Frühjahrsputz ist immer die Gelegenheit mit den größten Fehlern aufzuräumen – aufräumen bedeutet allerdings auch immer, sich von Dingen zu trennen, die man eigentlich nicht mehr braucht. Den Fehler mit in den Sattel zu nehmen und darauf herum zu reiten, kann freilich nicht zielführend sein. Allerdings sind die größten Fehler eine wunderbare Gedankenstütze,um Sackgassen zu vermeiden und nicht in alte Muster zurück zu fallen.

Fehler oder Fehlerfrei?

Was ist richtig in der Pferdeausbildung und was ist falsch? Schon alleine darüber ließe sich abendfüllend diskutieren – oder gar tagelang, wie man den Diskussionsverläufen in sozialen Medien entnehmen kann.
Fehler werden gerne zur Argumentation herangezogen, manchmal wird durch das Aufzeigen von Fehlern auch nicht an Kritik gespart.
Alle Fehler, die ich je gemacht habe, haben dazu geführt, dass ich nach und nach ein besserer Ausbilder geworden bin. 

Konzentration: Reiten bedeutet, ganz im Moment zu sein, zu analysieren und zu fühlen.
Konzentration: Reiten bedeutet, ganz im Moment zu sein, zu analysieren und zu fühlen. Foto: Katharina Gerletz

Der Druck der Perfektion

Vor einiger Zeit habe ich einen Artikel geschrieben, wobei ich mir Gedanken gemacht habe über die beste Visitenkarte eines Trainers – seine Pferde. Den Artikel verlinke ich gerne später noch. 

Auf Wunsch einer Schülerin habe ich mich als Antwort auf diesen Artikel mit allen Gedanken rund um Perfektion auseinander gesetzt. 
Es sieht immer alles perfekt aus, aber die weniger perfekten Momente gehen unter“ – das war so der Tonus der Nachricht, die mich im Messenger erreichte. Und vor allem – man fühlt sich sehr alleine, wenn zu Hause nicht alles perfekt klappt

Mein spontaner Gedanke war sofort: Ja wann klappt es denn bei mir perfekt? Ich bin die Königin des Nörgelns. Eine Sache, die ich zwar überhaupt nicht an mir mag, selbst wenn mir jemand ein Kompliment zu einem schönen Ritt macht, dann fällt mir ein: Ja, aber….ich weiß also immer noch, dass es etwas zu lernen gibt, etwas zu tun gibt. Und das wiederum finde ich nicht so schlimm – ich freue mich einfach, dass ich nie aufhören möchte zu lernen. Das war nämlich vor 20 Jahren noch ganz anderes. Wenn ich heute einen Fehler entdecke, dann freue ich mich riesig, denn ich bin der Lösung einen Schritt näher gekommen. „Nörgeln“ darf man also durchaus auch augenzwinkernd verstehen.

Zum Thema Perfektion habe ich in alten Trainingstagebüchern und persönlichen Notizen geblättert. Es wäre jetzt absolut gelogen, wenn ich nicht immer wieder ein Horse High hätte und mich einfach über ein besonders schönes, gelungenes Ergebnis freuen könnte – diese Horse Highs gibt es absolut – aber es gibt eben auch die Tiefen. Die Tiefen, die mich als Reiter denken, forschen, analysieren haben lassen und letztlich dazu geführt haben, dass ich meinen Schülern heute wie ein gutes Navi ein paar Umwege ersparen kann. 

Anfang des Jahres ist der Frühjahrsputz – und daher räume ich mal mit all meinen Fehlern auf, die ich so im Reiterleben gemacht habe

Barilla, oder der Kopf muss runter

Meine Barilla habe ich kennen gelernt, da war ich Anfang 20. Sie stand aus ausbildungsrelevanten Gründen zum Verkauf – sprich – ihre Ausbildung verlief nicht so wie erwünscht. Barilla äußerte ihren Unmut ebenso mit Steigen und diversen Bockigkeiten. Ich hatte aber irgendwie von Anfang an eine Verbindung zu ihr. Sie hat mir unglaublich gut gefallen, sie hatte Charme und irgendwie wollten wir zusammen kommen. 

Kommunikation bedeutet Formgebung, Formgebung bedeutet gesund über den Rücken: Barillas Vermächtnis an mich.
Kommunikation bedeutet Formgebung, Formgebung bedeutet gesund über den Rücken: Barillas Vermächtnis an mich. Foto: privat

Aller Anfang ist schwer, aber wir haben uns dann ganz gut zusammen gerauft. Ich habe mir vor allem oft die Haare gerauft. 

