Was sind Sehnen eigentlich? 

Sehnen gehören zum Bindegewebe, sie sind vereinfacht gesagt Faserstränge und haben die Aufgaben Muskeln und Knochen miteinander zu verbinden. Weil Sehnen häufig mit dem Pferdebein in Verbindung gebracht werden, entsteht fälschlicherweise häufig der Eindruck, Sehnen würde es nur ebenda geben – aber dieser Annahme ist nicht korrekt. Für die Leistungsfähigkeit spielen jedoch die Sehnen an den Pferdebeinen eine große Rolle – vor allem wenn es dort zu Verletzungen kommt. 

Aber wie funktioniert diese Verbindung von Sehnen, Muskeln und Knochen?

  • Grundsätzlich wird der Muskelbauch zum Knochen hin schmäler und wird zu dichten, faserigen Kolleagenbündeln.  
  • Sehnen können sich dehnen, aber auch wieder zurück springen. 
  • Sharpey Fasern sind die „Haftklammern“ für die Sehne an der Knochenhaut. 

Die gute Nachricht: Der Köper befindet sich ständig im Aufbau. So wie auch unter dem Schorf nach einer Verletzung neue Haut entsteht, entsteht auch neues Kollagen für die Sehne. Wenn wir sagen, es dauert etwa ein Jahr, bis der gesamte Huf herunter gewachsen ist, dann haben wir bei der Sehne einen Erneuerungsprozess von sechs Monaten. Das erklärt auch die lange Schonzeit bei einer Sehnenverletzung. 

Fesselringband – die Problemzone?

Es gibt nicht nur das Fesselringband – das ist vielen Reitern ein Begriff – generell werden Sehnen an den Gelenken durch ein Ringband gehalten. 

Und was wir auch häufig durch Sehnenverletzungen wissen: Die Sehne ist schlecht durchblutet, auch daher wird vom Tierarzt häufig der Rat gegeben, für eine verbesserte Durchblutung an der erkrankten oder verletzten Stelle zu sorgen

Beugesehnen

Die Beugesehnen befinden sich unterhalb des Karpalgelenks und des Sprunggelenks. Sie verlaufen zunächst bis zum Sesambein hinter der Röhre. Für die Muskulatur sind die Beugesehnen ein wichtiger Partner – wenn die Sehne wie ein Gummiband nach der Streckung zurück schnellt wird der zugehörige Muskel entlastet. 

Der Fesselträger

Der Fesselträger verläuft ebenso am Röhrbein hinunter. Er stabilisiert das Fesselgelenk. Wir können uns vor allem bei einer Landung nach dem Sprung, wenn die Fesselköpfe weit in den Boden hinein gedrückt werden die enorme Belastung vorstellen, die bei einer Dehnung des Fesselträgers auf eben diesen wirkt. An dieser Stelle wird klar, warum man über das Springen sagt – „das Pferd hat in seinem Leben nur eine gewisse Anzahl an Sprüngen“. Weitere Sprünge würden das Pferd eventuell schädigen, vor allem durch die starke Belastung, wenn sich der Rumpf über das Bein in der Standbeinphase schiebt. Aber auch und er Hinterhand kann es zu einer Überlastung der Fesselträger kommen. 

Während man Springpferden häufig eine Verletzung des Fesselträgers an den Vorderbeinen attestiert, kommt es gerade bei Dressurpferden zu Verletzungen am Fesselträger der Hinterbeine. 

Aber wie kommt es zu diesen Verletzungen? 

Wiederholungen helfen beim Üben, allerdings ist immer die Frage, wie viele Wiederholungen für ein Pferd gut sind. Stolpert das Pferd etwa am inneren Vorderbein bei längerer Arbeit auf dem Zirkel, dann ist dies schon ein Zeichen dafür, dass die Rumpfträger ermüdet sind. Wir erinnern uns – die Sehnen erfüllen die Aufgabe Fortbewegung vor allem energieeffizient für die oberen Strukturen zu erleichtern – eine Ermüdungserscheinung zu ignorieren kann dauerhafte Folgen haben. 

Externe Faktoren spielen natürlich auch eine Rolle: So kann es zu einem Trauma durch einen Schlag oder eine Verletzung kommen, auch eine über längeren Zeitraum anhaltende schlechte Hufbearbeitung, unpassende Böden für Privatleben oder Training wirken sich negativ auf den Sehnenapparat aus. 

Fesselträgerschaden – Da haben wir den Salat

Es dauert leider lange Zeit, bis Sehnenverletzungen ausheilen. Wir erinner uns an die 6 Monate andauernde Erneuerung der Kollagenfasern – Voraussetzung ist natürlich ein gesundes Pferd. Und weil wir die Zusammenhänge im Pferd nicht einzeln betrachten können, führt eine schmerzhafte Gliedmaße natürlich auch dazu, dass sich eine Überlastung oder Schonhaltung auch auf den übrigen Körper auswirkt. 

Weil die Durchblutung an den Sehnen so schlecht verläuft dauert der Prozess eben auch länger. Was auch unbedingt beachtet werden muss – es kommt natürlich zur Bildung von Narbengewebe, dieses ist aber auch noch weit weniger elastisch als das ursprünglich gesunde Gewebe. Die Entstörung von Narbengewebe ist somit, soweit möglich empfehlenswert. Auch beim erneuten Aufnehmen des Trainings ist es wichtig, nicht von der ursprünglichen Bewegungsqualität und Elastizität auszugehen. 

Fesselträgerschaden – Wie vermeiden wir den Salat? 

Aufwärmen – und hier ist auch die Frage an das eigene Wohlbefinden? Wie wärmen wir am besten auf? Durch langsame vorsichtige Bewegungen oder durch schnelle Bewegungen? Ein Läufer wird nicht durch Laufen aufwärmen, wir nehmen zunächst mal achtsam den Körper wahr und sprinten nicht sofort los, Dehnung, Mobilisation und vorsichtige Stabilisation machen den Anfang. 

Kleider machen Leute

Es ist auch ganz spannend, dass jeder Reitweise ihren eigenen Stil hat. Sportlich wird gerne bandagiert und umwickelt, in der Reitkunst findet man diese Herangehensweise eher selten. Ich persönlich verwende im Gelände gerne einen Schlagschutz – das Pferd kann sich natürlich auch selbst auf die Füße treten, stolpern oder ausrutschen und sich so verletzen. Wenn man sich aber überlegt, dass manche Pferde permanent Stallbandagen tragen und bei Bewegung Trainingsbandagen angelegt werden, gleichzeitig aber die Temperatur der Sehnen dadurch auch deutlich überhitzt wird und somit auch die Verletzungsanfälligkeit steigt, fragt sich, was die Logik hinter der „Mumifizierung“ ist. 

Ein cooles Outfit ist einfach auch Wasser, Kühlen nach dem Training ist gesund für die Sehnen. 

Und natürlich hilft uns auch die Kenntnis über die Pferdebeine – wenn wir die Pferde nicht nur bürsten, sondern auch täglich mit den Händen den Körper kontrollieren, werden wir auch im Frühstadium einer Verletzung rascher „fündig“. Aber Achtung – nicht immer muss ein Pferdebein mit einer Sehnenverletzung nicht sofort „heiß“ sein – eine leichte Schwellung ohne höhere Temperatur kann sich schon noch zu einem langfristigen Schaden entwickeln, jede Schwellung ist in dieser Hinsicht ernst zu nehmen. 

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