Welche Position bevorzugt mein Pferd? Bodenarbeit? Longieren? Handarbeit? Reiten?
Kann es überhaupt eine Präferenz geben? – Ja klar!
Unsere Pferde fühlen sich mit uns in einer bestimmten Position am wohlsten. Ob dies nun vor dem Pferd, auf dem Pferd oder neben dem Pferd ist, ist von Pferd zu Pferd unterschiedlich. Auch wir Menschen haben eine Präferenz und wenn wir Glück haben, passen unsere Vorlieben zusammen.
Woran merke ich, ob meinem Pferd eine Position gut gefällt oder nicht?
Jeder kennt sein Pferd natürlich am Besten und somit heißt es aufmerksam zuhören und sich „ins Pferd“ rein denken. Manche Pferde teilen uns sehr klar mit, was ihnen gefällt und was nicht, andere wiederum sind sehr in sich gekehrt und man muss daher umso achtsamer auf kleine Signale achten. Manchmal ist es auch ein höfliches Zurückziehen, welches uns Aufschluss über die Situation gibt.
Ein Beispiel:
Meine Warmblutstute Amira ist in allen Positionen sehr vorbildlich und brav. Sie macht alles, was man von ihr möchte, jedoch sagt ihr die Handarbeitsposition am meisten zu!
Warum? – weil sie hier aufblüht, Freude hat und sich vor allem auch besonders deutlich mit mir gemeinsam über Gelungenes freut. Sie legt sich hier richtig ins Zeug, was sehr positiv ist, denn ansonsten ist sie eher sparsam mit ihrem Feuer, fast so als würde sie sich beispielsweise an der Longe vornehm zurückhalten.
Wie habe ich gemerkt, dass die anderen Positionen nicht so optimal sind?
Amira ist in der Bodenarbeitsposition sehr höflich und reagiert auch brav auf meine Hilfen, jedoch muss ich ihr jeden Schritt genauestens ansagen und sie legt jegliche Verantwortung ab. Sie wird dann gerne in der Tonisierung der Muskulatur schlaff und trottet auf mich zu, anstatt energetisch mit dabei zu sein.
Beim Longieren haben wir das Thema, dass sie sich ebenso sehr fallen lässt. Natürlich ist ein Dehnen zur Hand hin super, aber nicht, wenn dabei der ganze Brustkorb absackt und sie dann in allen drei Gangarten die Vorderbeine kaum aus dem Sand bekommt.
Daher ist die Handarbeit zu unserem all Time Favorit neben dem Reiten geworden. (Siehe Titelbild by Sabrina Reiter – Simages Fotography)
Meine Lusitanostute geht noch nicht lange in die Schule und kennt bisher die Bodenarbeits- und Longierposition. Allerdings habe ich schnell bemerkt, dass sie sich gerne bewegt und den Bewegungsdrang möchte ich nicht bremsen, denn ein gehfreudiges Pferd ist mir sehr wichtig. Natürlich bringe ich ihr in der Bodenarbeit die wichtigsten Hilfen bei, aber fördere auch gerne die Freude an der Bewegung und entlasse sie schnell in die Longierposition, auch wenn wir da viele Hilfen noch nicht abrufen können und erfreue mich an ihrer Lebensfreude und ihren schönen Bewegungen.
Ein Schülerpferd von mir möchte unbedingt Reitpferd sein, denn die Bodenarbeit stresst ihn bzw. drückt er seinen Unmut deutlich durch Schieben und Zwicken aus. Beim Longieren ist er sehr triebig und geht nicht so gerne vorwärts, der Mensch hat dabei viel zu tun, um ihn in Bewegung zu halten. In der Handarbeit hat er noch am Meisten Spaß, denn die versammelnde Arbeit liegt ihm sehr und bringt viel Freude. Doch wenn man reitet, dann hat er Energie ohne Ende und hat viel Spaß dabei. Durch diese Arbeit unter dem Sattel, hat Rusty ein komplett neues Körpergefühl entwickelt und fühlt sich mittlerweile auch in der Bodenarbeit immer wohler und kann auch dort mit seinem Menschen Spaß haben.
Zum Glück haben wir so viele Möglichkeiten, unsere Pferde auszubilden, ohne dabei den Spaß und die Freude zu verlieren.
Auch bei manchen Jungpferden beobachte ich, dass sie nach einer gewissen Zeit bereit für den Reiter sind und stolzer nicht sein könnten, als wenn der Mensch auf ihnen Platz nimmt. Voraussetzung dafür ist natürlich das passende Alter und der körperliche Entwicklungsstand.
Es gibt allerdings auch Pferde, denen die Bodenarbeit sehr viel Sicherheit bietet. Pferde die sich schnell ablenken lassen, finden in der Bodenarbeitsposition Entspannung und können sich auf den Menschen einlassen. Gerade arbeite ich mit einer tollen Araberstute, die sich gerne schnell aufregt aber auch sehr lernbereit ist, wenn es die Umgebung zulässt. Der Kopf ist ganz schnell ganz hoch oben und der Hals stark angespannt. In der Bodenarbeit lässt sie sich aber schnell auf mich und ihre Besitzerin ein und schenkt uns ihre Aufmerksamkeit. Natürlich sind wir bemüht, diese Aufmerksamkeit und Entspannung in die Longenarbeit mitzunehmen, was uns immer mehr gelingt.
Was ich mit diesem Beitrag sagen möchte?
Es gibt wie immer kein Schema F, wo ein Pferd zuerst die eine Position perfektioniert haben muss, bevor man in die nächste wechseln darf. Nein, es ist wichtig seinem Pferd zuzuhören und die gemeinsame Freude an der Arbeit zu finden. Natürlich muss man die ein oder andere Hürde nehmen und auch mal an schwierigen Themen dranbleiben und mutig sein, denn die verschiedenen Positionen bauen aufeinander auf, aber etwas zu erzwingen, wo sich das Pferd absolut nicht wohl fühlt, macht wenig Sinn.
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