Was ich von Barilla jedenfalls gelernt habe – das war im Gelände wirklich gut zu visualisieren, wo ich hin wollte. Das wäre eigentlich auch die Schlüsselbotschaft für unsere Dressurarbeit gewesen. Ich konnte damals eigentlich überhaupt nicht ordentlich visualisieren, was ich wollte. Ich konnte auch nicht die Inhalte ausformulieren, warum ich überhaupt wie reiten sollte. Ich kannte Lektionen und diese wollte ich Stück für Stück abarbeiten. Das war aber nicht möglich, da Barilla sich schwer auf die Hand legte und einfach nicht „nachgeben“ wollte. 

Wenn man weder Problem noch Lösungen formuliert

Es gab keine Reitlehrer, die mir wirklich erklären konnten, was unser Problem war – Barilla wurde immer ein Hirnproblem attestiert – sprich Sturheit und Unnachgiebigkeit. Was aber die physischen und mentalen Voraussetzungen für die Hergabe des Genicks waren, das konnte mir einfach niemand logisch erklären – es wurde nicht mal ansatzweise versucht. 

Ich habe dadurch gelernt ganz genau nachzufragen – und das gebe ich auch meinen Schülern weiter. Ich bin froh und dankbar für jede Frage und vor allem für die Selbstverständlichkeit mit der meine Schüler alle Fragen an den Tag legen. 
Ich habe auch gelernt, dass es nicht geschadet hätte, genau auszuformulieren, was ich denn überhaupt wollte. Ich war gefangen in einer Mentalität von:

„Das war schon immer so, das bleibt so und das ändert sich auch nicht“. 

Ärgerlicher Ausspruch all jener, die gerne auf der Stelle treten (nicht zu verwechseln mit Piaffegeilheit)

Ich machte mich zwar auf die Suche nach der Ursache für diese große Unnachgiebigkeit, suchte jedoch eher im Außen, als im Innen. Wolfszähne wurden gefunden – was sicherlich nicht so angenehm für das Pferd ist, wenn eine Trense im Maul liegt. Die Zähne wurden gezogen und ich ritt eine Zeit lang gebisslos. Und da war alles möglich. Wir waren wirklich glücklich miteinander. Endlich hatte ich die Leichtigkeit von der ich immer geträumt hatte. Aber – mir war diese Lösung zu exotisch, ich war damals so konservativ eingestellt, ich wollte unbedingt mit meiner doppelt gebrochenen Trense reiten. 

Rückblickend habe ich nochmal gehört, meinem Pferd viel besser zuzuhören und dessen Vorschläge anzunehmen. 

Fehler vermeiden: Vom Gestern lernen und das Morgen verbessern

Es gibt genau eine Aufnahme von meinem ersten Kurs bei Bent Branderup mit Barilla. Damals hatte ich zwar eine kleine Einschulung von meiner Freundin Eva in Sachen Akademischer Reitkunst erhalten, aber ich hatte im Grunde keine Ahnung, worauf ich mich da einließ. „Bent Branderup“ oder „Akademische Reitkunst“ hatte ich nicht mal gegoogelt. Das war damals auch irgendwie noch nicht so Usus – alles zu googeln und vorab zu recherchieren. Ich habe mich auf die positive Empfehlung meiner Freundin verlassen und ritt, wie man halt so ritt. In babyblauer, karierter Reithose und Barilla vierfach babyblau „bereift“ – oder eben bandagiert. 

Dies als kleines „Schmankerl“, um unserer Geschichte zu garnieren. Ich fühlte mich zwischen exotisch aussehenden Kandaren und Sätteln fehl am Platz, ebenso fehl durch mein mangelndes Können. Jedenfalls – wenn ich meinen Ritt von damals heute selbst unterrichten würde, dann würde ich die Bereitschaft einer Stute sehen, die die Reiterhand sucht; ich würde ebenso sehen, dass die Reiterin das Pferd im Hals zu stark biegt, das Pferd sich aber trotzdem Mühe gibt, die Zirkellinie einzuhalten. Ich wäre mit der Reiterin nicht unzufrieden, mit dem Pferd schon gar nicht. 

Verbesserung durch Videoanalyse

Seit ich diese Aufnahme gesehen habe, gehe ich mit der Eigenkritik auch ganz anders um. 

