✨ So viele Möglichkeiten, so wenig Zeit! ✨
Kennst du das? So viele Trainingsmöglichkeiten und Angebote – aber was sollst du eigentlich mit deinem Pferd üben? Lass uns mal schauen, was uns zur Verfügung steht:
🌱 Die Basis: Arbeit im Sandkasten
- 🎯 Bodenarbeit
- 🏎️ Longenarbeit
- 🧖️♂️ Handarbeit
- 🤼️ Freiarbeit
- 🏆 Reiten
- 🛏️ Langzügelarbeit
🚀 Zusätzliche Trainingsformen
- 🐾 Cavalettiarbeit
- 🛠️ Arbeit mit Dualgassen
- 🏅 Working Equitation
- 🎯 Hütchen- und Hindernisarbeit
✨ Abwechslung abseits der Reitbahn
Und dann gibt es natürlich noch das Schönste der Welt: 🏞️ Raus ins Gelände – ob zu Fuß oder zu zweit im Sattel!
Aber wann kommt was? Wie teile ich mir die Woche ein?
Ein Beispiel: Als ich diese Zeilen schreibe, möchte ich gerne am Ende der Woche meine Arbeit supervidieren lassen. Ich wähle dafür Konrad und Mandrake aus.
Jetzt lautet die Frage: Gibt es bestimmte Themen, die ich mir genauer anschauen möchte, woran kann ich arbeiten, wenn wir auf die Supervision hin arbeiten?
Mit Konrad habe ich im letzten Jahr viel über Schubkraft nachgedacht, wir haben viel an der Verbesserung des Abdrucks gearbeitet. Gleichzeitig haben wir auch aufgedeckt, wo Abdruck und Lastaufnahme schwer fallen. Das ist vor allem in den Galopptraversalen der Fall. Weil ich mir sicher bin, dass diese auch in der kommenden Stunde am Programm stehen werden habe ich meine Stunden so aufgebaut:
Wir haben auf großen Linien und verschiedenen Schlangenlinien und Zirkel den Kraftabdruck im Trab überprüft, ein gutes Tempo eingehalten und den Takt genau observiert, für Konrad ist es schwierig zwischen Kraftabdruck und „Schneller werden“ zu unterscheiden. Ich habe mich also primär darauf konzentriert, dass der Kraftabdruck zu einer Aktivierung der Rumpfträger führt, so als ob ich mich auf einem Springbrunnen (Konrads Rücken) getragen fühle. Was mir hier auch beim Aufnehmen meiner Arbeit auf Video aufgefallen ist, im Galopp verlieren wir immer wieder eine gleichmässige Verbindung, auch wenn es sich gut versammelt anfühlt, verliert Konrad dann und wann die Rundheit – daraus schließe ich, dass weniger mehr ist, ich also ein gutes Gefühl über den Rücken lieber in wenige gute Sprünge mitnehme und kürzer in der Versammlung bleibe.
Die Traversalen im Galopp sind für allem für Konrad in der Abduktion nach links schwieriger – das linke Hinterbein möchte nicht so gerne von der Körpermasse weg treten. Die visuelle Umsetzung hat mir aber besser gefallen, als das Gefühlte. Hier würde ich gerne auch Hütchen und Zielvorgaben in der Halle positionieren – das macht die Sache vielleicht auch für Konrad praktikabler und visuell einfacher, wenn er auch ein klares Ziel vor Augen hat.
Samstag ist unsere Supervision
- Montag hatte ich einen langen Bürotag, da hatten die Pferde frei.
- Dienstag habe ich mit Konrad viel im freien Rahmen gearbeitet, zunächst haben wir die Longe im Cavesal am unteren Ring fixiert und dann über den äußeren Hals über den Widerrist nach innen geführt als Langzügel/ äußeren Zügel. In der Versammlung war ich schon länger nicht mehr so ganz an der Longe zufrieden, auch Konrad nicht. Es war sehr spannend zu sehen, wie viel besser die Paraden ohne unmittelbare Einflussnahme an der Nase für Konrad umzusetzen waren. Nach ein paar Übergängen in die Versammlung haben wir noch mit der Longe am unteren Kappzaumring auf großer Linie gearbeitet und hier konnte sich Konrad primär auch selbst in der Haltung finden. Hat er großartig gemacht und ich wurde am Tag darauf freudig wiehernd von ihm begrüßt.
