern. Hier reichen mir ein paar flüssige Übergänge. Das bedeutet, wir werden sehr am versammelnden Schenkel arbeiten, der direkte sitzt – und manchmal eben zu sehr. Der direkte Schenkel begleitet uns im Abfussmoment, der versammelnde Schenkel löst ein noch früheres Abfussen aus. 

Mit jeder genommenen Hürde steigt Tabbys Selbstbewusstsein immer enorm, daher hoffe ich auch auf mentale Losgelassenheit. 

Sollten sich die Verspannungen lösen, erhoffe ich mir dadurch auch mehr Leichtigkeit im Galopp. Zwischen Linksgalopp und Rechtsgalopp liegen Welten. Hier würde ich gerne eine Angleichung haben, ich wünsche mir ein reelles Vorwärts, ein Aufnehmen, ohne dabei zu verhungern – das ist im Galopp irgendwie die größte Baustelle und die größte Gefahr. 

Und sollten wir den Galopp dann so weich und geschmeidig haben, dann wäre es auch hier an der Zeit ein bisschen mit den Seitengängen zu spielen – die Betonung liegt auf ein bisschen, flüssig in der Bewegung zu bleiben und zwar immer und spielerisch die Arbeit mit unseren Galoppwechseln fortzusetzen. 

Immer flüssig – immer in Balance

Wenn Kinder lernen frei Fahrrad zu fahren, dann wechselt man vom Laufrad auf das Fahrrad mit Stützrädern und irgendwann ist die Balance so gut, dass es auch ohne geht. Im Grunde ist es bei Tabby ähnlich – ich muss sehr darauf achten, dass ich jeden einzelnen Zwischenschritt nicht zu lange bearbeite, dann fühlt sich das Ergebnis nämlich sehr statisch an, Also vom Laufrad schnell zum Fahrrad mit den Stützrädern und diese bald abmontieren. Grundsätzlich war es so, dass sich Tabby sehr lange von mir gestützt fühlt. Dies kann aber jegliche Selbstständigkeit rauben. Das heißt auch hier möchte ich nicht jeden Schritt überwachen müssen – das war mal so, dass ich die breitbeinige Hinterhand ständig kontrollieren musste, diese Einstellung wurde bei uns beiden fast zur Bequemlichkeit. Also weiteres Ziel- – mehr Selbstständigkeit. 

Das wäre eigentlich schon eine ganze Menge, was wir uns da vorgenommen haben. 

Ein klarer Lehrplan für den Nachwuchs

Aufgeweckt und neugierig: das ist Konrad. Hier schauen wir beide mal „aus dem Klassenzimmer“

Für den Konrad möchte ich mir eine klare Struktur für heuer überlegen. 

Wir waren in sämtlichen Facetten am Boden recht fleissig, aber ich habe das Gefühl, vor allem in den letzten Wochen den Konrad ein wenig zu sehr gelangweilt zu haben. Wir haben dann mit verschiedenen Gegenständen, Planen usw. Abwechslung in unserer Bodenarbeit gebracht und auch mal Kruppeherein fleißig vorwärts mit Halparade zielgenau aus dem Trab auf einer Plane ausprobiert. All diese Dinge möchte ich noch gezielter in unsere Arbeit einbauen. Und dann werden wir heuer das Reiten forcieren. 

In Punkto Beziehung sind Konrad und ich uns sehr einig, dass wir uns sehr sehr mögen: das ist aber oft nicht einfach, denn Konrad möchte gerne die Nummer eins in meinem Leben sein, was aber aufgrund weiterer drei Pferdchen im Hause Eichinger nicht uneingeschränkt möglich ist. Manchmal ist Konrad dann wirklich „angerührt“ und man muss ihn sehr trösten. Hätte ich nicht noch einen Conversano von dieser Sorte kennen und lieben gelernt – ich hätte mich bei Konrads Stimmungsschwankungen manchmal nicht ausgekannt. 

Ebenfalls am Stundenplan steht die Verbesserung der Kondition. In Punkto Genauigkeit muss ich auch meine Pläne sehr gut ausformulieren. Die Herausforderung in der Pferdeausbildung ist immer: Sehr gut zu planen aber situationselastisch zu bleiben.
Konrad wird nun sechs Jahre alt, das heißt wir werden das Reiten etwas mehr dazu nehmen und hier habe ich einfach nur zum Ziel, dass es Konrad Freude macht, geritten zu werden, dass er mit demselben Stolz an die Sache herangeht. Dass er losgelassen bleibt und zufrieden – so – wie ich es in meinem Podcast vor Weihnachten schon angekündigt habe, so dass entspannte Ausritte im Sommer möglich sein werden.

Das gilt nicht nur für die Reiterei sondern auch sonst im Leben. 

Mit Pina möchte ich gerne wieder regelmässig in der Handarbeit am Thema Versammlung und Vorgriff arbeiten. „Brustkorb hoch“ ist hier das Motto. Hier haben wir ein ähnliches Thema wie bei Tabby, allerdings sieht die Sache ganz anders aus. Pina bedeutet Detailarbeit und vor allem auch ganz viel „chaka, chaka du schaffst das“. Ansonsten ist es einfach immer wieder eine Freude, dieses tolle Pferd zu reiten – vor allem ihr Galopp ist einfach ein Traum. Mal sehen, ob wir hier auch ein wenig dazu lernen können. Ganz gleich ob unter dem Sattel oder in der Handarbeit. 

Genau diesen Gesichtsausdruck gilt es bei der weiteren Arbeit zu behalten: Amena immer motiviert und verspielt!

Amena wird heuer im April vier Jahre alt. Bei ihm gilt es die Basis zu festigen, ohne Langeweile aufkommen zu lassen. Bei jedem Pferd lernt man etwas dazu – manchmal kommt es mir vor, Amena hat viele Inhalte so selbstverständlicher aufgesaugt. Vermutlich auch, weil wir uns hier in seiner Unbekümmertheit und Leichtigkeit gespiegelt haben: „Man kann es ja mal versuchen“.

Amena soll weiterhin viel Freude haben, auch für ihn habe ich lange Wanderungen und Spaziergänge eingeplant – ich hoffe, dass wir mit unseren Lipizzaner Buben heuer auf Wanderschaft gehen können – das wäre einfach nur toll! 

Es wird ein spannendes Pferdejahr. 

Ich bin natürlich gespannt auf Deine Themen, ob es Dinge gibt, die Du Dir vorgenommen hast?
Hast du schon eine persönliche Landkarte einen Wegweiser für 2020 erstellt? Oder lässt du einfach alles auf dich zukommen? 

Ich freue mich schon sehr über dein Feedback! Hinterlasse mir doch auch gerne einen Kommentar mit deinen Zielen auf meiner Seite!

Alles Liebe