Und das Wichtigste, was ich aus der Zeit mit Barilla gelernt habe: Niemals ist man fertig, man lernt nie aus – und –
Lernen ist Freude am Leben und gibt Inhalt! 

Barilla hat mir sehr viel über mich beigebracht. So habe ich mir Gedanken gemacht über Pädagogik für Mensch und Pferd, über Werte und Ethik, über meine Einstellung der gesamten Reiterei gegenüber. Über Vertrauen und Losgelassenheit über Leichtigkeit – und dass Leichtigkeit aber immer auch ein wenig Arbeit erfordert – Leichtigkeit entsteht nämlich immer zuerst im Kopf. 

Der rote Ferrari 

Im Oktober 2009 habe ich meine Tarabaya, kurz Tabby kennen gelernt und war vom Fleck weg verliebt. Begeistert von der Akademischen Reitkunst hatte ich einen heftigen Rückfall. Als mir Tabby im Trab vorgeführt wurde, fiel mir der Elan, die Schulterfreiheit, der bombastische Vorgriff auf – allerdings auch das bombastische breite Fußen der vierjährigen Fuchsstute mit Trakehner Wurzeln.
„Ach, wir arbeiten akademisch, da arbeitet man jedes Hinterbein zum Schwerpunkt“, habe ich den Gedanken sofort weg gewischt, dass dies wohl ein Langzeitprojekt werden würde. 

Tabbys Tonus und Gangmechanik machen auf den ersten Blick ein schönes Bild - doch so nett sich der Moment auch anfühlte: die Formgebung ist nicht korrekt über den Rücken; ich sitze zwar bequem, der Rückenschwung ist "verhungert".
Tabbys Tonus und Gangmechanik machen auf den ersten Blick ein schönes Bild – doch so nett sich der Moment auch anfühlte: die Formgebung ist nicht korrekt über den Rücken; ich sitze zwar bequem, der Rückenschwung ist „verhungert“.

Von Tabby habe ich unheimlich viel gelernt. Tabby ist extrovertiert, aber extrem unsicher. Sie überspielt ihre Unsicherheiten gerne, sie macht sich auch in der Herde gerne „wichtig“, ihre Freunde müssen geschützt unter ihrer Fittiche bleiben. Oberste Chefin ist sie aber wohl nicht. 

Welche Fehler habe ich gemacht, wodurch habe ich das meiste gelernt

Das Hauptthema: Schubkraft in Tragkraft umzuarbeiten, hat mir wohl rückblickend die größten Aha-Momente beschert. 

Im Grunde war in unserem ersten Jahr die Herausforderung Tabby überhaupt zum Zuhören zu bewegen. Alles war aufregend. Mein oranges Pony piaffierte am Putzplatz als gebe es kein Morgen, bloß wenn ein Pferd in der Stallgasse vorbei geführt wurde. Sie war mit ihren Augen und Ohren überall, bloß nicht dabei mir zuzuhören. 

Und wenn sie nicht zuhören wollte, dann lief sie fort. Konsequent und liebevoll bleiben – das war dann das Motto. Und noch heute kann es vorkommen, dass sich Tabby zum schnorchelnden Drachen aufbläst, wenn sie etwas wirklich nicht möchte. Berührt sie das Seil der Longepeitsche an den Füßen, bleibt sie mitten aus dem Galopp stehen, wendet mit der Brust in den Zirkel und faucht. Man hat sich mit einer roten Dame gefälligst nicht im Ton zu vergreifen. Und Recht hat sie. 

Fehler vermeiden: Reite den Inhalt und nicht die Lektion

Nach etwa einem halben Jahr Zusammensein war das Eis gebrochen und wir haben versucht die schwankende Hüfte unter Kontrolle zu bekommen. Hier habe ich gelernt, den Inhalt zu reiten und nicht die Lektion. Zur damaligen Zeit kam in der Akademischen Reitkunst das akribische Detailarbeiten im Stand hinzu. Das war für Tabby und mich eine tolle Sache, schließlich konnte ich die Hilfen für einen Travers geradeaus gelaufen kommunzieren, die schwankende Hüfte ließ uns jedoch auf die Schultern fallen, wir hatten kein gerades Vorführen der Vorderbeine, ständig verlor ich die Balance zwischen den Schultern. Die Nachgiebigkeit im Genick war scheinbar da, aber eben nur scheinbar. Hier zeigte sich ganz deutlich, was in der stabilen Positionierung der Hüfte noch nicht zu sehen war. 

Die Arbeit im Stand war ein ausgezeichnetes Detail, um meinen Sitz zu schulen und Tabby dadurch mehr Stabilität zu geben. 