- Mittwoch eben die Galopparbeit und Arbeit am Abdruck im Trab. Dies werden wir noch zweimal wiederholen vor unserer Trainingseinheit. Wohl dosiert und mit noch größeren Pausen und Lob.
- Es ist ganz gut, wenn ich ein kurzfristiges Ziel vor Augen habe, wie etwa meine Supervision.
Dann könnte ich auch noch aus dem vollen Werkzeugkasten wählen, was wir sonst üben könnten.
Konrad gefällt die Arbeit mit Working Equitation Hindernissen, das könnte ich tatsächlich auch wieder öfter nutzen. Und natürlich auch überlegen, was uns das Gelände her gibt.
Generell neigen wir häufig dazu, immer wieder dieselben Inhalte zu üben.
Wenn es nicht so läuft
Ich beobachte oft, dass wir Zweibeiner als Ausbilder unserer Pferde uns auf einem Thema festbeissen und wenig Abwechslung rein bringen, bis wir ein gewisses selbstgesetztes Ziel erreicht haben. Auch ich habe – siehe meine Supervision Ziele und Inhalte, die ich gerne in meine Trainingsstunde mitnehmen möchte – Aber ich arbeite nicht darauf hin, am Tag X ein perfektes Ergebnis zu zeigen.
Viel wichtiger ist mir einfach der Fokus. Wenn wir ein bestimmtes Thema ganz stark ins Zentrum stellen, kann es uns passieren, das wir dann vergessen, welche Zutaten wir eigentlich überhaupt bräuchten.
Mach dir ein Rezept
Wenn wir die Zutaten eines Inhalts klar kennen, dann arbeiten wir nicht immer am „Offensichtlichen“. Beispielsweise Versammlung und wir spüren, dass unserem Pferd die Energie ausgeht. Versammlung bedeutet aber Energie. Versammlung bedeutet auch Hankenbeugung. Ich habe häufig viele Reiter in der Sackgasse: Mehr Hankenbeugung ist des Rätsels Lösung getroffen und aus eigener Erfahrung kann ich sagen – denke manchmal an das Gegenteil, suche dir alle Inhalte und Zutaten zusammen, die für die „Lektion“ wichtig sind. Reite niemals die Lektion, sondern erarbeite dir jeden Inhalt, der eben die Lektion an sich ausmacht. Und es gibt nicht nur einen wichtigen Inhalt, sondern eben viele. Das kann beispielsweise auch das Gefühl sein, wenn wir beim Thema Versammlung bleiben, das Pferd immer vor sich am Sitz zu haben.
Jetzt können wir Übergänge aller Art auf unseren Stundenplan schreiben. Wir können am Boden üben, dass das Pferd zulegt, wenn wir zulegen, wir verfeinern dabei die Körpersprache.
Wenn wir Gehfreude fördern wollen, dann planen wir auch unbedingt ein bis zwei Tage im Gelände mit ein.
Viel Auswahl aber kein Fokus?
Ein voller Werkzeugkasten ist natürlich klasse. Aber manchmal ist Zuviel Auswahl auch die Qual der Wahl. Meine Pferde haben Schritt für Schritt von der Bodenarbeit bis zur Arbeit unter dem Sattel alles gelernt. Mit steigenden Anforderungen verändert sich auch der Fokus. Wenn wir zunächst noch an der Etablierung der Hilfen und am Verständnis einer gemeinsamen Sprache gearbeitet haben, kommen bei den jungen Pferden beim Reiten natürlich andere Themen auf uns zu. Das Thema bestimmt die Herangehensweise.
