„Reite dein Pferd vorwärts und richte es gerade“ so der bekannteste Satz von Reitmeister Gustav Steinbrecht.

Und gleichzeitig warnte Steinbrecht: „Aber ich meine nicht das Schnelle“….

Was verstanden unsere Reitmeister eigentlich unter vorwärts?

Ein kleiner Auszug, in einem ersten Teil….

Xenophon (430-355 v.Chr.)

„Wenn jedoch einige glauben, dass ein Pferd welches biegsame Hanken besittzt, auh den Köper in die Höhe aufrichten kann, so stimmt das nicht ohne weiteres. Vielmehr ist dazu auch eine starke und kurze Lende erforderlich. Ein solches Pferd wird die Hinterhand wiet unter die vorderen Schenkel setzen können. Wenn man das Pferd mit dem Zügel durchhält, während es die Hinterhand nach vorn setzt, so beugt es die Hinterhand in den Hanken, die Vorhand hebt es in die Höhe, so dass dem Gegenüberstehenden Bauch und Schamteile sichtbar werden. Wenn der Reiter sein Pferd ermuntert und dabei weder zu schnell noch zu langsam reitet, sondern derart, wie sehr mutige Pferde am stolzesten und in der Versammlung am schönsten werden………“

Guérinière (1688-1751)

„So hervorragende Übungen auch das Schulterherein und Kruppeheraus sind, die immer zusammen gehören, so darf man deswegen doch nicht versäumen, das Pferd weiterhin auf gerader Linie, als auch auf dem Zirkel im Trab zu üben. Dies ist der Anfang zu dem man immer wieder zurück kommen muss, um die Schultern und Hanken in einer beherzten und entschlossenen Bewegung zu halten und zu festigen. Der Trab ist das beste Mittel, jungen Pferden die erste Biegsamkeit zu geben, die sie brauchen, um zum Gehorsam zu kommen. Das Pferd wird im Gehen von der Natur bewogen, sich der Stärke seines Rückens, seiner Hanken und seiner Sprunggelenke zu bedienen, um den gesamten Körper nach vorwärts zu schieben. Da seine Schultern und Vorderbeine diese Bewegung abstützen müssen, liegt das Gewicht überwiegend auf der Vorhand und das Pferd ist zwangsläufig schwer in der Hand. Um ein Pferd auf die Hanken zu setzen, und ihm diesen Fehler zu nehmen, auf der Vorhand zu gehen, habend die Reiter ein Mittel in der Parade, der halben Parade und im Rückwärtsrichten gefunden“.

Pluivinel (1552-1620)

„Nichts ist schöner beim Pferd anzusehen als Gehwille in den Lektionen, und nichts ist schlimmer als Trägheit und fehlender Nerv. Aus dem Sitz heraus zu reiten, bedeutet dem Pferd beizubringen immer nach vorne zum Schwerpunkt zu treten. Ich lasse das Pferd im Schritt, Trab und Galopp gehen, ohne Einengung, damit das Pferd merkt, dass es Bewegungsfreiheit hat und sich darüber freut, sich in seiner Freude an  die Lektionen erinnert, die es gelernt hat..“

Steinbrecht (1808-1885)

„Vorwärts ist die Losung in der Reitkunst, wie im ganzen Weltall. Es müssen daher dem Reiter mehr Mittel zum Vorwärtstreiben als zum Verhalten zu Gebote stehen. Unter Vorwärtsreiten verstehe ich nicht ein Vorwärtstreiben des Pferdes in möglichst eiligem und gestreckten Gangarten, sondern vielmehr die Sorge des Reiters, bei allen Übungen die Schubkraft der Hinterbeine in Tätigkeit zu erhalten, dergestalt dass nicht nur bei den Lektionen auf der Stelle, sondern sogar bei Rückwärtsbewegungen das Vorwärts, nämlich das Bestreben des Pferdes, die Last vorwärts zu bewegen, in Wirksamkeit bleibt. Man befähige daher das Pferd durch Übung seine Schubkraft durch Belastung bis zum Äußersten zu beschränken, man unterdrücke sie aber niemals durch Überlastung. …Reite dein Pferd vorwärts und richte es gerade – und vergesse nicht, dass auch im Galopp die Versammlung, durch die wir diese Gangart vervollkommnen  wollen, von hinten her beginnen muss, indem der Reiter durch doppelte Tätigkeit und Wachsamkeit seiner Schenkel die Hinterbeine zu lebhaften und entschlossenen Vorwärtsbewegungen anregt und sie dabei stets so gerichtet erhält, dass sie gegen den Schwerpunkt der Gewichtsmasse wirken.