Fehler vermeiden: Falsche Leichtigkeit 

Was ich an Tabby von Beginn an sehr mochte, war das Gefühl praktisch Null Gramm in der Hand zu haben. Tabby fühlte sich in der Oberlinie immer gut an, ich hatte eine leichte Verbindung zum Pferdemaul….aber

  • …sie knirschte mit den Zähnen 
  • …sie „suchte“ meine Hand nicht aktiv
  • …ich konnte nicht vorlassen, ohne dass sie mir unter dem Hintern davon zischte
  • …ich konnte nicht aufnehmen, ohne dass ich den Motor abwürgte
  • Diese Aufzählung entspricht quasi unseren Themen, chronologisch abgefasst in den letzten 10 Jahren. 

Ich ritt Tabby zuerst mit einer einfach gebrochenen Olivenkopftrense, kombiniert mit einem Kappzaum, später stieg ich dann auf die Renaissance Kandare mit Kappzaum gekoppelt um. Unsere letzten Versuche mit Gebiss war das Billy Allen Bit mit und ohne Shanks. Ich hatte zwar immer Leichtigkeit, aber ein Pferd, das mit den Zähnen knirschte. Grundsätzlich knirscht Tabby auch auf leichte Berührung mit einem Fellstriegel. Sie ist unheimlich kitzelig, trotzdem war es nicht nur die leichte Berührung meines Schenkels, die für Unmut sorgte. Durch meine Erfahrung mit Barilla wollte ich diesmal einer gebisslosen Alternative eine Chance geben und suchte Unterstützung bei meinem Kollegen Jossy Reynvoet, der sich der gebisslosen Reitkunst verschrieben hat. Viele Probleme in Tabbys Bewegungskonzept fanden ihren Ursprung nicht im Maul, sondern in der Hüfte. Da Hüftgelenk und Kiefergelenk miteinander verbunden sind, war es für mich logisch, dass eine Irritation an einer Stelle, am anderen Ende ebenso für Probleme sorgen musste.

2014 entdecke ich die gebisslose Reitkunst für uns. In diesem Moment kommt Tabby gut zum Schwingen, dadurch wird der Schwung nicht auf die Schultern übertragen, das Sitzgefühl ist auch bequem, Tabby sucht die Hand.

Ich habe letztlich verstanden, dass es notwendig war, meine primäre Hilfe – den Sitz absolut gut auszubilden, so gelang es uns auch Tabby besser über den Rücken und an die Hand heran zu schulen. Seit ein paar Jahren reiten wir ausschließlich gebisslos und es gefällt Tabby und mir sehr. 

Ich habe das Gefühl meine Arbeit ehrlicher und unmittelbarer überprüfen zu können. 

Wäre ich in dieser Sache früher stur geblieben, hätte ich mir vielleicht eine andere Sackgasse erspart. 

Fehler vermeiden – Rückenschwung blockieren

Inspiriert von den vielen Fellsattel und Pad-Varianten kaufte ich einen Fellsattel, nachdem mich ein Proberitt begeistert hatte. Ich war so nah am Pferd, ich konnte Tabby so unmittelbar spüren…allerdings hat mir diese Nähe auch eine kleine Umleitung beschert. 

Die Sache mit dem Rückenschwung und der Schubkraft

Im Grunde können wir sämtliche Themen nicht separat betrachten. 

Wir hatten die Hinterbeine ganz gut unter den Pferdekörper gebracht – nun blieben sie aber zu lange stehen. Erste Ansätze von Versammlung und schon hatte ich Blut geleckt. Einen besonderen Moment wollte ich nicht nur sprichwörtlich festhalten. Ich blockierte so mit meiner Hand den Rückenschwung, die Hand war nicht mehr vertrauensvoll zu suchen, mein Sitz blockierte den Schwung ebenso – auch weil ich bequem sitzen wollte und dies war im Fellsattel, der mich noch dazu relativ breit setzte auch nicht so einfach. 

Da die Hand den Schwung bremste, kam das meiner Bequemlichkeit sehr entgegen, hatte aber den nachteiligen Effekt, Tarabayas Zehen durch den Hallensand schleifen zu lassen. 