Kann ich meinem Pferd das Thema am besten in der Bodenarbeit zeigen? Und auch hier bestimmt wieder unser „Rezeptblock“ mit den einzelnen Zutaten, welche Form der Umsetzung wir wählen.
Alle Aktivitäten, die wir gerne miteinander machen können wir auch nach Farbe sortieren – das schafft auch einen Überblick, wenn wir beipielsweise weniger häufig im Gelände unterwegs waren (weil grün markiert und es gibt wenige grüne Punkte auf der Monatsrückblickkarte) – dann können wir den nächsten Monat auch schon ein wenig vorausplanen und eine ausgeglichenere Mischung schaffen. Manchmal hilft uns auch der berufliche Alltag.
An einem Tag, wo ich viel Büroarbeit hinter mir habe (auch das findet leider im Alltag eines Pferdetrainers statt), bewege ich mich selbst auch lieber am Boden – für die meisten meiner vier Jungs steht dann auch Bodenarbeit, Handarbeit oder Longieren am Programm – je nachdem, wo eben aktuell grad thematisch die Reise hingeht und was uns auch Spaß macht.
Pferde erleben gerne was
Bei all der Kopfarbeit, die wir beim Reiten leisten – vergessen wir nicht – Pferde erleben auch unheimlich gerne was, sie sind neugierige Entdecker. Im Forum zu meinen Online Kursen teilen viele Menschen ihre Erlebnisse mit den Pferden. Ich bin dann manchmal geplättet, welche tollen Wanderungen, Trails oder ähnliches unternommen werden. Gleichzeitig wird auch ganz akribisch an den gemeinsamen Themen gearbeitet – aber es ist ganz viel Zeit für Spiel und Spaß eingeteilt – das darf wirklich nicht zu kurz kommen.
Es gibt tatsächlich Menschen, die mit ihrem Pferd beinahe jeden Tag dasselbe unternehmen – immer und immer wieder die gleiche Routine. Routinen geben Pferden Sicherheit, aber sie können auch furchtbar langweilig sein. Denken wir daran, unserem Pferd ausreichend Abwechslung zu geben und auch seinen Entdecker und Forscherdrang zu fördern.
Wo ist mein Startpunkt
- Wenn man sich beim „Startpunkt“ unsicher ist, wo die gemeinsame Reise los gehen sollte, dann kann man sich den Ist Zustand notieren. Welche Beziehung haben wir, wo stehen wir gemeinsam, ich und mein Pferd? Was können wir gut? Was kann mein Pferd gut? Was kann ich gut? Wo haben wir noch Verbesserungsbedarf?
- Brauchen wir eine Anleitung, dann können wir auch die Skala der Ausbildung durchgehen:
- Wie steht es um Tempo, Takt, Schwung, Losgelassenheit, Durchlässigkeit, Geraderichtung?
- Denken wir in allen möglichen Situationen durch, beispielsweise beim Üben der Seitengänge:
- Bleibt mein Pferd im gleichen Tempo?
Bleibt mein Pferd im gleichen Takt? - Verlieren wir an Schwung?
- Wie schaut es mit der Losgelassenheit aus?
- Ist mein Pferd wieder Durchlässig?
Wird es schief?
Einzelne, objektive Checkpunkte geben uns ein bisschen was zum Anhalten, wenn wir unsere Trainingsstruktur planen.
Wenn wir auch darüber nachdenken, dass es immer was zu tun gibt (nicht weil alles so schlecht ist), sondern weil das gemeinsame Tun und Entdecken Spaß machen, bleiben wir niemals stehen und finden auch leichter die Inhalte unsere Trainings- oder Erlebnisplans.
Trainingsinspirationen zum Mitmachen
Mach mit bei unseren Inspirationen zum Thema Bodenarbeit und Handarbeit – du bekommst jeweils 25 Aufgaben, die du in deinen Trainingsplan einbauen kannst, Arbeitsblätter und Inputs zur Blickschulung, damit du dein Training selbstständig überwachen und verbessern kannst.

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