Fehler vermeiden – Der Galopp wird nicht besser, wenn man nicht galoppiert

Wir konnten im Schritt und Trab alle Seitengänge, Traversalen, Priouetten und Renvers, wir konnten eine Runde links und rechts galoppieren. Ich war jedoch unzufrieden mit den Übergängen – sowohl von Vorwärts aufwärts in vorwärts abwärts und wieder retour. Wenn ich die Zügel länger werden ließ, dann verlor Tabby – auch wenn der Zügel schon zuvor sehr leicht war auf der rechten Hand die Balance und lief ihrem Schwerpunkt hinterher, wenn ich die Zügel aufnahm, dann führte dies zu einem gewaltigen Energieverlust. Irgendwo war ich also falsch abgebogen. 

Ich beschloss, dass ich eine Menge nachzuarbeiten hatte. Ich wollte aus dem Stand, aus dem Schritt oder aus dem Rückwärtsrichten antraben, angaloppieren und wieder quasi die Übergänge retour von oben nach unten arbeiten. Egal in welcher Form – ob ich vorwärts aufwärts oder abwärts ritt, sollte ein einheitliches Tempo bestehen bleiben. 

Der Galopp wird nicht besser, wenn man nicht galoppiert. Und wir hatten 2017 beim Kurs mit Christofer Dahlgren Freude am Dreitakt.
Der Galopp wird nicht besser, wenn man nicht galoppiert. Und wir hatten 2017 beim Kurs mit Christofer Dahlgren Freude am Dreitakt.

Dies war und ist noch immer großer Bestandteil unserer täglichen Arbeit. Wir verlieren mittlerweile nicht mehr die Balance. An einer gleichmässigen Energie, wenn es in Richtung Versammlung geht arbeiten wir noch. Alles, was energetisch in Richtung Schubkraft geht, hilft uns enorm. Tabbys Stärke ist auf jeden Fall sich kraftvoll vom Boden ab zu schieben und zuzulegen – und hier kommt auch gleich der nächste Punkt, den ich auf unserer Reise einsammeln konnte: 

Denke nicht an den Fehler – Nutze die Stärken

Es hilft nichts, permanent auf den Schwächen herum zu reiten. Ja, unser Hauptthema war die Hüfte zu stabilisieren. Aber Tabby hatte völlig konträre Stärken, die sie praktisch nie nutzen durfte. Ich habe daher auch die Sache mit der Schubkraft hinterfragt und studiert.

„Reite dein Pferd vorwärts und richte es gerade“.

Gustav Steinbrecht, Das Gymnasium des Pferdes
Tabbys Bewegungenließen mich durch die Breitbeinigkeit und Instabilität in der Hüfte gepaart mit viel Schub instabil sitzen.
Breitbeinig, schwankend in der Hüfte und mit viel Schub ausgestattet – die Instabilität ließ mich auch im Sitz instabil werden.

Steinbrecht weist sofort darauf hin, dass er mit Vorwärts nicht das Schnelle meint: Bei der Beherrschung der Schubkraft warnt er gleichzeitig auch ausdrücklich davor, diese gänzlich zu unterdrücken. 

Auch dieser Hinweis hat uns in der weiteren Arbeit sehr geholfen. 

Momentan arbeiten wir daran, die Hinterbeine wieder flotter vom Boden zu kriegen. Wir arbeiten also nochmal nach, was verloren gegangen ist. Wir haben zwar mehr Hankenbiegung bekommen, mehr Elastizität in der Hinterhand, wir sind aber noch lange nicht fertig mit unserem Studium. Es ist unglaublich, dass ich durch minimale Einwirkung mit Tabbys Hinterhandgelenken kommunizieren kann – aber dies hat auch manchmal dazu geführt, dass ich langsam und quasi „laut“ denken musste. Mir jeden Satz und jedes Gefühl auszuformulieren – das hat uns beide Energie gekostet und so waren wir vielleicht gebeugt, aber nicht mehr so energetisch, dass uns die Hinterbeine fleißig unter die Masse arbeiten. 

Tabby ist das Pferd, das mir am meisten zu denken aufgegeben hat. 

Von ihr lerne und profitiere ich nach wie vor am Stärksten. 
Ich bin ihr sehr dankbar, dass sie mir jeden Fehler nachsieht und immer bereit ist, meine Ideen auszuprobieren

Welche Themen beschäftigen dich und dein Pferd? Ich bin gespannt und freue mich, wenn du mir einen Kommentar hinterlässt!

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  • Keine Zweifel – Ein Artikel über Pferdeausbildung und die Zweifel, die wir als Ausbilder unserer Pferde haben.
  • Aus Fehlern lernen – warum uns Fehler generell weiter bringen und motivieren
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